Comic

US-Trends: Indie-Comics und Comic-Magazine

Als Autor der US-Kolumne des Comicmagazins ALFONZ komme ich immer wieder in den Genuss, die Ankündigungen auf dem US-Comicmarkt unter die Lupe zu nehmen. Die Kurzhinweise werden in unregelmäßigen Abständen auch hier erscheinen, für die zeitnahe Lektüre der Hauptkolumne muss man sich das Magazin kaufen. Den Auftakt machen unter anderem die erfolgreichsten Comics 2014, eine neue SciFi-Serie von Grant Morrison, Daniel Clowes »Eightball«-Kollektion und Alex Raymonds Dashiell-Hammett-Serie »Secret Agent X-9«.

Alljährlich gibt die Fachzeitschrift des amerikanischen Buchhandels Publishers Weekly ihre Buchfavoriten bekannt. In der Kategorie Comic dominierten 2014 die Indie-Comics, die hier in aller Kürze vorgestellt werden: Die amerikanische Cartoonistin Roz Chast arbeitet in ihren witzig-ernsten Rückblicken Can’t we talk about something more pleasant? das komplexe Verhältnis zu ihren Eltern auf. Pop Gun War-Autor Faryl Dalrymple ist mit The Wrenchies das rundum geniale Porträt einer Jugendgang gelungen, deren Mitglieder sich als Superhelden entpuppen. Die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin Eleanor Davis hat in How to be happy ihre nachdenklichen Kurzgeschichten zum Thema Zeit in einen bunten Strauß Neunter Kunst gebunden. Der kleinere der beiden Hernandez-Brothers, Jaime Hernandez, widmete seiner Lieblingsfigur aus dem Love & Rockets-Universum Maggie ein eigenes Porträt. »The Love Bunglers« besitzt die erzählerische Tiefe und emotionale Intensität einer Great American Novel.

Fantagraphics Books gibt seit November eine limitierte Gesamtausgabe aller Zap-Comix inklusive der nicht erschienenen 17. Ausgabe heraus. Die sechs Bände des legendären, von Robert Crumb herausgegebenen Comicmagazins erscheinen als Luxusausgabe (500 US $) und erinnern an die Sketch-Books von Robert Crumb, die der TASCHEN-Verlag veröffentlicht hat. Begleitet wird die Zap-Gesamtausgabe vom neunten Band der Comics Journal Library, der die geführten Interviews mit allen Zap-Zeichnern versammelt.

Es war DIE Comic-Nachricht im Winter 2014! Bill Watterson, der Vater von Calvin and Hobbes, hat noch einmal zur Feder gegriffen. Als Gewinner des Großen Preises beim Comicfestival 2014 im französischen Angoulême sollte er eigentlich die diesjährige Festivaljury leiten. Er kam aber nicht. An seiner statt hatte er ein Plakat mit 15 Panels geschickt, die stilistisch dem Zeitungsstrip des frühen 20. Jahrhunderts und erzählerisch dem Lektüreerlebnis des Comics gewidmet sind.

Nach der Kinoadaption durch die Hughes-Brüder soll der Jack-the-Ripper-Klassiker From Hell von Alan Moore und Eddie Campbell nun als Fernsehserie umgesetzt werden. David Arata soll Medienberichten zufolge das Drehbuch schreiben, Dan Murphy die Serie produzieren. Der Comic von Moore und Campbell sortiert die zahlreichen Dokumente zum Mythos und ordnet sie zu einer modernen und packenden Geschichte.


Aufregende Neuerscheinungen

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Seit Mitte Februar gibt Image Comics eine neue, sechsteilige Science-Fiction-Serie des beliebten DC- und Marvel-Autors Grant Morrison heraus. Nameless setzt bei der drohenden Kollision des Asteroiden Xibalba mit der Erde ein. Ein paar Milliardäre heuern einen dem Okkultismus zugeneigten Stricher an, der als anonymer Recke auf eine unmögliche Mission geschickt wird. In seiner neuen Miniserie holt sich der schottische Comicstar den DC-Zeichner Chris Burnham an seine Seite, mit dem er schon Batman Incorporated umgesetzt hat und der die düstere Ästhetik des SciFi-Horrors garantiert.

Grant Morrison (Text) Chris Burnham (Zeichnung): Nameless. Image Comics. 32 Seiten. 2.99 $. Hier bestellen

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The Wolf of Wall Street trifft auf Kill Bill: Mit der mindestens auf neun Bände angelegten Miniserie The Names hat Vertigo eine Brokerstory gestartet, die es in sich hat. Der Börsenmakler Kevin Walker hat alles, was sich so mancher wünschen kann: Er ist unfassbar reich und hat eine bildhübsche kleine Familie. Doch nach dem Besuch eines mysteriösen Chirurgen stürzt er sich aus dem Fenster seines Büros im fünfzigsten Stock. Hier stimmt was nicht, das weiß auch seine schöne Frau Katya. Und begibt sich auf einen schonungslosen Rachefeldzug. Bislang sind sieben Alben erschienen, im April und Mai sollen Teil acht und neun folgen.

Leandro Fernandez (Zeichnung) & Peter Milligan (Szenario): The Names, Vertigo Comics, 32 Seiten/Band, 2.99 $. Hier bestellen

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Bevor Daniel Clowes mit Geschichten wie Ghost World, David Boring oder der Serie Lloyd Llewelyn zu einem der einflussreichsten Underground-Künstler Nordamerikas wurde, hat er zwischen 1989 und 1997 insgesamt achtzehn Nummern der Comiczeitschrift Eightball herausgegeben. Es gibt aus dieser Zeit keine Arbeit aus seiner Feder, die nicht erst als Fortsetzungsgeschichte in Eightball erschienen ist. Die seit vielen Jahren vergriffenen Ausgaben mit insgesamt 450 Seiten Clowes-Kunst erscheinen anlässlich des 25. Geburtstags des Comicmagazins im Mai als Faksimile-Ausgaben in zwei ansprechenden Schubern.

Daniel Clowes (Text/Zeichnung): The Complete Eightball 1-18. Fantagraphics Books. 560 Seiten. 119,99 $. Hier vorbestellen

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witzend ist so etwas wie der kleine Bruder der ZAP- und Weirdo-Comix. Von Cartoonist Wallace Wood 1966 ins Leben gerufen, um die engen Grenzen von Zensur, Mainstream-Comics und wirtschaftlicher Vernunft zu umgehen, publizierten in den insgesamt 13 Ausgaben Comic-Größen wie Archie Goodwin, Steve Ditko, Harvey Kurtzman, Art Spiegelman, Jeff Jones, Howard Chaykin. Lange Zeit vergriffen, kann man das nerdige Comicmagazin und dessen Geschichte nun in vollkommener Schönheit wiederentdecken, wenn man noch ein paar Exemplare im Online-Handel findet. Beim Verlag war die Auflage in Windeseile ausverkauft.

Wallace Wood et al.: witzend. Fantagraphics Books. 656 Seiten. 125 $. Am Verlag ausverkauft

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In der Gasoline Alley konnten Leser nicht nur erstmals das Altern der Charaktere in Echtzeit miterleben, sondern auch Zeuge der besonderen Vater-Sohn-Beziehung zwischen Walt und Skeezix werden. Doch wie sah Walts Leben eigentlich vor Skeezix aus? In Walt before Skeezix, dem vorletzten Teil der prächtigen siebenbändigen Gesamtausgabe von Frank O. Kings klassischen Strip-Geschichten, herausgegeben von niemand Geringerem als Chris Ware, erfahren wir es.

Frank O. King: Walt Before Skeezix. Drawn & Quarterly. 540 Seiten. 44.95 $. Hier bestellen

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Alex Raymond gewann 1934 bei einem Wettbewerb den Zuschlag, eine Story von Dashiel Hammett als Comic zu zeichnen. Im Mittelpunkt der Tageszeitungsserie stand ein Geheimagent: Secret Agent X-9. Obwohl die Geschichte zu den Klassikern der Comicliteratur zählt, ist sie nur wenigen bekannt. Sie steht im Schatten der zeitgleich gezeichneten Flash Gordon-Serie, die Raymond zu einem der einflussreichsten US-Comiczeichner gemacht hat. Ein großformatiges Album rückt sie nun ins Licht der Aufmerksamkeit und lässt die Parallelwelt zu Flash Gordon wiederauferstehen.

Dashiell Hammet, Leslie Carteris (Text), Alex Raymond (Zeichnung): Secret Agent X-9. IDW Publishing. 304 Seiten. 34,95 $. Hier bestellen

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