Alle Artikel in: Roman

© Thomas Hummitzsch

Im Auftrag der Familie

An Don Winslow kommt man in diesem Büchersommer nicht vorbei. Gerade ist sein Roman »Das Kartell« als Fortsetzung des fulminanten Bestsellers »Tage der Toten« erschienen, parallel dazu sind die beiden ersten Bände der vierteiligen Miniserie um seinen Ermittler Neal Carey erschienen. Bis Oktober soll die Serie, mit der Winslows einzigartige Karriere als Krimiautor begann, abgeschlossen werden.

Ein Versager, der abhebt

In Romanen wie »Handbuch für den russischen Debütanten« oder »Super Sad True Love Story« hat sich Gary Shteyngart immer wieder mit seiner Lebensgeschichte auseinandergesetzt. Eine echte Aufarbeitung der eigenen Biografie findet aber erst in den seinen Erinnerungen »Kleiner Versager« statt.

»Ich habe mal neunzig Leute mitgebracht«

Saša Stanišić löste mit seinem Uckermark-Epos Vor dem Fest, mit dem er im letzten Frühjahr den Leipziger Buchpreis gewann, einen wahren Hype auf die »Toskana des Nordens« aus, wie der Landstrich rund um Prenzlau auch liebevoll genannt wird. Beim »Wortgarten«-Festival am Wochenende führte Stanišić zum ersten Mal durch das Dorf, knapp einhundert Interessierte kamen. Das Protokoll einer Ortsbesichtigung.

Die Fragilität der Weltliteratur

Ein Mann muss aus seinem Haus ausziehen und weiß nicht, wohin mit seiner über 20.000 Titel umfassenden Bibliothek. Er beschließt, aus seinen Büchern ein Haus zu bauen. Er richtet sich inmitten von Weltliteratur ein. Als eine ehemalige Geliebte ein Buch zurückfordert, gerät die Wirklichkeit auf eine schiefe Bahn. Carlos María Domínguez‘ Novelle »Das Papierhaus« ist ein Kleinod des magischen Realismus.

© Thomas Hummitzsch

Die Venus als Wille und Vorstellung

Dietmar Dath schreibt mit Warp-Antrieb, der rasante Publikationsrhythmus seiner zwischen Wissenschaft, Informatik und politischer Ideenlehre verorteten Schriften macht das deutlich. Nun hat er mit »Venus siegt« einen radikalen Abgesang zu seiner universellen und werkübergreifenden Menschheitsgeschichte verfasst.

Der Traum von ewiger »Pralinen-Prosa«

Ulrich Blumenbach ist einer der renommiertesten deutschen Literaturübersetzer. Seine Übersetzungen der Arbeiten von David Foster Wallace sind mit Lobeshymnen bedacht worden, gerade sitzt er an »Witz«, dem Großwerk des amerikanischen Hyper-Intellektuellen Joshua Cohen. Ein Gespräch über das Übersetzen von Hochliteratur, Versäumnisse der Literaturkritik und die notwendige Unterscheidung von dicken und gewichtigen Büchern bei Preisvergaben.

Foto Thomas Hummitzsch

Die Finsternis zwischen Skylla und Charybdis

Stefano d’Arrigos zeitloses Epos »Horcynus Orca« gehört zu den ganz großen Romanen des 20. Jahrhunderts. Auf fast 1.500 Seiten lässt er uns an den letzten Tagen des desertierten Marinebootsmanns `Ndrja Cambrìa und seiner Odyssee an der vom Krieg zerstörten italienischen Küste und in Sizilien teilhaben. Moshe Kahn hat für diesen Solitär der italienischen Literatur eine Sprache gefunden, die deutsch und zugleich nach fernen Welten klingt. Eine übersetzerische Höchstleistung!

Übersetzte Klassiker und gehobene Schätze

Der Autor des »Dschungelbuchs« Rudyard Kipling wäre in diesem Herbst 150 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheinen gleich sechs seiner klassischen Werke in neuem Gewand. Mit Hochspannung erwartet werden die Übertragungen der Erstlinge von Harper Lee und Truman Capote sowie Neu- und Erstübersetzungen der Schlüsselwerke von Laurence Sterne, Henry David Thoreau, Henry James und Charlotte Brontë. Arno-Schmidt-Liebhaber können sich auf seine Übersetzung von Edward George Bulwer-Lyttons Porträt des viktorianischen Londons freuen.

Literatur im Großformat

In diesem Bücherherbst werden die voluminösen Werke von Jonathan Franzen, Clemens Setz, Feridoun Zaimoglu, Karl Ove Knausgård und Laksmi Pamuntjak für Debatten sorgen. Die Werkausgabe von Wolfgang Herrndorf, die Prosasammlung von Hans Carl Artmann und Siegfried Lenz Erzählungen lassen noch einmal in ihrer Literatur schwelgen. Ein Blick auf die zwanzig literarischen »Schwergewichte« der Herbstsaison.

Der schmale Grat

Zwischen Larmoyanz und Melancholie liegt nur ein schmaler Grat. In seinem Roman »Verlangen und Melancholie« wandelt Schriftsteller Bodo Kirchhoff bisweilen daran entlang – und weiß dabei zum Glück, was er tut.

Assoziierter Größenwahn-Komplex

Der Romancier und Musiker Frank Witzel legt mit seinem Romankoloss »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969« eine rasante Achterbahnfahrt durch die Traumata der Bundesrepublik und das verwinkelte Erinnerungsgebäude seines ambivalenten Erzählers vor.

Himmelfahrtskommando Hindukusch

Wir schreiben das Jahr 1914. Die deutschen Militärs suchen mithilfe eines »The Great Game« genannten Spiels nach der perfekte Strategie gegen die übermächtige britische Seemacht. Die »paschtunische Schandlinie« im Osten Afghanistans hat sich dabei als »Achillesferse des britischen Kolosses« herausgestellt. In seinem historischen Reise- und Abenteuerroman »Risiko« erzählt Steffen Kopetzky fulminant die Geschichte einer Geheimmission, mit der das Deutsche Kaiserreich den Ersten Weltkrieg am Hindukusch drehen wollte.