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»Unbegrenzt neo-everything«

Es ist zwar nicht festgelegt ist, wer wir sind, aber die Sachen, die wir miteinander aufbauen, sind es wert, geschützt zu werden, meint der Querdenker, Popliterat und FAZ-Kritiker Dietmar Dath. Im Gespräch über seinen mit Oliver Scheibler umgesetzten Science-Fiction-Comic »Menschen wie Gras wie« erklärt er, warum die Zeit der einfachen Antworten vorbei ist.

Bislang kannte man Sie vor allem als Autor gesellschaftspolitischer Science-Fiction-Romane wie Die Abschaffung der Arten. Nun lernt man Dietmar Dath als Comicautor und Szenarist kennen. Wie kam es dazu?

Ich hatte ein paar Sachen in der Pipeline, die alle in diese Richtung gingen. Im Grunde ging es mit meinem politischen Bilderbuch Deutschland macht dicht los, das ich gemeinsam mit dem Illustrator Christopher Tauber alias Piwi gemacht habe. Schon bei diesem Gemeinschaftswerk war ein Prozess entstanden, der über das reine Illustrieren hinausging. Dann habe ich für die Comicreihe DIE TOTEN bei Zwerchfell einen 24-Seiter geschrieben, der dann sehr eng an meinem Skript umgesetzt wurde. Es gab nur wenige Versuche, über Splash-Pages Atmosphäre zu schaffen. In dieser Zeit schickte mir Oliver Scheibler seine Fanzines mit dem Hinweis, dass ihm die Dinge, die ich schreibe, gefallen würden und er, wenn ich mal etwas zu illustrieren hätte, mir zur Verfügung stünde.

Wie lange hat es dann gedauert, bis sie gemeinsam an dem nun vorliegenden Comic arbeiteten?

Es gab Vorarbeiten zu Menschen wie Gras wie, die auf eine Erzählung hinausgelaufen wären, nämlich auf eine Paraphrase zu Blood Music, einem Science-Fiction-Roman von Greg Bear. Bei ihm geht es darum, wie die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, auf einem biochemischen Weg kaputtgeht und etwas Neues beginnt. Ich fand, dass das ein spannender Stoff ist, um die bei Bear vernachlässigten Geschlechtergeschichten stärker in den Vordergrund zu bringen. Dass die Bioforschung und -entwicklung streng verbunden ist mit Geschlechterfragen, liegt nicht erst seit Frau Lewitscharoffs Rede auf der Hand. Diesen Zusammenhang wollte ich mit der Erzählung zeigen. Aber gerade wenn es um Überwältigungserfahrungen geht, wenn die ganze Welt umgewälzt wird, dann ist das Heruntererzählen eines solchen Stoffes lange nicht so eindrucksvoll, wie einige der Bilder auf den letzten Seiten von Menschen wie Gras wie.

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Deshalb erzählen Sie diese Geschichte als Comic und nicht als Prosa?

Ich war einfach der Ansicht, dass es eine gute Idee wäre, das als Comic und nicht prosaisch zu erzählen. Ich wollte Oliver Scheibler dabei möglichst viel Freiheit lassen, so dass er mit seinen Zeichnungen eine weitere Geschichte über mein Skript legen konnte. Vieles von dem, was er umgesetzt hat – etwa die Spinnen-Erzählung oder die Menschheitsgeschichte von Jesus bis Hitler – kommt in meinem Text nicht vor. Außerdem gibt es die teuflische Figur von Farczády, die den mythologischen Aspekt abdeckt. Das musste natürlich bebildert werde, dann religiöse Stoffe sind immer von Ikonografie abhängig.  Das Ziel sollte sein, grafisch etwas zu schaffen, was auf gar keinen Fall etwas mit der Inhaltsangabe zu tun hatte. Es sollte ein Buch entstehen, das auf keine andere Art und Weise funktionieren konnte, als auf diese, nämlich als Comic.

Der Prozess, den Sie beschreiben, erfordert ein hohes Maß an Vertrauen. Kam es in der Zusammenarbeit mit Oliver Scheibler auch zu Missverständnissen oder Reibungen?

Interessanterweise waren wir uns fast immer einig. Oliver schickte mir immer seine Entwürfe und ich habe dann Dialoge manchmal noch modifiziert, aber das war es meist schon. Dabei habe ich festgestellt, dass es mir schwer viel, mich kurz zu fassen und Dinge mit sehr wenigen Worten zu sagen. Ich dachte immer, ich würde in meinem Skript wenig Dialog verwenden, aber wie viel das tatsächlich war, wurde mir erst bewusst, als es diesen Raum in den Sprechblasen nicht gab. Das war anstrengend für jemanden wie mich, der dann doch eher zum Sprudeln neigt.

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Dietmar Dath: Feldeváye. Roman der letzten Künste. Suhrkamp Verlag 2014. 807 Seiten. 20,- Euro. Hier bestellen

Wir waren uns nur an einer einzigen, für mich sehr zentralen Stelle nicht einig, nämlich als Elin nach Japan fährt und es zum Streit zwischen ihr und Martin-Martina kommt. Da hatte Oliver Scheibler der Martin-Martina-Figur eine Träne ins Gesicht gezeichnet. Das ging mir zu weit. Das hatte mich an Mission to Mars von Brian De Palma erinnert, wo am Ende das Marschmenschenwesen mit feuchten Augen vom Untergang seiner Welt erzählt. Wenn man diese fünf Minuten wegnimmt, ist das ein toller Film. Daher kam meine Abwehr dieser Träne.

Ansonsten konnte ich gut mit den grafischen Lösungen leben, mit der Jesusgeschichte, der sehr guten Idee für Nine-Eleven oder die Todes- und Beerdigungsszene am Ende. Was ich auch großartig fand, waren Oliver Scheiblers Passfoto-Galerien, mit denen er die Geschichte durch die Zeit schob. Solche Lösungen brachten mich dann noch einmal auf den Gedanken, dass Thomas Manns Zauberberg eigentlich danach verlangt, ein Comic zu sein.

Ein Zauberberg-Comic – tatsächlich eine charmante Idee. Ich frage Sie jetzt nicht, ob das ihr nächstes Projekt ist.

Oh nein, vielen Dank. Das übernehme ich nicht. Das soll Thomas Mann mal selbst machen (lacht).

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Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Bibelstelle in Brahms Requiem zentral für den Titel des Comics. Dort heißt es: »Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüet wie eine Blume auff dem felde. Wenn der Wind darüber gehet, so ist sie nimmer da und ir stete kennet sie nicht mehr.«* Ist der Wind in Ihrer Geschichte der technologische Fortschritt?

In gewisser Weise kann man das so lesen. Ich dachte an den Benjaminschen Engel der Geschichte, an den Fahrtwind, den wir selbst erzeugen und der uns jetzt entgegenbläst. Es erinnert mich an den als natürlichen Prozess wahrgenommenen und zugleich in der Geschichte unseres Tuns begründeten »Strahlungsdruck«, daran, dass es immer weitergeht. Wobei an Menschen wie Gras wie der Witz ist, dass der Titel gar nicht der Keim der Geschichte ist. Der Titel ist im Prozess entstanden. Ursprünglich lautete der Arbeitstitel anders, weil die Pflanzen, mit denen experimentiert wird, Hülsenfrüchte sind. Aber es gibt diesen Monolog von Farczády, in dem er vom Utah-Gras spricht. Davon ausgehend sind wir zum endgültigen Titel gekommen, wobei dieser auch in seiner fragmentarischen Grammatik eher wie ein abgerissener Fetzen wirkt, vergleichbar mit einem Plakat, das man aus dem fahrenden Zug heraus am Rande noch wahrnimmt.

Ist der teuflische Farczády ein Stellvertreter für Hugh Grant, dem Kopf hinter dem umstrittenen Biotechnologieunternehmen Monsanto?

Hmm… Nein… Ja… Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. In der Tat gibt es trotz Craig Venter ja noch keinen Bio-Bill-Gates, den alle kennen. Es gibt auch keinen Bio-Steve-Jobs oder Bio-Jeff-Bezos. Solche Figuren gibt es momentan nur in der Infotainment- und noch nicht in der Bio-Welt. Es sei denn, sie agieren von Anfang an so geschickt, dass man sie erst gar nicht mehr erkennen soll. Das gibt es in anderen Sektoren ja auch. Wer kennt schon die fünf reichsten Transport-Unternehmer der Welt. Aber tatsächlich, wenn man die Frage stellt, wer könnte das sein, dann am ehesten das Bio-Äquivalent zu Steve Jobs. Denn man könnte Farczády ein bisschen bewundern, wenn man es wollte. Mir ist aber wichtiger, dass dieser Bio-Unternehmer jemand ist, der mit den technischen und wissenschaftlichen Dingen umgeht wie ein Kunstmäzen. Was ihm vorschwebt ist von der Sache her ein gigantisches Kunstprojekt, nur dass er mit seinem Vorhaben tief in das Lebendige eingreift.

Ähnlich wie Steve Jobs gelingt es ihm dabei auch, die Kritik an seinem Vorhaben ins Leere laufen zu lassen. Er hält seinen Gegnern entgegen, dass er nicht wüsste, was angesichts der weltweiten Nahrungsmittelkrisen so schlimm daran sei, resistentere Pflanzen zu haben.

Die Kritik läuft vor allem deshalb ins Leere, weil er auf eine schwer zu beschreibende Art nicht eigennützig ist. Die klassische Herrschafts- und Ausbeutungskritik greift hier nicht, weil er es nicht macht, um sich ein gutes Leben zu leisten. Und so ist das ja auch bei den meisten der uns bekannten Captains of Industry. Das sind Leute, die sich für die Sache selbst knechten. Sie sind nur schwer auf der Ebene des Gegenspielers zu packen. In Farczády hat dieser Zustand eine Gestalt gefunden, der seine Fremdbestimmung genießt und sogar noch beschleunigt.

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Sie zielen auch auf die zeitgenössische Ideologiekritik, die sie mit der Figur entblößen wollen.

Das Problem der Ideologiekritik besteht darin, dass Ideologie ein falsches Bewusstsein mit sich bringt, das die Menschen im Kopf haben und das, folgt man der Kritik, irgendjemandem nützt. Diese Kritik läuft dann ins Leere, wenn dieses Bewusstsein im Kopf keinem mehr nützt. Der entscheidende Punkt bei einer sinnvollen Kritik besteht doch nicht darin, aufzuzeigen, was alles falsch sein könnte, sondern herauszufinden, was man selbst will. Die Gegenwehr der Figuren in Menschen wie Gras wie beginnt in dem Moment, wo sie sich bewusst werden, dass ihre eigene, erarbeitete Liebenswürdigkeit in dem Zukunftsszenario keine Rolle mehr spielt. Sie werden zu Widerständlern über die Wertschätzung ihrer eigenen Ansichten und nicht über die Frage, welches Naturgesetz hier gerade gebeugt wird.

Was die gegenwärtigen Haltungen in der Debatte um das Natürliche und das Künstliche hinterfragt.

Es gibt eine altmodische Position, die sagt, ich bin was ich bin, und es gibt die Farczády-Position, die zufrieden damit ist, das sie gar nichts und niemand und damit auch unbegrenzt ist. Unbegrenzt flexibel, unbegrenzt modular, unbegrenzt neo-everything wenn man so will. Die Position, für die diese Geschichte mit ihren schwierigen Menschen steht, sagt hingegen, dass zwar nicht festgelegt ist, wer wir sind, aber die Sachen, die wir miteinander aufbauen, sind es wert, geschützt zu werden. Nur weil Identität nicht mehr genetisch oder national festgelegt, sondern sozial erarbeitet ist, heißt das nicht, dass sie weniger schützenswert ist. Die gegenwärtige Argumentation wäre, dass es etwas Naturgegebenes gibt, das von dem Künstlichen kaputtgemacht wird. Ich würde aber sagen, dass es egal ist, ob etwas natürlich oder konstruiert ist. Entscheidend ist, ob die Menschen selbst entscheiden können, was sie daraus machen wollen. Auch das Konstruierte kann als wertvoll betrachtet werden.

Welche Funktion haben dabei die mythologischen Halbwesen, die Elin immer wieder im Kopf hat?

Es ging Oliver Scheibler und mir immer darum, Dinge zu zeigen, die man nicht sehen kann – deshalb spielen hier die Bilder auch so eine große Rolle. Dass sich Elin die homosexuellen Geschlechtspartner von Martin-Martina als mythologische Monster vorstellt, zeigt ja auch, dass sie Angst vor Homosexualität hat. Die Elin-Figur zeigt auch, dass es möglich ist, jemanden zu lieben, der homosexuell ist und gleichzeitig schwulenfeindlich zu sein. Die Bedrohung, die Elin sieht, schiebt sie mit diesen Einbildungen weg, indem sie sich sagt, dass da nicht Martin-Martina aktiv sei, sondern Monster die Kontrolle über das Geschehen ergreifen.

Das Komische in dieser Geschichte besteht darin, dass es tatsächlich ein solches Monster gibt: nicht der homosexuelle Martin-Martina, sondern der aalglatte Farczády. Aber auch der benutzt eine Gummimaske. Es gibt also keine Eindeutigkeiten mehr. Die Zeit der einfachen Antworten ist vorbei.

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Das Bild eines Go-Spielbretts zieht sich als Bildmetapher durch die gesamte Geschichte. Zu Beginn ist es wohlgeordnet, dann dehnt es sich im Raum und verwandelt sich in ein Schlachtfeld bis es schließlich komplett leer ist. Ist diese Leere Dietmar Daths Perspektive für die Menschheit?

Keineswegs. Go ist ja ein Spiel, das, anders als aggressiv ausgerichtete Spiele wie Mühle oder Schach, eine weichere Strategie verfolgt. Es fließt wie eine Welle. Ich sehe perspektivisch, dass man loslassen kann. Das machen ja auch die Figuren am Ende. Mich erinnert die Auflösung der Geschichte an eines meiner Lieblingszitate von John Cage, der mal gesagt hat, dass er an ganz schlechten Tagen mit seiner Musik und all seinen Kritikern im Studio ist. An besseren Tagen sei nur er und die Musik im Studio, aber an den allerbesten Tagen sei er auch noch weg. Das ist der Bogen, den der Comic in der Go-Metapher nachempfindet.

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Dietmar Dath, Oliver Scheibler: Menschen wie Gras wie. Verbrecher Verlag 2014. 206 Seiten. 24,- Euro. Hier bestellen

Oliver Scheibler hat eine faszinierende Bildsprache gefunden, indem er weit über die Illustration der Erzählung hinausgeht und immer wieder zeigt, was im kollektiven Gedächtnis zu den einzelnen Themen, etwa zu Japan, ruht. Das erinnert in Ansätzen an Jens Harders Vorgehensweise in ALPHA und BETA, so dass bei der Lektüre eine Art menschliche Kulturgeschichte entsteht. Steht der Comic vielleicht viel enger im Zusammenhang mit Ihrem neuen »Roman der letzten Künste« Feldeváye als es zunächst erscheint?

Natürlich muss man die Sachen, die gemeinsam erscheinen, auch als Werkgruppen begreifen, da sie auch ungefähr zur selben Zeit entstanden sind. Ich war mit Mareike Maage kurz nach dem Fukushima-Unfall in Japan, auch weil ich wusste, dass mich die Erlebnisse und Eindrücke für Jahre inspirieren würden. Wir hatten auch kurz überlegt, ob wir die Geschichte zum Zeitpunkt der Katastrophe spielen lassen sollten, haben uns dann aber dagegen entschieden. Es gibt jetzt aber diese eine genial komponierte Seite, auf der sich auch die Aufräumarbeiten wiederfinden. Ansonsten hat Oliver Scheibler tatsächlich viele Japan-Images gefunden, die in den meisten Köpfen sofort entsprechende Assoziationen wecken.

In dem Comic heißt es an einer Stelle: »Geschichten gehen aus Geschichten hervor, nicht aus Lehrsätzen.« Was sind denn die Geschichten hinter Menschen wie Gras wie und Feldeváye?

Die Entstehung des Comics war ein Prozess, in dem viele Sachen zusammengekommen sind. Der ursprüngliche Nukleus waren wohl die Fanzines, die mir Oliver Scheibler vor Jahren geschickt hat. Damals hatte ich mich gefragt, was für eine Geschichte man erzählen würde, die diese Bildsprache verlangt. Dann gab es auch die Japan-Erfahrung. Ich kann hier keinen einzelnen Moment nennen, in dem mir eine Idee kam, diesen Comic zu machen, sondern der Prozess war vielmehr fremdbestimmt.

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Im Gegensatz dazu kam mir vor Jahren die Idee zu Feldeváye, als ich das Buch The Side of Death des Kunstkritikers T. J. Clark gelesen habe, in dem er schildert, wie er über Jahre immer wieder zu einem Gemälde zurückkehrt und es in Augenschein nimmt. Es ist ein  sich über 300 Seiten hinziehender Bericht über die verschiedenen Wahrnehmungen eines Gemäldes, mit Abbildungen bestimmter Details des Kunstwerks. In Feldeváye wollte ich dann darüber schreiben, wie es sein könnte, wenn ein ganzer Planet so gestaltet wäre. Und wenn eine ganze Bevölkerung und eine ganze Zivilisation so funktionieren würden, wie sein Buch. Das ist ähnlich wie bei Frank Herbert und seinem Roman Der Wüstenplanet. Er hat einmal erzählt, dass ihm die Idee zu dem Roman kam, nachdem er in einem Flugzeug mitgeflogen ist, das über einer Steppenlandschaft Pestizide versprüht hat. Wie könnte ein ganzer Planet unter diesen Bedingungen aussehen, hatte er sich damals gefragt und das war die auslösende Frage für den Roman. Ich habe noch viele frei flottierende Ideen. Zum Beispiel sind Szenen in meinem Kopf, von denen ich genau weiß, wie sie ablaufen, aber die Figuren dazu noch nicht kenne. Andererseits trage ich schon lange eine Figur mit mir herum, von der ich nur weiß, dass sie in einem Western spielt und »der Deutsche« heißt.

Ein Zahnarzt ist diese Figur aber nicht oder? Sonst bekommen Sie sicher ein Problem mit Quentin Tarantino und Christoph Waltz.

Eigentlich eine gute Idee (lacht). Nein, aber ich will sagen, dass bei mir höchst selten eine einzelne Idee ein Projekt nährt und trägt, sondern meist viele Gedanken into place zusammenfallen. Wenn es so ist, dann ist diese Idee selten im Titel oder in der ersten bzw. letzten Szene verankert, sondern findet sich meist irgendwo in der Mitte wieder. Dann legt sich alles andere um diese Idee wie Schalen um einen Kern. Am deutlichsten sieht man das in meinem Buch Für immer in Honig, wo der Titel genau auf die eine Stelle unter den über eintausend Seiten zeigt, wo der Erzähler auf das Honigglas zeigt und sagt, dass dort alles drin sei. Aber das ist das einzige meiner Bücher, wo Titel und erzählerischer Kern direkt miteinander zu tun haben.

Menschen wie Gras wie ist explizit kein Öko-Comic, dennoch gewinnt am Ende das Gras. Wieso dieser Widerspruch?

Die ganze Geschichte ist voller Widersprüche. Sie ist eine boy-meets-girl-Geschichte, in der die Grenzen einerseits zwischen boy und girl und andererseits zwischen den sexuellen Orientierungen verschwimmen. Man könnte auch sagen, dass Dinge von einer zweiten Natur sein können. Das Aushalten von Widersprüchen verweist auf die Notwendigkeit, dass wir uns einerseits ändern, andererseits aber auch treu bleiben müssen.

* Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.

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