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Die Verpanzerung aufbrechen
Die globale Linke hat nur noch wenig für das einstige linke Vorzeigeprojekt Israel übrig. Der Gegenwartskritiker Jens Balzer ist sich sicher, dass sich die radikalen Teile der postkolonialen und queerfeministischen Kreise in den binären Weltbildern verrannt haben, gegen die sie einst angetreten sind.
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Übersetzen übersetzen
Am 30. September wird der Hieronymustag als Internationaler Übersetzertag gefeiert. Dabei ist den Übersetzenden in Deutschland schon lange nicht mehr nach Party zumute. Miserable Honorare, prekäre Verhältnisse, fehlende Sichtbarkeit und die künstliche Intelligenz sind strukturelle Bedrohungen einer Branche, die am seidenen Faden des Idealismus derjenigen hängt, die uns die Weltliteratur erschließen. Versuch einer Bestandsaufnahme.
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Was wäre wenn…
Saša Stanišic spielt in seinen kaleidoskopisch angeordneten Erzählungen das Leben auf Probe durch und beweist, dass die Literatur ein Ort des Utopischen ist. Wie kaum ein anderer versteht er es, über die existenziellen Fragen des Lebens nachzudenken und dabei seinen Leser:innen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Longlist mit fadem Beigeschmack
Die Longlist für den Deutschen Buchpreis ist da und zum zwanzigjährigen Jubiläum präsentiert sie sich in einem Kleid, als wären die letzten zwei Jahrzehnte unverändert am Buchmarkt vorbeigegangen. Die Konzern- und Großverlage dominieren, die unabhängigen Verlage kämpfen um Sichtbarkeit.
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Überlebender und Zeuge
James Baldwin wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Der Kulturjournalist René Aguigah erschließt sein Werk so greifbar und lebendig wie niemand zuvor. Sein Porträt ist neben der wachsenden Gesamtausgabe die perfekte Einladung, sich in ein Werk zu vertiefen, dass einem immer wieder den Atem nimmt.
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Eine Familie im Krieg
Wie erzählt man von den physischen und psychischen Verheerungen des Krieges? Und wie schleichen sich Schuld und Traumata in Familienlinien ein? Der deutsche Comiczeichner Tobi Dahmen geht diesen Fragen in seinem monumentalen Comic »Columbusstraße« am Beispiel der eigenen Familie nach.
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Diese Straße lässt einen nicht mehr los
Der französische Comic-Star Manu Larcenet hat die Dystopie »The Road« von Cormac McCarthy adaptiert. Sicherlich ist er mit seinem bisherigen Werk dafür der ideale Autor, die Wucht dieser bande dessinée ist dennoch überraschend. Das vermutlich beste Comic des Jahres 2024 kommt jetzt auch in deutscher Übersetzung heraus.
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»Sprich und sei frei!«
Der belarusische Autor Alhierd Bacharevic feiert in seinem Opus Magnum »Europas Hunde« den Eskapismus und die Kraft des freien Worts. Dass seine besten Romane in Belarus verboten sind, spricht für die erzählerische Kraft ihres Schöpfers.
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Leuchtende Bernsteine
Die verblüffenden Erzählungen des ungarischen Autors Dénes Krusovszky macht die Fragilität der Männlichkeit zwischen Fussballstadion und queerer Existenz sichtbar. »Das Land der Jungen« ist eines, in dem Ambivalenz die Eindeutigkeit schlägt.
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Geschichten aus dem Blauen heraus
Alice Munro gilt als Meisterin der Short Story. Über ein Dutzend Sammlungen mit Erzählungen hat sie veröffentlicht. 2013 erhielt die »Virtuosin der zeitgenössischen Novelle« den Literaturnobelpreis. Am 13. Mai ist die kanadische Autorin im Alter von 92 Jahren in ihrer Heimat Ontario gestorben. In einem Interview mit dem Magazin »the PARIS REVIEW« sprach sie über ihr Vorgehen beim Schreiben einer Erzählung.