Monate: Juni 2014

Wunscherfüllungszone oder modernes Pompeji?

Berlin ist dem Untergang als kultureller Themenpark geweiht. Zu diesem Urteil muss man kommen, folgt man seiner Polemik »Die Ordnung herrscht in Berlin« des französischen Soziologen Francesco Masci. Der Bildband »Wonderland. Wild Years revisited 1990 – 1996« hält relativierend dagegen und zeigt mit der Vergangenheit das eigentliche Drama der Berliner Kulturszene.

»So viel geiles Zeug«

Am Freitagabend sind im ehrwürdigen Erlanger Markgrafentheater die Max und Moritz-Preise für die besten Publikationen der Neunten Kunst vergeben worden. Dabei gab es einige Überraschungen und ein »Starlett« namens Ralf König, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Mit Ulli Lust traf die Jury die perfekte Wahl für die beste deutschsprachige Comic-Künstlerin, Mawils »Kinderland« wurde als bester deutschsprachiger Comic ausgezeichnet.

Die verhängnisvolle Hoffnung Europa

Der Roman »Iman« des Franko-Kanadiers Ryan Assani-Razaki und der Comic »Unsichtbare Hände« des Finnen Ville Tietäväinen vermitteln ein differenziertes Bild davon, warum sich viele Flüchtlinge in Europa ein besseres Leben erhoffen und sich auch von den besten Grenzschutzmaßnahmen nicht abschrecken lassen werden.

Stardust memories are born

Michaël Borremans is artist and filmmaker. A lot of his art has it’s origin in old photographs. Borremans alienates them with his art. Often he shifts no more than nuances, the boundaries between photorealistic paintings and painting like photographs are blurring. Over 100 dreamily beautiful and poetic pieces of the Flemish artist are now published by Hatje Cantz Verlag. The art book contains as well 50 essays by distinguished authors, which speak for themselves.

Robert Lebeck: Glanzlichter der Reportagefotografie

Am Samstag ist der deutsche Fotograf Robert Lebeck in Berlin verstorben. Lebeck dokumentierte Anfang der 60er Jahre den Aufbruch in den frisch in die Unabhängigkeit entlassenen afrikanischen Staaten und fotografierte die Verhältnisse in der Sowjetunion auf dem Höhepunkt der Kubakrise. Kein anderer deutscher Nachkriegsfotograf brachte den Deutschen die Welt so nahe und reflektierte zugleich derart kritisch die Verhältnisse im eigenen Land.

Terror in Berlin

Zwei in Frankreich lebende Deutsche debütieren mit dem herausragend recherchierten Berlin-Comic »Gleisdreieck«, einer Geschichte aus den 1980er Jahren zwischen gewaltbereitem Linksterrorismus und grüner Sonnenblumenrevolution.

Das Eckige passt nicht ins Runde

Der brasilianische Schriftsteller Luiz Ruffato hat eine Anthologie mit Erzählungen zusammengestellt, mit denen die Lesenden das WM-Gastgeberland »über eine der größten Leidenschaften seiner Bevölkerung« kennenlernen sollen. Es wird ein anderes Brasilien sein, als das, was uns in den nächsten vier Wochen von den Bildschirmen vermittelt wird. Gerade deshalb sollte dieses Buch jetzt gelesen werden.

Die Angst vor dem Fremden

Der britische Illustrator Stephen Collins erzählt in seinem Comic »Der gigantische Bart, der böse war« die kafkaeske Geschichte von einer aufgeräumten Gesellschaft, die von einem ausufernden Bartwuchs ins Chaos gestürzt wird. Eine grandiose Allegorie auf die britischen Verhältnisse der Gegenwart.

Drei Frauen im Schicksal vereint

Die in London lebende Autorin Nadifa Mohamed erzählt in ihrem zweiten Roman »Der Garten der verlorenen Seelen« aus der Sicht von drei Frauen vom Kampf ums Überleben kurz vor Ausbruch des somalischen Bürgerkriegs – eine ebenso berührende wie erschütternde Lektüre.