Jahr: 2025

© Thomas Hummitzsch

Fabel-hafter Roadtrip

Fünfzehn Jahre hat der dänische Autor und Karikaturist Jakob Martin Strid an seinem »Fantastischen Bus« geschraubt. Nun liegt dieses überdimensionale Wunderwerk des Erzählens vor. Eine Kritik unserer Zeit und eine hoffnungsvolle Hommage an eine tierisch sympathische Schicksalsgemeinschaft.

© Thomas Hummitzsch

Neue Wege für eine neue Welt

Hannes Riffel ist nicht nur Fan der fantastischen und imaginären Literatur, sondern hat ihr im deutschen Sprachraum mehrfach ein Zuhause geboten. 2010 gründete er den Golkonda-Verlag, wechselte 2015 zu TOR, dem SciFi- und Fantasy-Imprint der S. FISCHER Verlag GmbH und gründete 2023 mit Carcosa einen weiteren Verlag für phantastische Weltliteratur, in dem Werke von Alan Moore, Becky Chambers, Samuel R. Delany, Joanna Russ und Ursula K. Le Guin erscheinen.

© Thomas Hummitzsch

»Der Zauber überträgt sich auf die Lesenden«

Ursula K. Le Guin war eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen Amerikas. Keine Autorin hat so viele Preise und Auszeichnungen erhalten wie die 2018 im alter von 88 Jahren gestorbene Autorin. Unter Science Fiction-Fans sind ihre Romane Kult, dabei passt ihr facettenreiches Werk in keine Genre-Schublade. Zum erscheinen des Erzählungsbandes »Am Tag vor der Revolution« sprach ich mit der Le-Guin-Übersetzerin Karen Nölle über diese außergewöhnliche Autorin und die Aktualität ihres Werks.

© Thomas Hummitzsch

»Ich verteidige schreibend meine Existenz«

Die queere Dichterin und Essayistin Jegana Dschabbarowa ist als Kind aserbaidschanischen Eltern 1992 im russischen Jekaterinburg geboren. In ihrem Debütroman »Die Hände der Frauen in meiner Familie waren nicht zum Schreiben bestimmt«, als Buch des Jahres mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet, verarbeitet sie die körperliche Erfahrung von Krankheit, Stigmatisierung und Verfolgung in einer patriarchalen Gesellschaft. Ein Gespräch über Grenzerfahrungen, fehlende Geborgenheit und die Sehnsucht nach Begegnung in einer zerstrittenen Welt.

© Thomas Hummitzsch

Le Guins Einfluss ist überall

Dietmar Dath ist der deutsche SciFi-Papst, niemand im hiesigen Sprachraum kennt die internationale Szene der imaginativen Literatur wie er. Ursula K. Le Guin ist für ihn eine der bedeutendsten internationalen Stimmen der Szene. Sie habe ihn davon befreit, fantastisches Erzählen mit einem sozialen Nutzen zu verbinden. Deshalb solle man auch nicht versuchen, ihre Literatur direkt zu nehmen oder ihre Welten eins zu eins nachzubauen.

© Thomas Hummitzsch

Prix Goncourt 2025 geht an Laurent Mauvignier

Der französische Autor Laurent Mauvignier erhält in diesem Jahr den renommierten Prix Goncourt für sein Buch »La Maison vide«. Dies teilte die Académie Goncourt gestern mit. Sein ausgezeichneter Roman erzählt die Geschichte von vier Generationen in der Kulisse eines alten Landhauses. Zuletzt erschienen in Deutschland seine Romane »Geschichten der Nacht« und »Von Menschen«.

Delisle-Sekunde-Auszug

Sekundenbruchteile, festgehalten

Guy Delisle war bisher vor allem dafür bekannt, sein Leben als Expat in ungewöhnliche Porträts der jeweiligen Gastgeberländer einfließen zu lassen. Jetzt ist er zum zweiten Mal von diesem Prinzip abgewichen. Mit »Für den Bruchteil einer Sekunde« hat er dem Briten Eadweard Muybridge, einem Pionier der Fotografie und des frühen Films, ein Denkmal gesetzt.

© Sabine Blackmore

Kopflose Grüße aus Hölle


Mit »Katabasis« legt die sino-amerikanische Autorin Rebecca F. Kuang in kürzester Zeit ihren dritten und einen weiteren ehrgeizigen, wenngleich langatmigen Roman vor. Nach »Babel« führt sie ihre Leser*innen erneut in akademische Gefilde. Statt nach Oxford geht es diesmal ins benachbarte Cambridge, wo sich das Tor zur Unterwelt nicht in den Tiefen der Mythologie, sondern im Labor eines Instituts für »Analytische Magie« öffnet.

© Thomas Hummitzsch

Blick über das Nicht-Sein hinaus

Jens Harder schließt mit »GAMMA … visions« sein Opus Magnum einer großen Menschheitserzählung ab. Nachdem er in drei Bänden erzählt hat, wie die Menschheit in die Gegenwart gekommen ist, zeigt er nun, wie sie an ihr Ende gerät. Beim Blick darüber hinaus verschiebt er den Fokus von den Bildern, die wir über uns selbst machen, hin zu den Bildern, die wir uns zu machen fürchten.

Podium "Der Geschmack der Worte« im Gorki-Theater | © Sabrina Banze

Die Schmerzen der Dichter vom Bahnhof Zoo

Unter der Überschrift »Der Geschmack der Worte« versammelten sich im Berliner Gorki-Theater am Samstag fünf Lyriker:innen zu einem Fest des widerständigen Wortes. Zehra Çirak, Dinçer Güçyeter, Lütfiye Güzel, José F. A. Oliver und Zafer Şenocak machten nicht nur lyrisch deutlich, wie schal die Worte angesichts der rassistischen und verletzenden Entgleisung von Bundeskanzler Friedrich Merz werden, der Migration jüngst zum Problem im Stadtbild erklärt hat.

Thomas Hummitzsch | © Konstantin Börner

In eigener Sache: Dankesrede zur Verleihung der Übersetzerbarke

Am 15. Oktober 2025 wurde mir auf der Frankfurter Buchmesse die Übersetzerbarke des VdÜ, Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. verliehen. An dieser Stelle dokumentiere ich meine Dankesrede, in der ich über die Motive meines Engagements für die literarische Übersetzung spreche. Und darüber, warum wir mit Übersetzungen einen Wald betreten, aber das Meer finden.