Wie viele Seiten braucht es, um alle Fragen zu stellen? Ist ein solches Vorhaben nicht grundsätzlich kühn? Und ist »Fragen, über Fragen« nicht eine schreckliche Floskel? Und wie verhält es sich mit Mark Kurlansky und seinem heimlichen Bestseller »Ein Buch, das alle Fragen stellt«.
Wie lautete eigentlich die erste Frage? Hat jemand eine Idee? Oder einen Vorschlag? War es vielleicht »Verstehst Du mich?«? Oder etwa »Wie heißt Du?«? Oder nicht vielleicht doch »Was soll ich hier?«? Wer meinen Sie, ist prädestiniert, diese Frage zu beantworten? Und wer darf sich erdreisten, sie zu stellen? Ist es überhaupt eine Dreistigkeit, zu fragen, wie das mit dem Fragen anfing? (Oder muss es »den Fragen« heißen)?
Was halten Sie davon, noch einmal anzufangen? Kennen Sie Shakespeare? Wissen Sie auch, was der wissen wollte? Nein? Auch nicht diese eine Frage? Sein oder Nichtsein? Ist diese Frage schon Philosophie oder beginnt diese woanders? Hat Fragen überhaupt etwas mit Philosophie zu tun? Das ist schon eine seltsame Frage, meinen Sie nicht? Wenn Fragen nichts mit Philosophie zu tun hat, was dann? Aber muss Philosophie nicht noch mehr können? Muss sie nicht Antworten liefern, statt nur Fragen zu produzieren? Besteht nicht die viel höhere Kunst in den Antworten?
Aber was wären die Antworten ohne die Fragen? Gäbe es überhaupt Antworten? Ich frage mich, ob das nicht alles zu hochtrabend ist? Sollte ich nicht ein wenig konkreter werden? Wie kann man das bewerkstelligen? Vielleicht so? »Kennen Sie eine Antwort auf eine ungefragte Frage? Wären Aufklärung, Menschenrechte, Wissenschaft ohne Fragen möglich gewesen? Steht am Anfang jeder Wissenschaft eine Frage oder ein Problem? Ist ein Problem also das Gleiche wie eine Frage bzw. ist eine Frage ein Problem? Mit was antworten Sie, wenn Sie etwas nicht verstanden haben? Nicht mit einer Frage? Aber mit was denn dann? Impliziert nicht schon die Feststellung, etwas nicht verstanden zu haben, die Bitte, es noch einmal erklärt zu bekommen? Wie würde man diese implizite Bitte direkt formulieren? Doch wohl als Frage, oder?«
Wie viele Fragen gibt es eigentlich? Und kann man diese alle stellen? Sind nicht oft die einfachsten Fragen die Schwierigsten? »Wer bin ich und wenn ja, wie viele?« Woher komme ich, wohin gehe ich? Was vermag ich und wo sind meine Grenzen? Was will ich und was will ich nicht? Wie viele tausend Seiten könnte man vollschreiben, um auf diese einfache Fragen nur die naheliegenden Antworten zu schreiben? Aber ist das dann Philosophie? Und ist es andererseits schon Philosophie, diese Fragen zu stellen? Ist eigentlich die Frage klüger oder die Antwort? Gibt es Wissen ohne Fragen?
Sie meinen, so kann das nicht weitergehen? Warum eigentlich nicht? Verstehen Sie etwas nicht? Treffe ich fragender Weise keine Aussagen? Verschanze ich mich hinter den Fragen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass jede Frage auch Antwort gibt? Selbst wenn, wäre nicht auch ein Aussagesatz mal wieder angenehm? Aber wie findet man aus diesem Fragenlabyrinth heraus? Stecken wir jetzt unrettbar darin fest?
Können Sie sich ein Buch vorstellen, dass nur Fragen stellt? Versteht dieses Buch zu unterhalten? Was meinen Sie? Und kann ein Buch jemals alle Fragen stellen? Wie viele Seiten müsste es umfassen, um diesem Ziel auch nur nahezukommen? Ist es vermessen, wenn ich 64 Seiten vorschlage? Sie finden schon? Woran machen Sie das fest? Was wäre denn angemessen? Passen alle Fragen auf 1.000 Seiten? Oder in 1.000 Bücher? Oder 1.000 Bibliotheken? Sind Sie nicht ebenso unverschämt, wenn Sie einen Maßstab für etwas Unmessbares festlegen? Wer kann schon sagen, wann das Füllhorn der Fragen geleert sein wird?
Versuche bergen immer ein gewisses Risiko, nicht wahr? Käme es nicht auf einen Versuch an, Ein Buch, das alle Fragen stellt, darauf zu prüfen, ob es hält, was es verspricht? Was hätten Sie zu verlieren? Wäre das Stellen von Fragen nicht zumindest ein Anfang für einen philosophischen Exkurs? Sie fürchten, ihre Erwartungen könnten nach den eben gelesenen, lobenden Zeilen enttäuscht werden? Müssen Sie nicht!