»The nerds are alright«
Es gehört zur Logik unserer Zeit, Negatives mit einem positiven Duktus zu besetzen. Philipp Schönthaler nimmt die »optimierte« Gegenwart unter die Lupe und entlarvt sie als kalte, durchrationalisierte Moderne.
Es gehört zur Logik unserer Zeit, Negatives mit einem positiven Duktus zu besetzen. Philipp Schönthaler nimmt die »optimierte« Gegenwart unter die Lupe und entlarvt sie als kalte, durchrationalisierte Moderne.
Es gibt nur wenige Tempelruinen, die eine ähnlich faszinierende Ausstrahlung besitzen, wie die jahrhundertelang im kambodschanischen Dschungel schlummernde Khmer-Metropole Angkor Wat. Jaroslav Poncar hat die Tempelstadt über zwanzig Jahre lang fotografiert. Seine in dem Bildband »ANGKOR« versammelten Schwarz-Weiß-Fotos fangen den Glanz und Ruhm der legendären südostasiatischen Tempelanlage ein.
Nachdem die amerikanische Comiczeichnerin Alison Bechdel in »Fun Home« ihre Verbindung zu ihrem Vater verarbeitet hat, fügt sie mit »Wer ist hier die Mutter?« der einmal aufgenommenen Verarbeitung der Familiengeschichte einen zweiten Teil hinzu. An die erzählerische Leichtigkeit des Vorgängers reicht der neue Comic nicht ganz heran, dafür eröffnet die Erzählung den Zugang zu einer tieferen psychologischen Ebene.
Der italienischen Schriftsteller und europäische Intellektuelle Claudio Magris macht sich in seinen unter dem Titel »Die Verschwörung gegen den Sommer« erschienenen Essays auf die Suche nach den zentralen Werten und Normen der Menschheit, die auf keinen Fall verletzt werden dürfen.
Diese Frage ist Ausgangspunkt der aktuellsten Arbeiten des italienischen Fotografen Davide Monteleone, für die er in den vergangenen Jahren zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten hat. Der 1974 geborene Monteleone zeigt die bitter-zauberhafte Welt hinter der trügerischen Patina der kommunistischen und postkommunistischen Hinterlassenschaften.
Ein überwältigter Paul Klee schreibt am 7. April 1914 in sein Tagebuch: »Die Sonne von einer finsteren Kraft. Die farbige Klarheit am Lande verheißungsvoll. Der Macke spürt das auch. Wir wissen beide, dass wir hier gut arbeiten werden«. Wenige Stunden zuvor ist er gemeinsam mit August Macke und Louis Moilliet in Tunis angekommen. Die Orientreise der drei Expressionisten vor 100 Jahren gehört zu den großen Momenten der Kunstgeschichte.
Wie viel Verantwortung trägt der Einzelne, wenn alle Menschlichkeit verloren geht? Der Dramatiker Lukas Bärfuss rechnet in seinem Romandebüt »Hundert Tage« mit der Schweizer Entwicklungshilfe ab und hält dem wohlhabenden Westen den Spiegel vor.
Der iranische Filmemacher Jafar Pahani darf seit zweieinhalb Jahren weder Filme drehen noch seine Heimat verlassen. Heimlich arbeitet er seither und lässt seine Filme ins Ausland schmuggeln. Nach »Dies ist kein Film« hat er nun eine zweite Arbeit ins Ausland schaffen können. So läuft in diesem Jahr auf der Berlinale ein Film, der nicht existieren dürfte. »Pardé« ist ein beeindruckendes Gesellschafts- und Selbstporträt.
Der Schriftsteller und Weltenbummler Ilija Trojanow hat mit »Wo Orpheus begraben« liegt eine Hommage an sein Herkunftsland Bulgarien geschrieben, in dem er die Mythen, die über das Schwarze Meer und den Balkan ziehen, mit den Geschichten der Bewohner dieser Region verbunden hat. Illustriert sind Trojanows Erzählungen mit quasi-dokumentarischen Fotografien von Christian Muhrbeck.
Die Gründe, warum sich Menschen Briefe schreiben, sind vielfältig. Hanna und Sebastian in Thomas Klugkists gleichnamigem Roman schreiben einander, um der Nähe, die sie füreinander empfinden, einen Raum zu geben. Sie wagen ein Doppelleben zwischen exzessiver Leidenschaft und intellektueller Seelennähe, in dem sie sich auf die Suche nach sich Selbst machen.
Kim Leines preisgekrönter Grönland-Roman »Ewigkeitsfjord« vereint Kolonialgeschichte mit Selbstsuche auf hohem Niveau und stellt im Kern die Frage, wie lange das Gewissen das Überschreiten der eigenen ethischen Grenzen ertragen kann.
Saša Stanišić erzählt in seinem Roman »Vor dem Fest« die Geschichten, die sich zwischen dem Wald und den zwei Seen am Rande der fiktiven Ortschaft Fürstenfelde im Laufe der Jahrhunderte zugetragen haben. Diese faszinierende Erzählung ist eine Verneigung vor der Uckermark und seinen Menschen.
Der melancholisch-warme biografische Comic »Portugal« ist das Opus Magnum des französisch-portugiesischen Autors Cyril Pedrosa und eine tiefschürfende Liebeserklärung an »Zuhause«.
Die Comics der brasilianischen Zwillingsbrüder Fábio Moon und Gabriel Bá gehören zu den erfolgreichsten weltweit. In »De:TALES« verarbeiten sie in fantastisch surrealen Geschichten die Hoffnungen und Träume ihrer Generation.
Saša Stanišić hat mit seinem uckermärkischen Dorfroman »Vor dem Fest« den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. »Der Schatten des Fotografen« des Kulturwissenschaftlers Helmut Lethen ist das beste Sachbuch des Frühjahrs. Robin Detjes Übersetzung von William T. Vollmanns »Europe Central« wurde als »berserkerhafte« Übertragung ausgezeichnet.