Der meistnominierte ist auch der beste deutschsprachige Roman des Jahres. Dorothee Elmiger gewinnt den Deutschen Buchpreis 2025 mit ihrem düsteren Roman »Die Holländerinnen«, den die Jury als »faszinierenden Tripp ins Herz der Finsternis« bezeichnete.
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Ist das noch Ironie oder schon eine Bankrotterklärung?
Erst kürzlich schrieb ich hier über den Missstand der Übersetzungskritik in Deutschland. Dass die Literatur- und Kulturredaktionen selbsternannter Leitmedien kaum ein Blick für die Übersetzenden und ihre Leistung haben, bestätigt ein Blick in die Literaturseiten führender Medien zur Frankfurter Buchmesse.
WeiterlesenSchreiber der Apokalypse
Der ungarische Autor László Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis 2025. Keiner habe die Welt so beschrieben wie der Ungar, schwärmt sein deutscher Verleger Oliver Vogel. In seinem Werk blickt er immer wieder in die gesellschaftlichen Abgründe, wo Hass und Gewalt toben. Susan Sontag nannte ihn deshalb einmal den »Meister der Apokalypse«.
WeiterlesenKongenial daneben oder: Kritik der Übersetzungskritik
Wenige Adjektive sind so überstrapaziert wie das titelgebende, wenn es darum geht, eine literarische Übersetzung einzuordnen. Ist das noch Lob oder schon Ausdruck einer Unfähigkeit? Wie steht es um die Übersetzungskritik im Land der übersetzten Dichter und Denker? Anlässlich des Hieronymustags habe ich über die Übersetzungskritik nachgedacht und mit einigen Übersetzenden gesprochen.
WeiterlesenDie universale Dummheit der »Kongenialität«
Ulrich Blumenbach hat das bahnbrechende Werk von David Foster Wallace fulminant ins Deutsche gebracht und sich als Sprachartist durch Joshua Cohens Welten geturnt. Die Gedichte von Dorothy Parker überträgt er ebenso rhythmisch wie die Romane von Jonatham Lethem und Raymond Chandler. Aktuell sitzt er an der Übersetzung von James Joyce unübersetzbarem Roman »Finnegans Wake«. Die Übersetzungskritik ist in seinen Augen besser geworden. Er sieht aber auch noch viel Luft nach oben, um zu zeigen, wie Übersetzungen die Grenzen des in der Literatur Sagbaren erweitern.
WeiterlesenBeim Sachbuch herrscht wenig Bewusstsein
Franka Reinhart übersetzt aus dem Englischen, vor allem aus dem Genre Sachbuch und der so genannten unterhaltenden Literatur. Michelle Obama oder die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin bringt sie ebenso ins Deutsche wie den irischen Sänger Rea Garvey oder die Historikerin Katja Hoyer. Als eine der Organisator:innen des Übersetzerzentrums in Leipzig erwartet sie, dass die intensive Arbeit von Übersetzenden nicht nur bei hochliterarischen Titeln gewürdigt wird. Gerade im Sachbuch sei Rezensent:innen oft nicht bewusst, welch Aufwand hinter den deutschen Texten steckt.
Weiterlesen»Das ist mir zu schulmeisterlich beurteilend«
Karen Nölle ist eine Grande Dame der Literaturübersetzung. Nobelpreisträgerinnen wie Alice Munro oder Doris Lessing gehören ebenso zu ihrem Portfolio wie Natur-Essayistin Annie Dillard oder Ursula K. Le Guin, die das Genre der Science Fiction in die Hochliteratur geführt hat. Zuletzt hat sie im Team die unübersetzbare Utopie »Immer nach Hause« übertragen, in wenigen Wochen erscheint der Erzählungsband »Der Tag vor der Revolution« in ihrer Übersetzung. Übersetzungskritik, so Nölle, sei oft schulmeisterlich bewertend, sie wünscht sich andere Möglichkeiten, über das Übersetzen zu sprechen.
WeiterlesenEs herrscht überwiegend Unsicherheit
Frank Heibert übersetzt aus dem amerikanischen Englisch die Werke von Don DeLillo, George Saunders und Richard Ford, zu seinen europäischen Autoren gehören Boris Vian, Raymond Queneau oder Curzio Malaparte. Er hat zahlreiche Übersetzerpreise erhalten und schreibt aktuell an einem eigenen Buch über das Literatur-Übersetzen. Ihm fehlen eine grundlegende literaturkritische Theorie des Übersetzens sowie eine fundierte Stilkritik in der Praxis.
WeiterlesenEs geht um die Gestaltung der Sprache
Patricia Klobusiczky übersetzt aus dem Französischen und Englischen. Ihre rhythmische Übertragung von Raphaëlle Reds Debütroman »Akidou« ist kürzlich mit dem Prix Premiere des Institut Français ausgezeichnet worden. Sie verleiht so unterschiedlichen Autor:innen wie Anne Serre, Marie Darrieussecq, William Boyd oder Petina Gappah eine deutsche Stimme. Sie bemängelt die Ignoranz der schöpferischen Arbeit der Übersetzer:innen und wünscht sich eine stärkere Auseinandersetzung mit der Form und Ästhetik eines Textes.
WeiterlesenÜbersetzende sind ansprechbar
Eine Buchmesse wie in diesem Frühjahr wird Thomas Weiler so schnell nicht wieder erleben. Für seine Übersetzung der »Feuerdörfer« erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse. Seine mit dem Celan-Preis ausgezeichnete Übertragung des Romans »Europas Hunde« stand ebenfalls im Fokus, weil der belarusische Autor Alhierd Bacharevic den Preis der Leipziger Buchmesse für Europäische Verständigung erhielt. Bei der literaturkritischen Betrachtung von Übersetzungen vermisst Weiler eine echte Stilkritik und wundert sich, warum so selten die Chance genutzt wird, das Wissen der Übersetzenden zu nutzen.
WeiterlesenEs braucht einen anderen Blick
Verena von Koskull war mit ihrer Übersetzung von Gian Marco Griffis Schelmenroman »Die Eisenbahnen Mexikos« für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 nominiert. Gerade sind die Debütromane »Die Insel und die Zeit« von Claudia Lanteri und »Verehrung« von Alice Urciuolo in ihrer Übertragung erschienen, im Frühjahr erscheint der letzte der fünf Mussolini-Romane von Antonio Scurati. Von einer echten Übersetzungskritik wagt sie kaum zu sprechen, der literaturkritische Blick auf die Texte reiche dafür nicht aus. Begeistern lässt sie sich regelmäßig von der Leidenschaft ihrer Kolleg:innen, die auf geradezu masochistische Weise für ihre Berufung brennen.
WeiterlesenDie Suche nach dem Haar in der Suppe
Der mehrfach ausgezeichnete Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel bringt die Werke von Literaturnobelpreisträger Jon Fosse, Tarjei Vesaas und Kjell Askildsen aus dem Norwegischen ins Deutsche, zu seinen französischen Autoren gehören Édouard Louis, Yasmina Reza und Louis-Ferdinand Céline. Gerade ist seine Übersetzung von Pier Vittorio Tondellis Roman »Getrennte Räume« neu aufgelegt worden, im Dezember erscheint der neue Roman von Jon Fosse in seiner Übertragung. Stilfragen spielten in der Literaturkritik eine immer geringere Rolle, in ihre Stelle seien Kritikasterei und Geschmacksurteile getreten.
WeiterlesenRelativ kafkaesk
Nachdem der New Yorker Cartoonist über Hannah Arendt philosophiert hat, nimmt er sich nun Albert Einstein vor. In Prag lässt er ihn nicht nur an seiner Relativitätstheorie feilen, sondern auch auf einen berühmten Sohn der Stadt treffen.
WeiterlesenIns Glas geschaut
In »Joe’s Bar« kommen sie alle zusammen – die Glückssucher und Abgestürzten, die Exzentriker und die Outlaws. Das argentinische Comicduo Muñoz und Sampayo hat mit dieser Geschichtensammlung, die in eine New Yorker Bar führt, einen Klassiker geschaffen, der nun in einer prächtigen Ausgabe vorliegt.
WeiterlesenBuchpreis-Longlist: Viele Favoriten, wenig Indies
Die Longlist des Deutschen Buchpreis 2025 stellt dessen Geschichte nach. Von den zwanzig bislang ausgezeichneten Romanen sind vier in einem unabhängigen Verlag erschienen. Exakt vier Indie-Titel haben es auch unter die zwanzig für den »Roman des Jahres« nominierten Werke geschafft. Um den konkurrieren in diesem Jahr die aktuellen Romane von Annett Gröschner, Jonas Lüscher, Thomas Melle oder Nava Ebrahimi.
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