Literatur, Roman

Nino Haratischwilis »Das achte Leben« wird verfilmt

Die Macher des mehrfachen Oscar-Gewinners »Im Westen nichts Neues« werden Nino Haratischwilis erfolgreichsten Roman »Das achte Leben (für Brilka)« als Amazon-Serie produzieren. Das Medienboard Berlin-Brandenburg soll die Verfilmung laut Hollywood Reporter unterstützen.

Darauf werden Fans in aller Welt gespannt sein. Nino Haratischwilis Bestseller »Das achte Leben (für Brilka« wird endlich verfilmt. Entstehen soll allerdings kein mehrstündiger Kinofilm, sondern eine Fernsehserie der Amazon Studios. Laut Hollywood Reporter soll Sarah Lambert (»The Messenger«, »Lambs of God«) das Drehbuch für die Serie übernehmen.

»Das achte Leben« erzählt die mythische Saga einer georgischen Familie, deren Schokoladengeheimnis der Roman über Generationen folgt. Dabei erzählt Haratischwili vom Aufstieg und Fall der Sowjetunion, von verschlafenen Bergdörfern und der turbulenten Hauptstadt Tiflis, schweift ab nach Prag 1968 und folgt den Spuren bis ins gegenwärtige Berlin. Der Roman ist ein Epos unserer Zeit.

Nino Haratischwili: Das achte Leben (für Brilka). Frankfurter Verlagsanstalt 2014. 1280 Seiten. 34 Euro. Hier bestellen.

Der Roman sei »ein kühnes, emotionales und souveränes Stück Literatur, das den Frauen jener Zeit und der Gegenwart eine starke Stimme verleiht. Es schreit förmlich danach, als Serie adaptiert zu werden«, werden die Produzenten der von Amusement Park Malte Grunert, Amelie von Kienlin and Susanne Kapitzky zitiert. Die Berliner Produktionsfirma hat renommierte Filme wie »Im Westen nichts Neues« oder »Nebenan« verwirklicht.

Als Internationaler Partner konnte The Ink Factory gewonnen werden, die Projekte wir »Die Libelle« oder »Die irre Heldentour des Billy Lynn« in ihrem Portfolio hat. Gemeinsam haben The Ink Factory und Amusement Park Anton Corbijns Thriller »A Most Wanted Man« umgesetzt, der auf einem Drehbuch von John Le Carré beruht und in dem Philipp Seymour Hoffman an der Seite von Rachel McAdams, Daniel Brühl und Herbert Grönemeyer seine letzte Rolle spielte.

Simon Cornwell, Stephen Cornwell and Michele Wolkoff von The Ink Factory loben Haratischwilis Roman als »zeitgemäß, kraftvoll und bemerkenswert«. Sie beschreiben »Das achte Leben (für Brilka)« als »Krieg und Frieden für das 21. Jahrhundert« und »eintausendseitiges Meisterwerk voller Schmerz, Freude und Romantik, das sich als eines der großen literarischen Werke der letzten 50 Jahre etabliert hat.«

»Ich bin unglaublich aufgeregt und dankbar, dass »Das achte Leben« von diesen wunderbaren Menschen zu neuem Leben erweckt werden wird«, wird Nino Haratischwili vom Hollywood Reporter zitiert. »Ich kann es kaum erwarten, meine Figuren auf der Leinwand zu sehen. Es ist eine aufregende Odyssee, auf die ich mich schon so lange gefreut habe, und die Tatsache, dass sie nun Gestalt annimmt, dass die großartige Sarah sich des Buches annimmt, um es in ein anderes Medium zu übertragen, lässt mich mit Hoffnung und Freude in die Zukunft blicken.«

Auf Facebook jubelte die Autorin, dass der Roman nun »ein neuntes Leben« bekomme. Dass 2017 im Hamburger Thalia-Theater eine viel umjubelte Theaterfassung auf die Bühne gebracht wurde und der Roman so schon ein neuntes Leben hat, schien sie da kurzeitig vergessen zu haben.

Der Roman ist längst ein veritabler Bestseller. Als er im Spätsommer 2014 erschien und nicht für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde, schüttelten viele voller Unverständnis mit dem Kopf. FAZ-Kritiker Andreas Platthaus führte ihn schon im Sommer als einen der fünf besten Romane ein und zog Parallelen zu Uwe Tellkamps »Der Turm«. Der Roman ist bislang in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt, die englische Übersetzung von Charlotte Collins und Ruth Martin war 2020 für den International Booker Prize nominiert.

»Das achte Leben (für Brilka)« ist Haratischwilis dritter Roman. Seither sind der in Tschetschenien angesiedelte Roman »Die Katze und der General« – nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018 – und der Erinnerungsroman »Das mangelnde Licht« erschienen. Eine solch nachhaltige Begeisterung wie der Vorgängerroman konnten diese Romane jedoch nicht auslösen. »Das achte Leben (für Brilka)« ist bis heute Haratischwilis bekanntester und meistgelesener Roman.

Zu Jahresbeginn erhielt die in Tiflis geborene und in Berlin lebende Autorin die Carl-Zuckmayer-Medaille, weil es ihr auf faszinierende Weise gelinge, »Unterhaltung mit Haltung zu verbinden und dabei Einzelschicksale und Historie zu verschmelzen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind ihre Romane erschreckend aktuell. Sie erzählen von Dramen und Tragödien von beinahe antikem Ausmaß und stellen wichtige Fragen nach Schuld und Verantwortung, nach den Langzeitfolgen von Krieg und Verbrechen«, begründete die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihre Entscheidung, die sie nach Vorschlägen einer Fachkommission getroffen hat. »In ihren Romanen ist viel Schatten, doch trotz der Abgründe geht das Licht nie aus. In diesem Optimismus ist sie dem großen Carl Zuckmayer sehr ähnlich.«

Haratischwilis Heimatland Georgien hat nicht zuletzt auch durch den Roman einen Push erhalten. Viele Leser:innen haben die Handlungsorte des Romans aufgesucht. Für das Kino wird das Land aber nicht neu entdeckt. Der georgisch-deutsche Regisseur Alexandre Koberidze etwa erzählt in seinem magisch-realistischen Märchen »Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?« in warmen Farben von einer fast unmöglichen Liebe in düsteren Zeiten.

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