Literatur, Roman

Die dunkle Seite des Löwen von Münster

Dem ehemaligen Bischof von Münster, Kardinal von Galen, rückt der Kölner Autor Roland E. Koch in seinem Roman »Dinge, die ich von ihm weiß« auf den Leib. Katholische Buchhändler setzten das Buch deswegen auf den Index.

Der neue Roman von Roland E. Koch gefällt den Katholiken gar nicht, weshalb Autor und Verlag schon vor Erscheinen des Buches mit Drohmails und bösen Schreiben traktiert wurden. Der Weltbild-Buchversand, im Besitz von zwölf katholischen Diözesen, nahm das Buch gar aus seinem Sortiment – weil es »gegen die Prinzipien und Grundsätze der Kirche« verstoße. Der amtierende Bischof von Münster Felix Genn rief im August in einem Gottesdienst auf, Buchhändler vom Verkauf des Buches abzubringen.

Ist Kochs Roman also ein Skandaltitel? Mitnichten. Er befasst sich nur mit einer Person, die nicht unumstritten ist. Von 1933 bis 1946 im Amt, hatte sich Clemens August Kardinal Graf von Galen zwar entschieden gegen die Euthanasiepolitik der Nationalsozialisten gestellt – was ihm den Spitznamen »Löwe von Münster« einbrachte – aber auch gegen die »Pest des Bolschewismus« gewettert und den Russlandfeldzug in einem Hirtenbrief begrüßt.

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Roland E. Koch: Dinge, die ich von ihm weiß. Dittrich Verlag 2011. 240 Seiten. 19,80 Euro. Hier bestellen

Münsters Löwen rückt Koch in seinem Roman auf die Haut und sucht nach dem Menschen von Galen. Dies tut er, indem er ihm die Haushälterin Maria als heimliche Lebensgefährtin an die Seite stellt, die die Geschichte erzählt.

Kaum zu übersehen, macht Roland E. Koch die Figur des Bischofs zu Literatur, indem er erzählt, was den Bischof hätte bewegen können, wenn es diese Haushälterin und ein heimliches Kind gegeben und was ihn dann bewegt hätte. Dies tut er stets mit einem Auge darauf, dem Kardinal nicht Ungerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Dinge, die ich von ihm weiß ist ein stilles Buch, das sich für den Amtsträger nicht interessiert und deshalb dem Menschen nahe kommt.

Der katholische Beißreflex ist viel Lärm um Nichts. Einem noch kleineren Verlag hätte das die Existenz kosten können. Aber das ist den pöbelnden Dunkelkatholiken natürlich egal.