Berlinale Bites: Tokyo liegt im Schwabenland
Am Freitagabend startete »Chiisai Ouchi« als letzter Film in den Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Das japanische Liebesdrama erzählt vor historischen Hintergrund von einer heimlichen Liebe.
Am Freitagabend startete »Chiisai Ouchi« als letzter Film in den Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Das japanische Liebesdrama erzählt vor historischen Hintergrund von einer heimlichen Liebe.
Die Jury der 64. Berlinale sollte erwägen, einen Sonderbären für den besten Act unter 16 Jahren zu vergeben. Mit dem elfjährigen Ramasan Minkailov in dem Österreichischen Sozialdrama »Macondo« gäbe es einen weiteren Kandidaten, der für diese Auszeichnung in Frage käme.
Der US-Amerikaner Thomas Allen Harris geht in seinem Dokumentarfilm »Through a lens darkly. Black Photographers and the emergence of people« der Frage nach, wie im Bilderkosmos der letzten 150 Jahre Afroamerikaner dargestellt wurden und sich selbst dargestellt haben.
Die 64. Berlinale hat ihren Siegerfilm gefunden. Richard Linklater erzählt in seinem über zwölf Jahre gedrehten Film »Boyhood« vom Erwachsenwerden eines Jungen in einer ganz normalen Familie. Das Meisterwerk des Amerikaners glänzt über allen anderen Wettbewerbsbeiträgen.
Der chinesische Regisseur Ning Hao erzählt in seinem Eastern »Wu Ren Qu« actionreich von dem Spießrutenlauf eines Anwalts mitten in der nordchinesischen Wüste. Eine Lehrstunde über den Unterschied zwischen Mensch und Tier.
Mit »Bai Ri Yan Huo« hat die 64. Berlinale ihren ersten klassischen Kriminalfall im Wettbewerb. »Diao Yinans Krimi im China der Gegenwart gewann den Goldenen Bären.
Die argentinische Regisseurin Celina Murga dechiffriert in ihrem abendfüllendem Spielfilm »La Tercera Orilla« die gesellschaftlichen Umstände, aus denen der südamerikanische Machismo hervorgeht. Ihr Hauptdarsteller Alián Devetac beeindruckt als sensibler Vaterersatz und wütender Sohn.
2009 gewann die peruanische Regisseurin Claudia Llosa mit »Eine Perle Ewigkeit« den Goldenen Bären. In diesem Jahr ist sie im Wettbewerb mit der Hollywood-Produktion »Aloft« vertreten, einer ins ewige Eis verlegten Suche nach Heilung und Vergebung.
Im Herbst 2011 verschwand der französische Autor Michel Houellebecq während einer Lesereise spurlos. Gemeinsam mit Guillaume Nicloux hat er nun ein fantastisch-amüsantes Märchen um sein Verschwinden gedreht, in dem die clownesken Seiten des Misanthropen zum Vorschein kommen.
In Yannis Economidis kuriosem Mix aus Sozialdrama und Actionfilm bildet das wirtschaftlich am Boden liegende Griechenland die Kulisse für das Porträt einer verkommenen Gesellschaft.
Dem deutsch-brasilianischen Film »Praia do Futuro« von Karim Aïnouz fehlt es an Handlung und Esprit. Ein Beitrag, der um seiner selbst Willen existiert und im Wettbewerb nichts verloren hat.
Mit Feo Aldags Drama »Zwischen Welten« über den Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr ist der letzte deutsche Beitrag heute im Berlinale-Wettbewerb angelaufen. Der Film thematisiert die Widersprüche der Afghanistan-Mission und konfrontiert uns mit der Not der afghanischen Ortskräfte.
Don’t SPAM me! Eine Geschichte über die Tücken der modernen Kommunikation, schwache Nerven und einen österreichischen Kleinverlag, den jetzt jeder kennt, weil der Kulturbetrieb nach einer Rundmail fast die Nerven verlor.
Mit Hans Petter Molands »Kraftidioten« hat die 64. Berlinale endlich einen Favoriten für den besten Film und bringt mit einem großartigen Pål Sverre Hagen gleich noch einen Kandidaten für den Bären als bester Schauspieler in Stellung.
In Alain Resnais »Aimer, Boire et Chanter« geht es um eine Person, die im Film nicht einmal auftaucht. Der todkranke George bleibt ein Mysterium – für die Zuschauer ebenso wie für seine Freunde, die ihm seine letzten Monate auf Erden angenehm gestalten wollen.