Monate: Februar 2015

© Thomas Hummitzsch

Trikolore unterm Halbmond

Der französische Romancier Michel Houellebecq legt mit »Unterwerfung« eine düstere Zukunftsvision Frankreichs unter muslimischer Regentschaft vor und begibt sich damit in den nebulösen Deutungsraum zwischen rechtspopulistischer Demagogie und literarischer Satire.

Werke von Mark Z. Daielewski | Foto: Thomas Hummitzsch

Der Meister der Postmoderne

Die verrücktesten Bücher, die ich jemals gelesen habe, stammen aus der Feder von Mark Z. Danielewski. Der amerikanische Autor mit polnischen Wurzeln erzählt nicht nur mit Worten, sondern mit deren Inszenierung. Ob »Das Haus«, »Only Revolutions« oder »Das Fünfzig-Jahr-Schwert« – jedes Buch ist ein Ereignis.

»Taxi« von Jafar Panahi | Berlinale

Eine Rose und einen Goldenen Bären für die Filmleute

Dem iranischen Regisseur Jafar Panahi ist für seinen Film »Taxi« der Goldene Bär für den Besten Film verliehen worden. Die Jury zeichnet damit ein unter widrigen Umständen gedrehtes Porträt einer Gesellschaft im ständigen Ausnahmezustand aus. Panahi gewann bereits 2006 mit seinem Film »Offside« den Großen Preis der Jury. Auch bei den Silbernen Bären zeigte sich, dass die Berlinale das politischste unter den internationalen Filmfestivals ist.

Rasante Räuberpistolen

Der chinesische Regisseur Jiang Wen stellt mit »Gone with the Bullets« einen glitzernde Gangsteroperette vor, der Japaner Sabu schließt mit seinem überirdischen Roadmovie »Chasuke’s Journey« den Wettbewerb ab.

Alba Rohrwacher in »Sworn Virgin« von Laura Bispuri | Berlinale

Auf der Suche nach dem Ich

Auf der Zielgeraden wurde die Berlinale im Wettbewerb noch einmal nachdenklich. Nach der bildgewaltigen Eisenstein-Hommage von Peter Greenaway, der traumtänzerischen Hollywood-Elegie von Terrence Malick und den kraftvollen Jugenderzählungen von Sebastian Schipper oder Andreas Dresen waren an den letzten Tagen mit Beiträgen aus Osteuropa und Südostasien Filme zu sehen, die Identitätsfragen und -konflikte aufgreifen.

Im Namen der Liebe

Sex war am Mittwoch auf der Berlinale ein großes Thema. Ob in Peter Greenaways spielerischer Hommage »Eisenstein in Guanajuato«, in der restaurierten Fassung von Mark Christophers »54: The Director’s Cut« oder in Sam Taylor-Woods Verfilmung des vermeintlichen SM-Bestsellers »Fifty Shades of Grey«.

Roter Salon in der Volksbühne | © Thomas Hummitzsch

Statt Puntigam die weite Welt

Wolf Haas hat nach fünfjähriger Pause mit »Brennerova« endlich wieder einen neuen Brenner-Roman vorgelegt. In diesem Kriminalmärchen zur Globalisierung verschlägt es den kauzigen Privatermittler bis nach Russland und die Mongolei. Ein Kult erhält eine wohlverdiente und gelungene Fortsetzung.

Die Niedertracht im System

Gibt es für die katholische Kirche einen richtigen Umgang mit den Missbräuchen Minderjähriger? Ist jede Schuld sühnbar? Diese Fragen stellt der chilenische Regisseur Pablo Larraín in seinem sehenswerten Wettbewerbsbeitrag »El Club«. Die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska konfrontiert in ihrem Film »Body« Hungerkult mit Spiritismus.

Auf den Straßen von Berlin und Leipzig

Sebastian Schipper und Andreas Dresen sind beide im Rennen um die Berlinale-Bären. In ihren Filmen »Victoria« und »Als wir träumten« erzählen sie davon, wie es ist, mit vollem Risiko die Hürde der Erwachsenwerdens zu nehmen. Bei Schipper scheitern fast alle Charaktere an dieser Hürde, bei Dresen kommen sie auf verschiedene Weise ins Straucheln.