Biografie, Sachbuch

Ich weiß, er kommt, der Tod

Christoph Schlingensiefs post mortem erschienenes Journal »Ich weiß, ich war’s« ist ein nachdenkliches und schmerzhaftes Tagebuch über den nahenden Tod.

In die DNA der kollektiven Erinnerung eingraviert ist das Schicksal des Aktionskünstlers, Filmemachers, Theaterregisseurs und Visionärs Christoph Schlingensief, der im Sommer 2010 seiner Krebserkrankung erlegen ist. Bereits in seinen unter die Haut gehenden Selbstgesprächen »So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein« ließ Schlingensief die Leser in sein Innerstes (und den inneren Abgrund) blicken, sie an seinen Ängsten und Hoffnungen, seiner Verzweiflung und seiner Unruhe im aussichtslosen Kampf gegen den Krebs teilhaben.

Christoph Schlingensief: Ich weiß, ich war’s. Kiepenheuer & Witsch 2012. 304 Seiten. 19,99 Euro. Hier bestellen

Der US-Inder Siddharta Mukherjee hat im Frühjahr eine bislang einmalige Biografie des Krebses geschrieben, Christoph Schlingensief legt nun das wohl beeindruckendste Tagebuch eines an Krebs Erkrankten vor. Denn obwohl der Schmerz und die Verzweiflung des Künstlers ob seines Schicksals in jeder Zeile stecken, ersticken sie nicht in Selbstmitleid. Vielmehr sind es die existenziellen Fragen im Alltag, die Schlingensief auf den Punkt bringt.

Die Lücke, die der Künstler in unserer so oft sinnentleerten Welt hinterlassen hat, kann man aktuell erahnen, liest man die von seiner Frau Aino Laberenz herausgegebenen Erinnerungen und autobiografischen Skizzen, die unter dem Titel Ich weiß, ich war’s erschienen sind. Sie sind voller Glück und Leid, Freude und Wut, Respekt und Verachtung, ohne aber vor Emotionen überzulaufen.

Die einzelnen Texte sind Puzzlestücke einer Biografie, die ihresgleichen sucht. Schlingensiefs Leben an der Erregungsgrenze und seinen einzelnen Stationen in diesen Fragmenten nachzuspüren, ist nicht nur ein intellektuelles Vergnügen, sondern holt den nun schon seit zwei Jahren fehlenden agent provocateur wieder in unser Bewusstsein: »Ich möchte noch ganz viel Frieden haben. Aber manchmal ist es auch sehr schwierig…«

2 Kommentare

  1. […] fast vergessenen Filmarbeiten aus, um dann sein politisches Aktionstheater und nur am Rande seine Krebserkrankung noch einmal Revue passieren zu lassen. Dabei lässt sie die Bilder für sich sprechen, kommentiert […]

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