Am 12. Juni wäre der große Wolfgang Herrndorf 50 Jahre alt geworden. Pünktlich zum Jubiläum erscheint ein edler Schuber, in dem sein publizistisches Gesamtwerk zusammengeführt und eingeordnet wird.
Wolfgang Herrndorf gehört zu den wenigen deutschen Autoren, die über die Landesgrenzen hinaus Kultstatus erlangt haben. Sein viel zu früher Tod, selbstgewählt nach langer Krankheit, wurde einhellig als schwerer Schlag für die deutsche Literatur bewertet.
Legt man das unglaubliche Potenzial neben die literarische Hinterlassenschaft, dann muss man die dreieinhalb Romane, die er mit dem experimentellen Debüt »In Plüschgewittern«, dem famosen Jugendroman »Tschick«, dem genial konstruierten Agenten-Thriller »Sand«, und dem Fragment gebliebenen Spiegelroman »Bilder deiner großen Liebe« sowie ergänzend die Erzählungen von »Diesseits des Van-Allen-Gürtels« als schmales, aber intensives und unwiderstehliches Werk deuten.
Herrndorfs frühe Werke, diese »intelligenten und zugleich extrem lustigen Geschichten«, waren zeitweise nicht mehr als Geheimtipps. Entsprechend verkauften sie sich auch kaum. Schon vor dem dem gigantischen Erfolg von »Tschick« waren sie als Taschenbuch erhältlich, wirklich Interesse zogen sie erst nach dem Jugendroman auf sich. Seit er Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow auf ihren Selbsterfahrungsausflug geschickt hat, braucht es für sein Werk kein Marketing mehr. Bis zum kommenden Herbst soll der Roman verfilmt werden.
Herrndorf wäre im Juni 50 Jahre alt geworden, zu diesem Anlass erscheint nun eine edle »Gesamtausgabe« seiner Werke, in der neben seinem literarischen Werk auch sein Tagebuch »Arbeit und Struktur«, diverse Fragmente und kürzere Erzählungen wie »Scham & Ekel GmbH« oder »Die Rosenbaum-Doktrin« enthalten sind, die in Zeitungen oder bei SuKultur erschienen sind. Darüber hinaus enthalten die drei petrolfarbenen Leinenbände vier Texte zu Autor und Werk: eine Werkeinführung von Tobias Rüther, ein »Porträt des Künstlers als erfolgloser Autor« der Herrndorf-Vertrauten Kathrin Passig, Michael Maars Entschlüsselung von Herrndorfs rätselhaftestem Werk, dem Wüstenthriller »Sand«, sowie ein Beitrag zur Entstehungs- und Erfolgsgeschichte von »Tschick«, den Herrndorfs Lektor Marcus Gärtner verfasst hat.
Diese Gesamtausgabe im Schuber würdigt »Herrndorf als den überragenden Autor, der er war«, heißt es im Verlagstext. Dem kann man unumwunden zustimmen. Ein Schmuckstück in jedem Buchregal und Muss für Herrndorf-Fans.
[…] eine Anekdote nahe, die Kathrin Passig in ihrem »Porträt des Künstlers als erfolgloser Autor« (gedruckt in Band 1 der Gesamtausgabe) festhielt. Sie berichtet, wie Herrndorf ihr verwundert erzählte, das eine Lektorin […]