Alle Artikel in: Roman

© Thomas Hummitzsch

Die Geometrie der Liebe

In Fabian Sauls Roman »Die Trauer der Tangente« stirbt ein Freund, Wirklichkeit und Erinnerungen beginnen zu verschwimmen. Mit seinem psalmodierenden Textgebäude verbeugt sich der in Berlin lebende Autor und Chefredakteur des Flaneur Magazine vor Walter Benjamins »Passagenwerk« und vermisst die verborgenen Winkel der Erinnerung.

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Mit allen Wassern gewaschen

Pieter Waterdrinkers Pageturner »Monsieur Poubelle oder: Der Mülleimer der Geschichte« ist ein rasanter Schelmenroman, der von Sex und Crime im Kunst- und Politikbetrieb erzählt. Einen unterhaltsameren Roman über das politische Europa und sein Verhältnis zum Ukrainekrieg gibt es aktuell nicht.

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Überwältigendes Kopfkino

Comic-Ikone Alan Moore schreibt die Geschichte eines Arbeiterviertels in Northampton zu einer vielstimmigen und verschachtelten Welt- und Geistesgeschichte um. Sein Roman »Jerusalem« ist politische Kampfschrift und sinnliche Komödie, Gegenwartsanalyse und Hirngespinst, ein fulminanter Geistertanz auf den Ruinen des Kapitalismus. Ein ebenso einschüchterndes wie überwältigendes Werk, das vor kreativer und geistiger Energie überschäumt.

© Thomas Hummitzsch

Ein gigantischer Stolperstein

Ronya Othmann hält in ihrem Prosawerk »Vierundsiebzig« die jahrhundertelange Entmenschlichung der êzîdischen Gemeinschaft fest. Ausgehend vom jüngsten Genozid durch den IS geht sie im Mittleren Osten, in der Geschichte ihres Volkes, der Familienbiografie, in deutschen Gerichten der Vernichtungswut auf den Grund, die das êzîdische Volk bis heute trifft. Ihr Buch ist ein Solitär in der Genozidliteratur, eines der wichtigsten Bücher des vergangenen Jahres.

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Ein Hohelied der Literatur

Der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu erzählt vom unglaublichen Aufstieg eines Niemands zum Kaiser von Äthiopien. Sein neuer Roman »Theodoros« ist Weltliteratur, die bleibt, weil sie virtuos die Kunst des Erzählens feiert. Ernest Wichner hat dieses überbordende Meisterwerk fulminant ins Deutsche übertragen.

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Booker Prize für Space Opera von Samantha Harvey

Die Britin Samantha Harvey ist für ihren Roman »Orbital« mit dem wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt ausgezeichnet worden. Damit hat erstmals seit 2019 wieder eine Frau den renommierten Booker Prize gewonnen. Der Roman, der von sechs Raumfahrer:innen erzählt, erscheint in dieser Woche in der Übersetzung von Julia Wolf unter dem Titel »Umlaufbahnen« auch in Deutschland.

Der Lauf der Gewalt

Clemens Meyer hat ein Epos über die Brutalität des 20. Jahrhunderts geschrieben. In »Die Projektoren« verdichtet er die grausame Wirklichkeit mit Witz und Fantasie – und bändigt so das Chaos der Welt. Auch ohne Deutschen Buchpreis ist dieser Roman ein Solitär.