Literatur

Einer der bedeutendsten arabischen Autoren seiner Zeit

Khaled Khalifa interessierte sich stets für das Leben in Syrien unter der Diktatur. In seinen Romanen verarbeitete er die Situation in seiner Heimat zu unterschiedlichen Zeiten. Am 30. September ist der syrische Autor Khaled Khalifa im Alter von 59 Jahren überraschend gestorben.

Sein deutscher Verlag teilte mit, dass Khalifa in seinen großen realistischen Romanen von der Vergangenheit und Gegenwart des Landes, vom Alltag in einem von Gewalt und Willkür geprägten System, aber auch von der Hoffnung der Bevölkerung auf ein anderes Leben erzählte.

Von Khalifa erschienen in Deutschland drei seiner insgesamt sechs Romane. »Der Tod ist ein mühseliges Geschäft«, übersetzt von Hartmut Fähndrich, erzählt von der Reise durch ein vom Krieg zerstörtes Syrien, die drei Geschwister mit der Leiche ihres Vaters unternehmen müssen. »Keine Messer in den Küchen dieser Stadt«, ebenfalls von Fähndrich übertragen, ist eine Hommage an Aleppo und verarbeitet die Durchdringung des Lebens durch die politische Propaganda unter dem alten Assad. Der zuletzt erschienene Roman »Keiner betete an ihren Gräbern« ist Khalifas und erzählt episch über ein Jahrhundert vom Leben und Sterben in Syrien. Dieses Opus Magnum wurde von Larissa Bender ins Deutsche übertragen.

Khaled Khalifa in deutscher Übersetzung

In seinem Werk wie in seinem Leben widersetzte sich Khalifa den Zumutungen des Krieges in seinem Heimatland und lebte bis zuletzt in Damaskus. »Meine Landsleute sind ein Volk des Friedens, des Kaffees und der Musik, von denen ich hoffe, dass Sie sie eines Tages kosten werden, und der Rosen, deren Duft hoffentlich eines Tages Ihre Nase erreicht. Damit Sie verstehen, dass es dieses Herz der Welt ist, das heute dem Völkermord ausgesetzt ist, während die ganze Welt dem Vergießen unseres Blutes zusieht«, schrieb Khalifa in einem Brief aus Syrien anno 2012.

Zum Erscheinen seines Romans »Keine Messer in den Küchen dieser Stadt« konnte ich ein Interview mit dem Syrer per WhatsApp führen. Damals hielt er sich in seinem Ferienhaus in der syrischen Küstenstadt Latakia auf. »Ich will hier sein, wenn dieses Land in die Freiheit aufbricht«, sagte er mir in dem Gespräch. Diesen Tag sollte Khalifa nicht mehr erleben, sein Leben endete in einem Land, das nach wie vor vom Krieg beeinflusst ist. Seine Werke sind in Syrien verboten, kursieren als illegale Kopien aber unter der Hand.

In Syrien wurden seine Werke häufig zensiert und verboten. International wurde Khaled Khalifa vielfach ausgezeichnet. Bis vor wenigen war sein Roman »Der Tod ist ein mühseliges Geschäft« in der Sparte Übersetzungen auf der Longlist für den National Book Award – neben den US-Ausgaben von Mohamed Mbougar Sarrs »Die geheimste Erinnerung der Menschen« oder Jenny Erpenbecks »Kairos«. Auf die Shortlist hat es der Roman nicht geschafft.