Komplexe Aufzeichnungen
Alice Walker ist eine der renommiertesten Schwarzen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. In ihren Tagebüchern begegnet einem diese Lichtgestalt in all ihrer Ambivalenz.
Alice Walker ist eine der renommiertesten Schwarzen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. In ihren Tagebüchern begegnet einem diese Lichtgestalt in all ihrer Ambivalenz.
»Irgendwann einmal wird man wissen, warum in unserem Jahrhundert soviel große Künstler so viele unlesbare Werke geschrieben haben. Und warum diese unlesbaren und ungelesenen Bücher wunderbarerweise dennoch Einfluß auf das Jahrhundert ausübten und berühmt sind«, notierte Witold Gombrowicz in seinem Tagebuch nach der Lektüre von Franz Kafkas Roman »Der Prozess«.
Die Bühnen-Komödie »Theater Camp« erzählt von jungen Menschen, die von den Bühnen der Welt träumen. Das fulminante und unterhaltsame Debüt von Nick Lieberman und Molly Gordon, in Sundance mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, ist eine Hommage an die rebellische Alternativkultur, die mehr und mehr verschwindet.
Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos hat mit »Poor Things« eine gleichermaßen poetische wie moderne Frankenstein-Variation gedreht. Der für insgesamt elf Oscars nominierte Film ist vom Drehbuch über die Besetzung und schauspielerische Leistung bis hin zur ästhetischen Bildsprache ein Meisterwerk, das unerschrocken und konsequent für die künstlerische Vision seines Machers spricht.
Nach fünf Jahren ist die 74. Berlinale auch die letzte von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Einst trat das Duo mit dem Auftrag an, das von Dieter Kosslik heillos überfrachtete Festival künstlerisch und organisatorisch zu reformieren. Am Ende waren es vor allem die Sparmaßnahmen, die zur Verschlankung des Programms geführt haben, dem auch nach fünf Jahren eine klare Handschrift fehlt.
Seit einigen Jahren setzt sich der Wiener Comiczeichner Nicolas Mahler mit der Hochkultur auseinander. Als Freibeuter im Meer der Weltliteratur macht er sich ein Werk nach dem anderen zu eigen. Zum 100. Todestag von Franz Kafka sind gleich zwei Arbeiten von ihm erschienen. Bereits im Vorjahr konnte ich mit ihm über Faszinierendes und Skurriles in Leben und Werk des Prager Schriftstellers austauschen.
Nein, ein Fan von Angela Merkel ist Alexander Hagelüken wahrlich nicht. Als »passive Kanzlerin« habe sie den »ausgeglichenen Haushalt zum Fetisch erhoben und das Land kaputtgespart«. Sie habe die Digitalisierung, die Solar-Industrie nach China verscherbelt und Innovationen wie den 3D-Druck verschleudert. Ihre 16 Regierungsjahre lähmten immer noch Land.
Stephanie Bart begibt sich für ihren bedrückenden Roman »Erzählung zur Sache« in die Gedankenwelt von Gudrun Ensslin. Dabei macht sie die Radikalisierung der RAF aus dem Inneren heraus verständlich, ohne die Taten zu rechtfertigen. In dem Versuch, dem dissidentischen Weltgeist eine Stimme zu geben, lassen sich Parallelen sowohl zu Klassikern wie Peter Weiss »Ästhetik des Widerstands« als auch zu Gegenwartsromanen wie Antone Volodines »Einige Einzelheiten über die Seele der Fälscher« ziehen.
Sechs Jahre nach seinem letzten Roman legt Haruki Murakami ein dunkel leuchtendes Alterswerk vor. Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag erscheint heute sein neuer verblüffender Roman »Die Stadt und ihre ungewisse Mauer«.
In seinem nun mutmaßlich allerletzten Film führt der Begründer der längst legendären Ghibli-Studios Hayao Miyazaki zu den allerletzten Fragen. In diesem fantasievollen Alterswerk schimmert, schwirrt und wimmelt es in allen Ecken. Es ist gut möglich, dass der Japaner mit »Der Junge und der Reiher« seinen zweiten Oscar gewinnt.
Ob in der Schule oder später auf dem Sofa – um Franz Kafka kommen Menschen nicht herum, deren Herz für die Literatur schlägt. Wer verstehen will, wie der in Prag lebende Versicherungsbeamte mit seinen Schriften die Kultur bis heute prägt, muss sich in seine Textwelten begeben. Dazu laden verschiedene Neuerscheinungen ein, die kurz vor dem Kafka-Jahr erschienen sind oder bis zum 100. Todestag in den kommenden Wochen erscheinen.
Der Schöpfer von »Spirou und Fantasio«, »Gaston« und dem »Marsupilami«, einer der Gründungsväter des europäischen Comics, der Belgier André Franquin, wäre am 3. Januar 2024 einhundert Jahre alt geworden. Anlässlich des Jubiläums erleben seine Arbeiten ein prächtiges Revival.