Chris Morris zeigt mit seiner wunderbaren Mockumentary »Four Lions«, dass Islamisten und Anti-Islamisten gemeinsam Opfer ihres Wahns sind.
Was gab es für Theater um den Film Four Lions, der Mitte vergangenen Jahres in den britischen Kinos anlief und seit Ende April auch in deutschen Filmsälen zu sehen ist. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer wollte den Film, der als Komödie über Terrorismus und Suizidbomber angekündigt wird, wegen Terrorgefahr sogar verbieten.
Seither ist viel passiert, Atomkatastrophe und arabische Revolutionen haben den Terror in Deutschland aus dem Fokus verdrängt. Hat das aber das Terrorpotenzial des Films geschwächt?
Ganz im Ernst, ein solches Potenzial hat es nie gegeben. Wer in dem Film des britischen Regisseurs Christopher Morris einen Angriff auf den Islam sieht, hat wenig bis gar nichts an dieser Realsatire, die in ihrer Machart an Sascha Cohens Borat erinnert, verstanden.
Gut, Chris Morris zeigt tatsächlich eine Gruppe britischer Islamisten, die es sich zum Ziel gemacht hat, den Dschihad in das Königreich zu tragen. Was das aber genau heißt, darüber existieren verschiedene Vorstellungen in der Gruppe. Der weiße Rassist Barry zum Beispiel will eine Moschee in die Luft jagen, um die Moslems dieser Welt auf die Barrikaden zu bringen.
Der britische Inder Faisal aber will das nicht, denn schließlich geht sein Vater jeden Tag in die Moschee. Stattdessen richtet er mit Sprengstoffgürteln versehene Krähen auf Bordelle ab. Omar hingegen will sich in einem Al-Quaida-Trainingslager inspirieren lassen, doch dort geht schief, was schief gehen kann. Mit Hassan stößt ein weiterer Unruheherd in der Gruppe, in der einer den anderen mit der eigenen Dämlichkeit überbietet. Am Ende beschließen sie, sich bei einem Spendenlauf in die Luft zu jagen, doch selbst dieses Unternehmen endet in einer Farce.
Das verbindende Element in dieser Komödie ist nicht das Islamistisch-Sein, sondern fehlende Bildung. Diese Eigenschaft teilen alle Protagonisten in diesem Film, eingeschlossen die britische Polizei. Four Lions ist so vielmehr eine die Bauchmuskeln beanspruchende Satire über das britische Bildungssystem und macht deutlich, wo die Wurzeln für Fanatismus, Fundamentalismus und Radikalisierung liegen: It’s not religion, it’s the education stupid. Oder: Dumm und blöd gesellt sich gern, egal ob es um Terrorismus oder Fremdenhass geht.