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Killer mit Anstand

Jean Reno in »Leon – Der Profi« von Luc Besson | © Studiocanal/ARTHAUS

Léon verdient sein Geld als Auftragskiller der Italo-Mafia in den Straßen von New York. Menschen interessieren ihn nicht, eine Topfpflanze ist sein bester Freund. Bis seine Nachbarn von Polizisten brutal getötet werden und sich deren Tochter Mathilda in seine Arme flüchtet. Nun liegt Luc Bessons Kultfilm »Léon der Profi« restauriert und im Director’s Cut vor.

Das ist mal eine ganz andere Version der Geschichte vom abwesenden Vater. Die junge Mathilda, legendär cool gespielt von Natalie Portman trifft zufällig auf den Berufskiller Leon, beinahe genauso cool gespielt von Jean Reno, und möchte nicht nur bei ihm bleiben sondern auch dessen Handwerk erlernen. Die Romantik des Außenseitertums wird hier von Luc Besson auf die Spitze getrieben.

Luc Besson: Léon – Der Profi. Director’s Cut. Mit Jean Reno, Natalie Portman, Gary Oldman. 133 Minuten. Studiocanal. Hier bestellen.

Fünfundzwanzig Jahre ist es her, da eroberte dieser außergewöhnliche Buddy-Movie die Kinos. Außergewöhnlich nicht nur deshalb, weil hier ein Franzose als Auftragskiller durch New Yorks Halbwelt geistert, sondern vor allem, weil der Buddy an seiner Seite eine 12-jährige Göre ist, die lieber mit dem Feuer als mit Puppen spielt. Dieser kultige Mafiathriller ist zweifellos einer der besten Filme Luc Bessons, der Blockbuster wie »Das fünfte Element«, »Nikita« oder »Die purpurnen Flüsse 2« auf seiner Setlist stehen hat.

»Léon der Profi« ragt dennoch heraus, weil der französische Regisseur hier nicht einfach nur auf Gewalt setzt, sondern seinen skurrilen Hauptfiguren ein wirklich überraschendes Leben einhaucht. Der skrupellose Auftragskiller ist hier ein eigenwilliger Charakterkopf, der zurückgezogen in einem Mehrfamilienhaus lebt, ausschließlich Milch trinkt, sorgfältig seine Hemden bügelt und eine enge Beziehung zu seiner Balkonpflanze pflegt. Mit dem unauffälligen Dasein ist es allerdings vorbei, als die benachbarte Familie von Polizisten der amerikanischen Drogenbehörde brutal ermordet wird.

Jean Reno und Natalie Portman als Léon und Mathilde | © Studiocanal/ARTHAUS

Das Nachbarsmädchen Mathilda überlebt durch einen Zufall und findet bei Léon Unterschlupf. Die altkluge Göre, famos gespielt von der damals elfjährigen Natalie Portman, bringt sein Leben heftig durcheinander. Denn sie will nicht nur, dass er sie zu einer Profi-Killerin ausbildet, damit sie den Tod ihres kleinen Bruders rächen kann, sondern sie versucht auch das Herz des sentimentalen Raubeins zu erobern.

Dieses Meisterwerk des Unterhaltungskinos erschien 1994 in einer Fassung für Filmtheater und als Director’s Cut. Beide werden nun in Ultra-HD-Auflösung neben einigen Extras auf einer Disc zusammengeführt.

Luc Besson: Léon – Der Profi. Director’s Cut. Mit Jean Reno, Natalie Portman, Gary Oldman. 133 Minuten. Studiocanal. Hier bestellen.

Die um fast 25 Minuten längere Schnittversion widmet sich dabei stärker der inneren Entwicklung der beiden Hauptfiguren. Die Ausbildung Mathildas zur Auftragsmörderin mit Anstand – »keine Frauen, keine Kinder« – nimmt mehr Raum ein, etwa durch die Scheinhinrichtung eines Joggers im Central Park oder einen inszenierten Raubüberfall inklusive Besson-Cameo-Auftritt.

Auch die Annäherungsversuche des Mädchens rücken stärker in den Vordergrund und unterstreichen die sexuelle Dimension des Films. Angesichts der Ermittlungsverfahren gegen den Regisseur, die die Schauspielerin Sand Van Roy wegen sexueller Gewalt gegen ihn angestrengt hat, bekommt diese Ebene des Films einen bitteren Beigeschmack.

In seinen Bemühungen, verantwortlich zu agieren, bekommt Profikiller Léon in der Langfassung allerdings menschlichere Züge und legt, nicht zuletzt auch durch die 4K-Restauration, einen glänzenden Auftritt hin.

So bekommt man hier nicht nur einen modernen Klassiker in spektakulärer Optik präsentiert, sondern auch die Gelegenheit, den Kultfiguren in die Seele zu schauen. Absolut sehenswert.

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