Monate: Oktober 2021

Der blutige Geschmack von Rache

Park Chan-wooks grandiose Rachetrilogie liegt endlich digital überarbeitet in prachtvoller Ausstattung vor. Der Höhepunkt der Filmreihe ist zweifellos Cannes-Gewinner »Oldboy«, die »Vengeance«-Filme zeigen aber, wie tief sich der südkoreanische Meisterregisseur in das Thema eingearbeitet hat.

Faschistische Machtergreifung

Auf der Frankfurter Buchmesse wurde wieder über rechte Verlage diskutiert und das Argument der Meinungsfreiheit vorgetragen. Dabei geht es den neuen Faschist:innen nicht um Diskurs. Sie wollen Debatten kapern und Angst schüren. Auf welche Strategien sie dabei zurückgreifen, führt Christian Schwochow in »Je suis Karl« vor Augen. Der Film erzählt in brachialen Bildern von der faschistischen Unterwanderung unserer Gesellschaft – bis zum bitteren Ende.

Nur ein Stück Fleisch

Die diesjährige Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga beschreibt im Abschluss ihrer Romantrilogie den weiblichen Körper als Schlachtfeld gesellschaftlicher Verteilungskämpfe. Dass die Bücher nicht in der richtigen Reihenfolge erscheinen, ist bedauerlich, schwächt aber nicht deren Strahlkraft.

Sprache in zänkischen Zeiten

Antje Rávik Strubel bezieht bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises Position im Meinungsstreit um Fragen von Benennungen und Bezeichnungen. Ihre Dankesrede war ein Plädoyer für die Offenheit und Beweglichkeit der Sprache. Um eine Normalität greifen zu können, die normal ist, weil sie ist und nicht weil sie gut oder schlecht ist.

Ölige Antikörper

Julia Ducournaus Cannes-Sieger »Titane« ist ein brutales Drama, das die Grenzen von Gender und sexueller Identität in Körperhorror auflöst. Ein Horrorfilm, wie von vielen attestiert, ist es dennoch nicht.

Nicht nur literarisch Nachholbedarf

Die Auszeichnung des Tansaniers Abdulrazak Gurnah mit dem Literaturnobelpreis hat den deutschen Literaturbetrieb auf dem falschen Fuß erwischt. Die weitgehende Unkenntnis von Autor und Werk zeigt nicht nur, dass die deutschsprachige Literaturlandschaft zu westlich orientiert ist, sondern macht auf ein viel grundsätzlicheres Problem der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte aufmerksam.

»Bestimmt kein Gentzen-Buch!«

Dietmar Dath hält mit Mathematik, Logik und Beweisführung der Gegenwart in der Zukunft den Spiegel vor. Sein neuer Roman »Gentzen oder: Betrunken aufräumen« fragt danach, wie es so weit kommen konnte, dass nicht wir die digitale Welt, sondern die digitale Welt uns in der Hand hat.