Geschichte, Gesellschaft, Politik, Sachbuch

Andere Blicke auf den Nahen Osten

Israels Bevölkerung wählt am Dienstag ein neues Parlament. Vorab ein kurzer Blick auf vier aktuelle Neuerscheinungen, die die Lage im Nahen und Mittleren Osten aus anderen Perspektiven betrachten.

Der orthodoxe jüdische Historiker Gershom Gorenberg schreibt »aus einem Land mit gespaltener Seele«. Die israelische Gesellschaft würde zerrieben zwischen dem Anspruch, eine freie und demokratische Gesellschaft sein zu wollen, und der Wirklichkeit, als repressive Besatzungsmacht genau dies zu unterlaufen. Gorenberg zeigt in Israel schafft sich ab anhand zahlreicher Beispiele, wie sich ein Riss durch die israelische Gesellschaft zieht, und das demokratische Prinzip Stück für Stück untergraben wird.

Gorenbergs Kollege Shlomo Sand rüttelt an den Grundfesten des israelischen Selbstverständnisses, wenn er sagt, dass es kein »historisches Anrecht« der Juden auf das Land Israel gebe. In seinem neuen Buch zeichnet er Die Erfindung des Landes Israel nach und legt dabei die nationalistischen und „kolonialistischen“ Ideen hinter der Gründung des Staates Israel offen. Sand fordert nichts weniger als den Abschied von den verklärten zionistischen Mythen und die Anerkennung von Landnahme und Vertreibung der Palästinenser.

Israel-Neuerscheinungen_intellectures

Wie diese Landnahme von statten geht, kann man in den Berichten israelischer Soldaten erfahren, die die israelische Organisation Breaking the Silence in den vergangenen Jahren gesammelt hat. Ob bei nächtlichen Durchsuchungsaktionen, willkürlichen Straßensperren, außerordentlichen Hausbesetzungen und gewalttätigen Übergriffen, stets geht es mindestens unterschwellig, meist aber offensichtlich um das Terrorisieren und Schikanieren der palästinensischen Bevölkerung. In Breaking the Silence wird das System und die Ideologie der Besatzung schonungslos offengelegt. Dieses Buch präsentiert eine der hässlichsten Seiten des Nahostkonflikts, die selbst in Israel lange Zeit nicht wahrgenommen wurde.

Die Verhinderung der nuklearen Bewaffnung Irans sei oberstes Ziel, wird Israels Premier Benjamin Netanjahu nicht müde zu betonen. Die westliche Welt ist sich darin einig, dass die Bombe in den Händen der Mullahs verhindert werden muss. Aber mit welchen Mitteln? Der Nahostexperte Michael Lüders hat mit Iran: Der falsche Krieg ein flammendes Plädoyer gegen einen Waffengang vorgelegt. Er beschreibt darin die historische Genese des Konflikts zwischen Israel und dem Iran und weist auf die Konsequenzen eines Krieges hin. Ein Buch gegen den Mainstream, das Gewissheiten infrage stellt und zur Reflexion auffordert.

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