Sally Porter präsentiert den kürzesten Beitrag im Wettbewerb. Ihr Kammerspiel »The Party« ist auf den Punkt geschrieben und ein Scoop des Dialogfilms.
Partys laufen zuweilen und zugegebenermaßen viel zu selten aus dem Ruder. Sally Potter zeigt in ihrem Film, wie wunderbar befreiend und zugleich bedrohlich es sein kann, wenn eine intime Zusammenkunft von Freunden anders verläuft als geplant. Die Gastgeberin hier ist die Politikerin Janet (Kristin Scott Thomas), die mit ihren besten Freunden ihre Berufung zur Gesundheitsministerin feiern will. Neben ihrem Mann Bill (Timothy Spall) nehmen an der kleinen Feier ihre beste Freundin April (Patricia Clarkson) mit ihrem deutschen Mann Gottfried (Bruno Ganz), die Feministin Martha (Cherry Jones) mit ihrer Partnerin Jinny (Emily Mortimer) sowie der Banker Tom (Cillian Murphy) teil. Der Cast als solcher lässt schon aufhören, hervorheben muss man hier niemanden, denn alle brillieren in ihren jeweiligen Rollen.
Die Dynamik in den 70 Minuten muss man explosiv nennen. Denn statt Janets politischem Erfolg steht, kaum sind alle Gäste da, etwas ganz anders im Mittelpunkt. Bill eröffnet den Gästen, dass er unheilbar krank ist und es mit ihm in jedem Moment vorbei sein kann. Einen sterbenden Gatten im eigenen Haus ohne Pflege ist für eine Gesundheitsministerin natürlich kaum denkbar, also bietet Janet an, ihren Posten gar nicht erst anzutreten. Das wiederum ruft ihre feministischen Freundinnen auf den Plan. Weil ein Geheimnis aber selten allein kommt, wird es noch ein weiteres Geständnis auf dieser Party geben, die den vertrauten Freundeskreis erschüttert und jahrzehntelange Beziehungen infrage stellt.
Sally Porter hat für den Film erneut mit dem russischen Kameramann Alexey Rodionov zusammengearbeitet, der den Film in Schwarz-Weiß gedreht hat. Eine absolut nachvollziehbare und kluge Entscheidung, denn es gibt dem Film nicht nur den Anstrich der British politeness, sondern lässt auch genügend Raum für die Farben der unterschiedlichen Emotionen der Charaktere.
Das wunderbare Drehbuch mit den von Sally Potter präzisen und spitzen Dialogen trägt entscheidend dazu bei, dass dieser Film nicht einmal im Ansatz zu einem Melodrama wird. The Party ist eine wunderbare Komödie, in der Esoterik und Rationalismus, Politik und Leben, Freundschaft und Liebe, Tradition und Emanzipation, Argument und Musik sowie political correctness und absolute Ehrlichkeit auf großartig radikale Weise die Klingen kreuzen. Deshalb widerspricht in diesem cineastischen Glanzstück jede Replik der Erwartung, an die Stelle der vielgerühmten English kindness tritt the best of British cynism.
Einzig Bruno Ganz fällt hier heraus, er gibt den spirituellen Deutschen, der noch der größten Katastrophe etwas Positives für den Weltgeist abgewinnen kann. Ein witziger Deutscher – die Ironie liegt auf der Hand.
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