Alle Artikel in: Literatur

Kalkuliertes Debakel

Der französische Autor Éric Vuillard ist einer der prominentesten Vertreter der engagierten Literatur seines Landes. In seinem neuen Buch geht er dem eiskalten Kalkül der bourgeoisen Elite im Rahmen des Indochina-Feldzugs auf den Grund.

Domenico Müllensiefen erhält Uwe-Johnson-Förderpreis

Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis 2023 wird im September an Domenico Müllensiefen für seinen Wenderoman »Aus unseren Feuern« verliehen. »Der Autor schreibt, als würde er lange schon nichts anderes tun«, heißt es in der Begründung. Der in Leipzig lebende Autor trat mit seinem Debüt in die Fußstapfen von Clemens Meyer, so lebendig und voller Punch ist sein Roman.

Georg-Büchner-Preis geht an Lutz Seiler

Der in Thüringen geborene Lyriker und Prosaist Lutz Seiler erhält Anfang November den wichtigsten Literaturpreis des Landes. Niemand macht aus dem Zerrinnen von Erfahrungen und Erinnerungen so klingende Literatur wie der in Deutschland und Schweden lebende Schriftsteller, der spätestens jetzt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren gelten muss. Seine preisgekrönten Romane haben als veritable Bestseller viele Leser:innen gefunden, seine Erzählungen und Gedichte hätten wohl ebenso viele Leser:innen verdient.

Holger Fock und Sabine Müller erhalten Paul-Celan-Preis

Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene, mit 20.000 Euro dotierte Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen geht in diesem Jahr an das Übersetzungstandem Holger Fock und Sabine Müller. Damit erhalten zwei verdiente Übersetzer:innen aus dem Französischen den wichtigsten deutschen Übersetzerpreis. Dass auch sie auf das Preisgeld angewiesen sind, haben sie erst kürzlich in einem Essay erklärt und damit auf ein strukturelles Problem von Übersetzenden hingewiesen.

Friedenspreisträger 2023: Der unbeugsame Salman Rushdie

Der in Mumbai geborene und in den USA lebende Schriftsteller Salman Rushdie, Autor von Bestsellern wie »Die satanischen Verse«, »Joseph Anton« und »Quichote« wurde zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Unter hohen persönlichen Risiken verteidige er die Freiheit des Denkens und der Sprache, heißt es in der Begründung. Seit Jahrzehnten lastet auf Rushdie ein Todesurteil der Ayatollahs, im August vergangenen Jahres wurde er bei einer Lesung lebensbedrohlich attackiert. Seither ist er auf einem Auge blind, seine Schreibhand wurde ebenso nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen.

Grandiose Abgründe

Der neue Roman des amerikanischen Avantgardisten Dennis Cooper ist so persönlich wie nie. »Ich wünschte« ist eine nachgereichte Umarmung an seine große Liebe und ein gleichermaßen erschütterndes wie erhebendes Dokument autofiktionaler Literatur.

Eine Verbeugung vor den Frauen

»Unser Deutschlandmärchen« von Dinçer Güçyeter erhält den Preis der Leipziger Buchmesse. Die Buchszene jubelt über die Auszeichnung des beliebten Dichterverlegers mit dem wichtigsten Buchpreis des Frühjahrs, favorisiert waren zwei andere Kandidatinnen. Außerdem wird Regina Scheer für ihre Biografie der linken Intellektuellen Hertha Gordon-Walcher und Johanna Schwering für ihre Übersetzung von Aurora Venturinis Roman »Die Cousinen« ausgezeichnet.

Wenn Texte atmen

Pünktlich zum Österreich-Schwerpunkt auf der Leipziger Buchmesse erscheint »Literatur und Kritik« in neuem Gewand. Unter der neuen Herausgeberin Ana Marwan zeigt sich die österreichische Zeitschrift auf der Höhe der Zeit: vielfältig, offen und innovativ.