David Bowie hat in den sechzigern die Kunstfigur Ziggy Stardust geschaffen, der aus dem Universum zu den Menschen kam, um sie zu erlösen. Nicolas Roegs Film »Der Mann, der vom Himmel fiel« gibt dieser Kunstfigur eine cineastischen Wirklichkeit.
Einen »Stern, der jetzt schwarz im Himmel glüht«, nannte ROLLING STONE-Chefredakteur Sebastian Zabel die Musikikone David Bowie kurz nach dessen Tod. In dem nunmehr 40 Jahre alten Film des Briten Nicolas Roeg (»Wenn die Gondeln Trauer tragen«, »Castaway – Die Insel«), kommt Bowie in der Rolle des Thomas Jerome Newton von einem Stern, der so tief in der Galaxis verborgen ist, dass nur er ihn am Himmel glühen sieht.
Um der Dürre auf seinem Heimatplaneten beikommen, sucht er auf der Erde nach Wasser sowie nach Wegen, dieses auf seinen Planeten transportieren zu können. Dafür ruft er mit Unterstützung des Patentanwalts Oliver Farnsworth (Buck Henry) das Unternehmen »World Enterprises« ins Leben. Mit den bahnbrechenden Patenten aus seiner Heimat verdient er Unmengen an Geld, um schließlich ein Raumfahrtprojekt in Angriff zu nehmen, das ihn zurück auf seinen Heimatplaneten bringen soll. Doch die Konkurrenz schläft nicht und eine perfide Hetzjagd beginnt.
Der Film ist voller Anspielungen auf die Welt der Massenmedien. Newton sammelt sein Weltwissen vor einer Fernsehwand, auf der alle Programme zeitgleich laufen. Roeg nimmt die Bilderfluten und die Medienhysterie unserer Zeit thematisch und stilistisch vorweg, setzt geschickt Verzerrungen, Perspektiv-Verschiebungen und Einschübe ein, um die Erinnerungen, Assoziationen und Wahnvorstellungen der Bowie-Figur zu visualisieren.
Der preisgekrönte Science-Fiction-Film ist ein nachgereichter Filmkommentar auf »Space Oddity«, den ersten Hit von Ziggy Stardust alias David Bowie mit Bowie in der Hauptrolle. Er besitzt seinen Reiz einerseits in dem Blick von außen auf die zerstörerischen Beziehungen, die Menschen untereinander führen, und andererseits auf die Fortsetzung der Inszenierung Bowies als Kunstfigur, die als von Outer Space kommender Messias wahrgenommen wurde.
Die Affäre mit dem Zimmermädchen Mary-Lou (Candy Clark) ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, sein treuer Geselle Farnsworth verbirgt hinter seiner dicken Brille ein delikates Doppelleben und der desillusionierte Wissenschaftler Nathan Bryce (Rip Torn), der das Raumfahrtprojekt vorantreiben soll, droht Newtons extraterrestrische Identität auffliegen zu lassen. Am Ende geht der verzweifelte Marsianer am Egoismus und Sadismus der ihn umgebenden Welt zugrunde.
Davis Bowie war der wandlungsfähigste Mensch seiner Generation, seit Ziggy Stardust inszenierte er sich als flüchtig, schillernd, genderfluid und leicht schizoid; irgendwie von einem anderen Stern. In keinem Film hat Bowie diese Rolle so genial und direkt verkörpert, wie in diesem Frühwerk, das nun in einer digital restaurierten Fassung vorliegt.
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