Alle Artikel in: Roman

Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Schreiber der Apokalypse

Der ungarische Autor László Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis 2025. Keiner habe die Welt so beschrieben wie der Ungar, schwärmt sein deutscher Verleger Oliver Vogel. In seinem Werk blickt er immer wieder in die gesellschaftlichen Abgründe, wo Hass und Gewalt toben. Susan Sontag nannte ihn deshalb einmal den »Meister der Apokalypse«.

Buchpreis-Longlist: Viele Favoriten, wenig Indies

Die Longlist des Deutschen Buchpreis 2025 stellt dessen Geschichte nach. Von den zwanzig bislang ausgezeichneten Romanen sind vier in einem unabhängigen Verlag erschienen. Exakt vier Indie-Titel haben es auch unter die zwanzig für den »Roman des Jahres« nominierten Werke geschafft. Um den konkurrieren in diesem Jahr die aktuellen Romane von Annett Gröschner, Jonas Lüscher, Thomas Melle oder Nava Ebrahimi.

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Brutalität und Zärtlichkeit

Der 2018 verstorbene brasilianische Autor Victor Heringer hat der Welt nur ein schmales Werk hinterlassen. Nun kann man ihn erstmals auf Deutsch lesen. Sein für die Hotlist der unabhängigen Verlage nominierter Roman »Die Liebe vereinzelter Männer« ist ein bebendes Vermächtnis, ein literarischer Tango, in dem mit Anmut und Grauen von liebenden und hassenden Männern erzählt wird.

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Hardware, Software, Notwehr

In Dietmar Daths neuem Roman »Skyrmionen oder: A Fucking Army« kommt das digitale Zeitalter an sein Ende und eine neue Welt beginnt. Angesichts der autoritären und faschistoiden Techtopien von Peter Thiel, Curtis Yarvin und Co. klingt diese Vision eines Neuanfangs fast vielversprechend.

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Resonanzraum Welt

Eine junge Frau bricht ihre Zelte in Paris ab, um sich selbst im Land ihres Vaters zu suchen. Raphaëlle Reds ausgezeichneter Debütroman »Adikou« verändert den Blick auf gängige Herkunftsdiskurse und zeigt die Verstrickungen von Biografie und Geschichte auf.

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Die Geometrie der Liebe

In Fabian Sauls Roman »Die Trauer der Tangente« stirbt ein Freund, Wirklichkeit und Erinnerungen beginnen zu verschwimmen. Mit seinem psalmodierenden Textgebäude verbeugt sich der in Berlin lebende Autor und Chefredakteur des Flaneur Magazine vor Walter Benjamins »Passagenwerk« und vermisst die verborgenen Winkel der Erinnerung.

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Mit allen Wassern gewaschen

Pieter Waterdrinkers Pageturner »Monsieur Poubelle oder: Der Mülleimer der Geschichte« ist ein rasanter Schelmenroman, der von Sex und Crime im Kunst- und Politikbetrieb erzählt. Einen unterhaltsameren Roman über das politische Europa und sein Verhältnis zum Ukrainekrieg gibt es aktuell nicht.

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Überwältigendes Kopfkino

Comic-Ikone Alan Moore schreibt die Geschichte eines Arbeiterviertels in Northampton zu einer vielstimmigen und verschachtelten Welt- und Geistesgeschichte um. Sein Roman »Jerusalem« ist politische Kampfschrift und sinnliche Komödie, Gegenwartsanalyse und Hirngespinst, ein fulminanter Geistertanz auf den Ruinen des Kapitalismus. Ein ebenso einschüchterndes wie überwältigendes Werk, das vor kreativer und geistiger Energie überschäumt.

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Ein gigantischer Stolperstein

Ronya Othmann hält in ihrem Prosawerk »Vierundsiebzig« die jahrhundertelange Entmenschlichung der êzîdischen Gemeinschaft fest. Ausgehend vom jüngsten Genozid durch den IS geht sie im Mittleren Osten, in der Geschichte ihres Volkes, der Familienbiografie, in deutschen Gerichten der Vernichtungswut auf den Grund, die das êzîdische Volk bis heute trifft. Ihr Buch ist ein Solitär in der Genozidliteratur, eines der wichtigsten Bücher des vergangenen Jahres.

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Ein Hohelied der Literatur

Der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu erzählt vom unglaublichen Aufstieg eines Niemands zum Kaiser von Äthiopien. Sein neuer Roman »Theodoros« ist Weltliteratur, die bleibt, weil sie virtuos die Kunst des Erzählens feiert. Ernest Wichner hat dieses überbordende Meisterwerk fulminant ins Deutsche übertragen.