Dem Prinzip der Irreführung ist Danielewski auch in seinem dritten Roman, der eigentlich als zweiter zwischen den beiden Großwerken Das Haus – House of Leaves und Only Revolutions erschienen ist. Das Fünfzig-Jahr-Schwert treu geblieben. Ausgangspunkt des fünfstimmigen Sirenengesangs in Das Fünfzig-Jahr-Schwert ist eine Halloween-Party in Texas. Und weil Halloween die Nacht des Grusels ist, ist dieses Buch eine Gespenstergeschichte. »Vielleicht weil die Geschichte einer jeden Gespenstergeschichte selber eine Gespenstergeschichte ist, will sagen, eine vollkommen andere Geschichte, darf angenommen werden, das nun Folgende sei mit Fug und Recht ebenso als Gespenstergeschichte zu betrachten.«
Die Erzähler dieser Geschichte sind die fünf Waisen Tarff, Ezade, Iniedia, Sithiss und Micit, die sich – einzig mit farbigen Anführungsstrichen voneinander zu unterscheiden – gegenseitig Erzählen, was sich im Haus von Moses Dettledown zugetragen hat. Dort traf nämlich die thailändische Näherin Chintana auf ihre niederträchtige Konkurrentin Belinda Kate, während die fünf Waisen von einem unheimlich bösen Mann »mit einem finsteren Herzen« erzählen, der über ein Schwert verfügt, dessen Klinge erst dann ihre Wirkung entfaltet, wenn das auserwählte Opfer die 50 Jahre erreicht hat. Dabei fallen sie sich gegenseitig ins Wort, fügen ihre Gedanken aneinander und setzen kaleidoskopartig die einzelnen Bruchstücke ihrer Erinnerungen zusammen. Und wenn man als Leser das Gefühl hat, man hätte die Farbcodes und Erzählstruktur dieses postmodernen Märchens einigermaßen verstanden, beginnen diese widerborstigen Racker, sich gegenseitig zu zitieren. Und wieder beginnt sich alles zu drehen.
In Wahnsinn und Radikalität dieser literarischen Spielereien erinnern an Autoren wie Arno Schmidt, Roberto Bolaño und David Foster Wallace, die ihre avantgardistisch-sperrigen Romane immer als Werkromane geschrieben haben. Zugleich sind sie Kleinodien der Buchkunst, halten hoch, was Literatur im besten Sinne sein kann und verweisen auf all jene, die dies schon vor Danielewski erkannt haben, auf Autoren wie Ovid, Dante, Milton, Proust, Musil oder Borges. Wie sie hat Danielewski eine geradezu fanatische Fangemeinde, die jedes Detail und jede noch so winzige Information über das Schreiben des Auserwählten mit Wonne entgegennimmt. Das stachelt auch Journalisten an, das möglichst perfekte Interview für diese Fangemeinde zu machen. Am besten gelungen ist das wohl dem Magazin the ledge, das Danielewskis ebenso postmodernes wie visuelles Erzählen in famoser Kreativität umgesetzt hat.
Mark Z. Danielewskis Romane ist ein Text für Wahnsinnige und Literaturliebhaber und natürlich für wahnsinnige Literaturliebhaber, zu deren Vorsitzenden seine Übersetzer Christa Schuenke, Gerhard Falkner und Nora Matocza gehören, die sich nicht nur der irrsinnigen Herausforderung dieser Antistrukturen gestellt, sondern auch die Mehrdeutigkeiten Danielewskis versucht haben, weniger-deutig aufzulösen, ohne dabei die strukturierte Antistruktur anzutasten. Ein Wahnsinn, bedenkt man, dass ein Kilo Deutsch etwa 700 Gramm Englisch entsprechen, wie es Gerhard Falkner in einem Beitrag für die Literaturzeitschrift Schreibheft schrieb. Aber ein verdammt guter Wahnsinn.
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[…] Lebensprojekt Zettels Traum oder die Werke seiner zeitgenössischen Erben, zu denen neben Mark Z. Danielewski (Das Haus, Only Revolutions) und Reif Larsen (Die Karte meiner Träume) nun auch die beiden […]
[…] Schärfe eingesetzt wird. Er hat hier studierend erfahren können, dass Sprache – wie auch bei Mark Z. Danielewski – vielschichtig und geheimnisvoll ist, dass sie geschmückt und umgarnt werden will und dass der […]
[…] Steins »Die Leinwand« ist ein Beispiel für die gelungene Form eines solchen Experiments, Mark Z. Danielewskis »Only Revolutions« erst recht, wenngleich der Amerikaner darin das literarische Spiel mit der Leserichtung auf die […]
[…] Code erkennen. Ein Vexierspiel der Sprache und des Mediums beginnt, ähnlich wie man es von Mark Z. Danielewski, Reif Larsen oder Salvador Plascencia kennt. Dabei geraten Jen und Eric in Lebensgefahr, weil […]
[…] Monstranz aber auch an Zeitgenossen wie David Foster Wallace, Joshua Cohen, Roberto Bolaño oder Mark Z. Danielewski. In sechs lose verbundenen Teilen, jeweils unterbrochen von sarkastischen Poemen, arbeitet sich […]
[…] den Text bis zur Unkenntlichkeit vertiefen. Diese Spiele mit dem Textsatz kennt man vor allem von Mark Z. Danielewski. Und wer des Chinesischen mächtig ist, der erfährt ein in der Tiefe des Romans liegendes […]