Alle Artikel in: Biografie

Kinder, Kriege, Kolonialismus

Für den fünften Deutschen Sachbuchpreis sind acht Titel nominiert, die aktuelle gesellschaftspolitische Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei geht es um die im Titel genannten, aber auch um Jahrhundertmenschen, Erinnerungspolitik, Pflanzenkräfte, Technikglauben und die prähistorische Geschichte aus weiblicher Perspektive. Gesucht wird der Nachfolger von Christina Morinas Studie »Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren«.

© Thomas Hummitzsch

»Ich kann doch nicht sein, ohne zu schreiben«

Dass die Schweizer Schriftstellerin Adelheid Duvanel überhaupt in Vergessenheit geraten konnte, war für viele ein Skandal, die 2021 ihre Erzählungen gelesen haben. »Fern von hier« lautete damals der Titel des voluminösen Sammelbands. Nun kann man mit dem Band »Nah bei Dir« ihre Briefe lesen. Erst mit ihnen begreift man, unter welch beklagenswerten Umständen sie der Wirklichkeit ihre Prosa abgerungen hat.

Lektionen und Exkursionen zu Franz Kafka

»Irgendwann einmal wird man wissen, warum in unserem Jahrhundert soviel große Künstler so viele unlesbare Werke geschrieben haben. Und warum diese unlesbaren und ungelesenen Bücher wunderbarerweise dennoch Einfluß auf das Jahrhundert ausübten und berühmt sind«, notierte Witold Gombrowicz in seinem Tagebuch nach der Lektüre von Franz Kafkas Roman »Der Prozess«.

Biografie zu Wolfgang Herrndorf neben der Gesamtausgabe seines Werks | © Thomas Hummitzsch

Herrndorfs Himmel

Heute vor zehn Jahren hat sich Wolfgang Herrndorf das Leben genommen. Der Germanist und FAZ-Redakteur Tobias Rüther legt zum 10. Todestag eine erste Biografie vor. Darin zeichnet er Herrndorfs Weg aus der Provinz Schleswig-Holsteins nach Berlin nach und präsentiert den Autor von »Tschick« und »Sand« als Porträtmaler, Erzähler und Menschenfreund.

Preis der Leipziger Buchmesse 2023 | © Thomas Hummitzsch

Eine Verbeugung vor den Frauen

»Unser Deutschlandmärchen« von Dinçer Güçyeter erhält den Preis der Leipziger Buchmesse. Die Buchszene jubelt über die Auszeichnung des beliebten Dichterverlegers mit dem wichtigsten Buchpreis des Frühjahrs, favorisiert waren zwei andere Kandidatinnen. Außerdem wird Regina Scheer für ihre Biografie der linken Intellektuellen Hertha Gordon-Walcher und Johanna Schwering für ihre Übersetzung von Aurora Venturinis Roman »Die Cousinen« ausgezeichnet.

Foto: Thomas Hummitzsch

Ein Leben im T-Shirt

Haruki Murakami hat neben seinem Kleiderschrank noch eine Sammlung an Kisten, in denen er T-Shirts aus aller Welt aufbewahrt. Für ein japanisches Modemagazin hat er in den Kisten gestöbert. Der Band »Gesammelte T-Shirts« versammelt seine modisch-biografischen Ausflüge.

Von Umbrüchen und Umbruchszeiten

Nicht immer gelingt der Jury der Leipziger Buchmesse eine überzeugende Auswahl für den Sachbuchpreis. Mal ist es das eine oder andere Buch, das in der intellektuellen Qualität gegenüber den anderen abfällt. Mal ist es die bunte Auswahl an Allerlei, der Verzicht auf eine Botschaft durch die Auswahl der Bücher. Dabei ist der Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse eine der schönsten und besten Gelegenheiten, eine Schneise der Vernunft durch die Unvernunft der Zeiten zu schlagen. Hier können die Bücher nominiert werden, denen dies gelingt.

Humboldts Vermächtnis

Die Humboldt-Jahre sind angebrochen. Im Juni dieses Jahres konnten wir den 250. Geburtstag von Wilhelm von Humboldt feiern, am 14. September 2019 werden wir den 250. Geburtstag seines jüngeren Bruders Alexander begehren. Das Interesse an den beiden speist sich daraus, dass sie Namensgeber des Humboldt Forums sind.

Tiefenschicht

Ein Bericht aus den Untiefen sozialer Schichten als belletristischer Erfolg? J.D. Vance ist es mit seinem autobiographischen Bericht »Hillbilly-Elegie« gelungen. Die Geschichte seiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise ist kritisch, einfühlend, verweigert sich aber vorschnellen Vorurteilen.

Adolph Menzel

Sinnlichkeit statt Sinn

So bunt war die Nominierungsliste für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse schon lange nicht mehr. Von der Pferdestudie über die kulinarische Reise und die biografische Annäherung bis hin zur klimapolitischen Kampfschrift ist alles dabei. Alles in allem scheint bei der Auswahl eher die Flucht aus als die Konfrontation mit der Welt leitgebend gewesen zu sein. Für unseren Autor trotz einiger lohnenswerter Lektüren ein schlechtes Zeichen.

Verstehen, nicht Verurteilen

Naomi Schenck erzählt in ihrem Buch »Mein Großvater stand vorm Fenster und trank Tee Nr. 12« von ihrer Reise in die verborgenen Winkel ihrer Familiengeschichte. Ein Gespräch über die Nöte, Dilemmata und Fehler der Großeltern-Generation während der Nazizeit, die moralische Pflicht, hinzuschauen und die Chancen der historischen Aufarbeitung in der eigenen Familie.

Ein Leben zwischen Schmerz und Lust

Präsenz zeichnet diesen Menschen aus. Physische und intellektuelle Präsenz. Und Klarheit. Masse und Klarheit. Ein Kämpfer für die Menschrechte, weltweit. Drunter tut es ein Mann wie Wolfgang Kaleck nicht. Und Gott sei Dank tut er es für nichts Weniger. Der Versuch eines Porträts dieses Heimatlosen und Gehetzten anlässlich seines gerade erschienenen Buches »Mit Recht gegen die Macht«.