Alle Artikel mit dem Schlagwort: Maria Meinel

© Thomas Hummitzsch

Kongenial daneben oder: Kritik der Übersetzungskritik

Wenige Adjektive sind so überstrapaziert wie das titelgebende, wenn es darum geht, eine literarische Übersetzung einzuordnen. Ist das noch Lob oder schon Ausdruck einer Unfähigkeit? Wie steht es um die Übersetzungskritik im Land der übersetzten Dichter und Denker? Anlässlich des Hieronymustags habe ich über die Übersetzungskritik nachgedacht und mit einigen Übersetzenden gesprochen.

Ulrich Blumenbach | © Thomas Hummitzsch

Die universale Dummheit der »Kongenialität«

Ulrich Blumenbach hat das bahnbrechende Werk von David Foster Wallace fulminant ins Deutsche gebracht und sich als Sprachartist durch Joshua Cohens Welten geturnt. Die Gedichte von Dorothy Parker überträgt er ebenso rhythmisch wie die Romane von Jonatham Lethem und Raymond Chandler. Aktuell brütet er über die Übersetzung von James Joyce unübersetzbarem Roman »Finnegans Wake«. Die Übersetzungskritik ist in seinen Augen besser geworden, er sieht aber auch noch viel Luft nach oben, um zu zeigen, wie Übersetzungen die Grenzen des in der Literatur Sagbaren erweitern.

Übersetzer Frank Heibert | © Christa Holka

Es herrscht überwiegend Unsicherheit

Frank Heibert übersetzt aus dem amerikanischen Englisch die Werke von Don DeLillo, George Saunders und Richard Ford, zu seinen europäischen Autoren gehören Boris Vian, Raymond Queneau oder Curzio Malaparte. Er hat zahlreiche Übersetzerpreise erhalten und schreibt aktuell an einem eigenen Buch über das Literatur-Übersetzen. Ihm fehlen eine grundlegende literaturkritische Theorie des Übersetzens sowie eine fundierte Stilkritik in der Praxis.