Alle Artikel in: Klassiker

Hellsichtige Chronistin Haitis

Die Literatur von Marie Vieux-Chauvet wäre längst Teil des klassischen Kanons, hätte der Westen einen klareren Blick auf die Literatur des globalen Südens. Als Tochter Haitis hat sie die Geschichte ihres Landes und ihrer Menschen in der Literatur festgehalten. Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod sind ihre Werke endlich in einer entschieden offenen deutschen Übersetzung zu entdecken.

Kafka Originals

Ob in der Schule oder später auf dem Sofa – um Franz Kafka kommen Menschen nicht herum, deren Herz für die Literatur schlägt. Wer verstehen will, wie der in Prag lebende Versicherungsbeamte mit seinen Schriften die Kultur bis heute prägt, muss sich in seine Textwelten begeben. Dazu laden verschiedene Neuerscheinungen ein, die kurz vor dem Kafka-Jahr erschienen sind oder bis zum 100. Todestag in den kommenden Wochen erscheinen.

»Es gibt nichts auf- und anregenderes als Sprache«

Mechtilde Lichnowsky ist eine große Unbekannte der deutschen Literatur der 20. Jahrhunderts. Mit der von Hiltrud und Günter Häntzschel liebevoll editierten »Werke«-Ausgabe kann man gut die Hälfte der facettenreichen und sprachlich herausragenden Texte der adligen »Fanatikerin der Prosa« entdecken. Und mit ihnen eine Stilistin ersten Ranges.

Es war einmal Amerika

John Dos Passos beschreibt in einer epischen Roman-Trilogie, wie Amerika zu dem Land wurde, das wir heute kennen. Mit der Neuübersetzung von Dirk van Gunsteren und Nicolaus Stingl liegt ein Gründungsdokument der modernen amerikanischen Kultur nun in neuem Glanz vor.

Sofort ein Meisterwerk

Siebzig Jahre nach George Orwells Tod erscheinen mehr als ein Dutzend Neuübersetzungen seiner Romane. Manfred Allié hat das Debüt des britischen Dystopisten, den Kolonialroman »Tage in Burma« übersetzt. Hier gibt er Auskunft, warum es sich lohnt, nicht nur zu den Klassikern des Briten zu greifen.

»Die Freiräume für jeden Einzelnen schrumpfen«

Der ehemalige Dumont-Verleger Lutz-W. Wolff ist neben Simone Fischer (für Anakonda) der einzige Übersetzer, der beide Orwell-Klassiker neu übersetzt hat. Wie Orwell war er für die BBC im Einsatz und bezeichnet »1984« daher als »Buch seines Lebens«. Bei der Übertragung ist er unter anderem auf Bezüge zu Oliver Cromwell gestoßen, wie er im Gespräch erklärt.