Nackt unter Leuten
Der dänische Regisseur und Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg hat mit »Kolektivet« die Erinnerungen an seine Kindheit in der Kommune verfilmt.
Der dänische Regisseur und Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg hat mit »Kolektivet« die Erinnerungen an seine Kindheit in der Kommune verfilmt.
Spike Lee präsentiert auf der Berlinale seinen neuen Film »Chi-Raq«, ein ebenso frivoles wie engagiertes Lehrstück für politische Schönheit im Hip-Hop-Score nach antiker Vorlage.
Sechs Monate nach seinem Tod erschien Ali Eskandarians autobiografischer Roman »Die goldenen Jahre« in den USA. Es ist das Tagebuch eines Lebenssüchtigen, der versucht, sich auf die Reihe zu kriegen und grandios daran scheitert.
Die 66. Berlinale tritt in ihre literarische Phase, mit Romanen von Hans Fallada und Philip Roth, einem japanischen Krimi sowie der Geschichte von Tom Wolfe und seinem legendären Verleger. Danis Tanovic beeindruckt mit der Verarbeitung eines Bühnenstücks von Bernard-Henri Levy.
»Better Call Saul«, das schwungvolle Prequel von Vince Gilligans und Peter Coulds Erfolgsserie »Breaking Bad«, startete auf der Berlinale in die zweite Staffel.
Die Fotografen Robert Frank und Robert Mapplethorpe stehen im Zentrum zweier Dokumentarfilme, deren Macher sich über das Werk den Männern hinter der Kamera anzunähern versuchen.
Der einzige deutsche Beitrag bei der 66. Berlinale polarisiert, weil er die Abtreibungsdebatte dem gesellschaftlichen Diskurs entzieht und sie dorthin führt, wo sie hingehört: auf die individuelle Ebene. Anne Zohra Berracheds Familiendrama »24 Wochen« wird aller Voraussicht nach der meistdiskutierte Film des Festivals werden.
Systemkritik geht auch anders, wie die saudi-arabische Romance-Satire »Barakah Meets Barakah« beweist. Der Film ist eine der kleinen Perlen, die man auf der diesjährigen Berlinale entdecken kann.
Es ist nicht so, als wäre die Flüchtlingssituation bislang nicht auf der Berlinale wahrnehmbar gewesen. George Clooneey traf sich sogar eigens mit Angela Merkel zum Refugee-Talk. Mit Gianfranco Rosis erschütternd-anrührendem Dokumentarfilm »Fuocoammare« ist das Thema nun unmittelbar ins Zentrum dieses noch jungen Festivals gerückt. Außerdem mussten sich am zweiten Wettbewerbstag die Französin Isabel Huppert als Lehrerin neu erfinden und ein junger Maori gegen seinen autoritären Großvater durchsetzen.
Der New Yorker Sprachkünstler Ben Lerner legt mit »22:04« einen schmalen, aber großen Roman über das Werden des Menschen und des Künstlers vor. Seine Prosa ist ebenso betörend wie verstörend. Seine Sprache durchbricht immer wieder das Sagbare und macht so die Komplexität der Moderne verständlich.
Die Berlinale sucht in diesem Jahr energisch nach dem Recht auf Glück, das in der Familie gehört vermeintlich selbstverständlich dazu. Wie die Filme am ersten wirklichen Wettbewerbstag gezeigt haben, ist das mit dem Recht auf Glück und Liebe in der Familie aber doch etwas komplizierter.
Der Schweizer Regisseur Jan Gassmann zeigt in seinem halbdokumentarischen Film »Europe, She Loves« die depressive Seite der Europäischen Union.
Wie viel Verantwortung hat eine Gesellschaft für das Glück und Unglück des Einzelnen? Diese Frage steht nicht nur im Zentrum der diesjährigen Berlinale, sondern auch des Auftaktfilms der Sektion Panorama »Já, Olga Hepnarová« (I, Olga Hepnarova) von Petr Kazda und Tomas Weinreb.
Was kann ein Eröffnungsfilm eines Filmfestivals Besseres leisten, als dem Medium nicht nur Hommage zu erweisen, sondern es auch nicht zu ernst zu nehmen. Ethan und Joel Coen gelingt mit ihrer mit zahlreichen Stars besetzten Hollywood-Komödie »Hail, Caesar!« genau dies, ohne dabei zu sehr in den Klamauk abzugleiten.
Wir haben uns durch die Sektionen gewühlt und spannende Literaturadaptionen sowie Autorenporträts entdeckt. Von Emily Dickinson über Hans Fallada bis hin zu Philip Roth – Bücherwürmer finden auch in diesem Jahr ihre Lieblingsstoffe, adaptiert für die große Leinwand.