-
Totalitäres Kintopp
Die Hamburger Comickünstlerin Isabel Kreitz erzählt in ihrem neuen Comic von einem verbotenen Autor und seinem Beitrag zum letzten NS-Propagandafilm. »Die letzte Einstellung« bedient sich frei an der Biografie von Erich Kästner, ist aber mehr als eine Kästner-Story.
-
Literatur der Angst oder: Paranoia, Pornografie, Poesie
Der Roman »Vilnius Poker« gilt als wichtigstes litauisches Werk des 20. Jahrhunderts. In diesem Kult-Buch streift ein Bibliothekar durch die Stadt und kämpft mit seinen Dämonen. Ričardas Gavelis inszeniert die sowjetische Okkupation als paranoides Delirium, in dem Trauma, Lüge und Gewalt ebenso verhandelt werden wie Liebe, Sex und Literatur.
-
Verschissene Schlüsseljahre
Mit Georg Diez und Michael Mazohl haben zwei Journalisten aus Deutschland und Österreich ähnliche Analysen über die Zusammenhänge der verdrängten Vergangenheit und der gruseligen Gegenwart geschrieben. In ihren Büchern rechnen sie mit den Fehlern der Achtziger und Neunziger Jahre ab.
-
Betonierte Traumata
Brady Corbet bringt mit »Der Brutalist« die fiktive Biografie eines jüdischen Architekten auf die Leinwand, der dem Holocaust entkommen ist und in Amerika seine (Alb)Träume in Beton meißelt.
-
Die Erfahrung der Einsamkeit
Traumabewältigung, Epochengemälde, Kulturgeschichte – all das ist Dolores Pratos Roman »Unten auf der Piazza ist niemand«. Vor allem aber ist er Kindheitsbeschwörung und Erinnerung an eine längst vergangene Zeit. Vergleiche mit Marcel Proust sind mehr als berechtigt.
-
Träume, Liebe und Begehren
Dag Johan Haugerud hat mit den Filmen »Liebe«, »Sehnsucht« und »Träume« eine beeindruckende Filmreihe über die Lust auf Berührung geschaffen. Der Abschlussfilm der »Oslo-Trilogie« gewann im Frühjahr den Goldenen Bären bei der Berlinale, jetzt sind alle drei Filme in den Kinos zu sehen.
-
Kinder, Kriege, Kolonialismus
Für den fünften Deutschen Sachbuchpreis sind acht Titel nominiert, die aktuelle gesellschaftspolitische Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei geht es um die im Titel genannten, aber auch um Jahrhundertmenschen, Erinnerungspolitik, Pflanzenkräfte, Technikglauben und die prähistorische Geschichte aus weiblicher Perspektive. Gesucht wird der Nachfolger von Christina Morinas Studie »Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren«.
-
»Ich kann doch nicht sein, ohne zu schreiben«
Dass die Schweizer Schriftstellerin Adelheid Duvanel überhaupt in Vergessenheit geraten konnte, war für viele ein Skandal, die 2021 ihre Erzählungen gelesen haben. »Fern von hier« lautete damals der Titel des voluminösen Sammelbands. Nun kann man mit dem Band »Nah bei Dir« ihre Briefe lesen. Erst mit ihnen begreift man, unter welch beklagenswerten Umständen sie der Wirklichkeit ihre Prosa abgerungen hat.
-
Von Pionierinnen, Widerständlerinnen und anderen Heldinnen
Was werden Frauen heute nicht alles für Rollen zugeschrieben? Die karrierebewusste Hausfrau mit Sexappeal ist längst ironische Trope. Daher sollen hier einige Romane vorgestellt werden, in denen anders auf Frauen und die Welt, in der sie leben, geschaut wird.
-
Die Französische Theorie im Club Med
Der Berliner Kulturwissenschaftler Onur Erdur untersucht in »Schule des Südens«, was es heißt, in Zeiten kolonialen Unrechts zu philosophieren. Dabei legt er die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie frei. Der Politikwissenschaftler Yascha Mounk vermutet dort die Ursprünge »einer gefährlichen Idee«.