Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ursula K. Le Guin

© Thomas Hummitzsch

Kongenial daneben oder: Kritik der Übersetzungskritik

Wenige Adjektive sind so überstrapaziert wie das titelgebende, wenn es darum geht, eine literarische Übersetzung einzuordnen. Ist das noch Lob oder schon Ausdruck einer Unfähigkeit? Wie steht es um die Übersetzungskritik im Land der übersetzten Dichter und Denker? Anlässlich des Hieronymustags habe ich über die Übersetzungskritik nachgedacht und mit einigen Übersetzenden gesprochen.

Ulrich Blumenbach | © Thomas Hummitzsch

Die universale Dummheit der »Kongenialität«

Ulrich Blumenbach hat das bahnbrechende Werk von David Foster Wallace fulminant ins Deutsche gebracht und sich als Sprachartist durch Joshua Cohens Welten geturnt. Die Gedichte von Dorothy Parker überträgt er ebenso rhythmisch wie die Romane von Jonatham Lethem und Raymond Chandler. Aktuell brütet er über die Übersetzung von James Joyce unübersetzbarem Roman »Finnegans Wake«. Die Übersetzungskritik ist in seinen Augen besser geworden, er sieht aber auch noch viel Luft nach oben, um zu zeigen, wie Übersetzungen die Grenzen des in der Literatur Sagbaren erweitern.

Übersetzerin Karen Nölle | © Thomas Hummitzsch

»Das ist mir zu schulmeisterlich beurteilend«

Karen Nölle ist eine Grande Dame der Literaturübersetzung. Nobelpreisträgerinnen wie Alice Munro oder Doris Lessing gehören ebenso zu ihrem Portfolio wie Natur-Essayistin Annie Dillard oder Ursula K. Le Guin, die das Genre der Science Fiction in die Hochliteratur geführt hat. Zuletzt hat sie im Team die unübersetzbare Utopie »Immer nach Hause« übertragen, in wenigen Wochen erscheint der Erzählungsband »Der Tag vor der Revolution« in ihrer Übersetzung. Übersetzungskritik, so Nölle, sei oft schulmeisterlich bewertend, sie wünscht sich andere Möglichkeiten, über das Übersetzen zu sprechen.

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Überwältigendes Kopfkino

Comic-Ikone Alan Moore schreibt die Geschichte eines Arbeiterviertels in Northampton zu einer vielstimmigen und verschachtelten Welt- und Geistesgeschichte um. Sein Roman »Jerusalem« ist politische Kampfschrift und sinnliche Komödie, Gegenwartsanalyse und Hirngespinst, ein fulminanter Geistertanz auf den Ruinen des Kapitalismus. Ein ebenso einschüchterndes wie überwältigendes Werk, das vor kreativer und geistiger Energie überschäumt.