Literatur

Die fünf besten Bücher für den Sommer

Foto: Thomas Hummitzsch

Mit den Sommerferien kommt nun auch die Zeit der kurzen und knackigen Lesehinweise für Unterwegs. Ich empfehle mit jeweils fünf Sätzen in den fünf Kategorien deutschsprachige Literatur, internationale Literatur, Essayistik, Sachbuch und Comic je fünf Titel zur sommerlichen Lektüre.

Die fünf besten deutschsprachigen Romane, die ich zur sommerlichen Lektüre empfehle, betrachten das Individuum in all seinen krisenhaften Aspekten. Die ausgewählten Romane zeigen jeder auf seine Weise Wege aus der Lähmung auf und blicken dabei offen und kritisch auf die Welten, die sie entstehen oder wiederaufleben lassen. Allen voran Nino Haratischwili, die in »Das mangelnde Licht« die harte Wirkmächtigkeit der Geschichte vor Augen führt. Wie sich der Mensch in die Geschichte einschreibt und in ihr gefangen ist, zeigen aber auch die Romane von Sibylle Berg, Reiner Kaiser-Mühlecker, Heike Geißler und Bernd Wagner.

Ohne Übersetzungen wäre die Literatur aber nur halb so prächtig wie mit. Das beweist auch Andrea Tompás tief in die Geschichte Siebenbürgens eintauchendes Epos »Omertá«, dass Buchpreisträgerin Terézia Mora herausragend ins Deutsche übertragen hat. Aber auch die Romane von Can Xue, Fiston Mwanza Mujila, Maggie Shipstead und Guillermo Arriaga zeigen, wie sich in den Eruptionen der Gegenwart die Abgründe der Vergangenheit spiegeln. Die fünf packendsten Romanübersetzungen des Sommers führen in fünf Kontinente, durchqueren Zeiten und Welten und überzeugen mit hoher Sprachkunst.

Die Kunst des Essays steht in den USA noch höher im Kurs als hierzulande. Aber auch hier wächst die Begeisterung für die lange Kurzprosa oder die kurze Langprosa – je nachdem, wie man es liest. In diesem Sommer lege ich fünf verschiedene Lebens- und Lesetexte ans Herz, besonders aber die von George Saunders, weil er zeigt, dass man gerade in diesen Zeiten von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen kann. Aber auch die Essays von Joan Didion, Ursula Krechel, James Baldwin und Frank Berzbach sind intellektuell anregend und berührend zugleich.

Dass es kritische Blicke auf Geschichte und Gegenwart braucht, macht der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine mehr als deutlich. Meine fünf Leseempfehlungen für Sachbuch-Leser:innen reichen vom Porträt einer aufsässigen kulturellen Bewegung über eine Kulturgeschichte des reaktionären Denkens, der Analyse von Putins Netzwerken und dem Erwachsenwerden am Ende der Geschichte bis hin zu einem Museumsbesuch zwischen zwei Buchdeckeln. Vor allem Saidiya Hartmans Kulturgeschichte der queeren black community im ausgehenden 19. Jahrhundert öffnet einem die Augen für eine neue Sicht auf die Welt.

Mit dem Comic am Strand? Warum denn eigentlich nicht? Allerdings braucht es da einen Wälzer, damit auch genug Lesestoff vorhanden ist. Meine Auswahl der fünf besten Comics für den Urlaub reicht von Alben, von denen junge und ältere Leser:innen gleichermaßen etwas haben und die gemeinsam gelesen werden können über comicale Freak-Shows mit tiefen Abgründen bis hin zur identitätspolitischen Selbstreflexion der aktuell besten deutschen Comic-Zeichnerin. Mit Birgit Weyhes intelligenter Erzählung »Rude Girl« macht man definitiv in jedem Umfeld einen guten Eindruck.

5 Kommentare

  1. […] Systemwechsel in jedweder Hinsicht zu vollziehen«, kommentiert die proletarische Erzählerin in Heike Geißlers betörendem Leipzig-Roman »Die Woche« ironisch den bis heute andauernden Anpassungsprozess der Ostdeutschen. Der bis heute von […]

  2. […] in der Kategorie Belletristik ein Novum, im letzten Jahr stand Feuchtenbergers ehemalige Schülerin Birgit Weyhe mit »Rude Girl« in der Endauswahl für den Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik-Preis. Feuchtenbergers […]

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