Mit »Die weiße Iris« liegt jetzt die 40. Ausgabe der französischen Comicreihe »Asterix« vor. Texter Fabcaro und Zeichner Didier Conrad haben es geschafft, nach mehreren eher schwächeren Folgen wieder an die alte Größe der Reihe anzuknüpfen. Insbesondere die Textarbeit des Debütanten der Reihe Fabcaro sticht hervor.
In Cäsars Palast ist Krisensitzung: die Legionäre wollen nicht mehr kämpfen, viel lieber würden sie irgendwas Nettes machen, mit einem Lorbertee und einem Buch ins Bett zum Beispiel. Alles besser als eine auf den Helm zu kriegen, sagen sie. Mit solchen Truppen kann man kein Imperium erobern, so viel ist klar, und dann wird Cäsar auch noch von Brutus das Dorf der unbeugsamen Gallier unter die Nase gerieben. Er braucht dringend eine Lösung. Der oberste Militärarzt, Visusversus, schlägt ihm die »weiße Iris« vor, eine Methode, die den Soldaten innere Ruhe und Zuversicht und gleichzeitig ihren Kampfeswillen zurückgeben soll. Obendrein sollen so die Gallier um Asterix bezähmt werden. Visusversus wird sofort ins römische Lager Babaorum abgeordert, um dort seine Methode unter Beweis zu stellen.
In »Die weiße Iris«, 40. Ausgabe der legendären Comic-Serie aus Frankreich soll nun eine Art Instagram-Version der Achtsamkeit die Unbeugsamen bezwingen. Visusversus sondert in Serie Sprüche wie »Pflücke, was sich Dir bietet, willst du Wohltaten genießen« ab und begegnet allen mit Affirmation, egal was diese tun oder sagen (»Lass ihn doch, sein Zorn ist gesund«).
Zuerst geht der Plan auch auf: die Legionäre finden zu einer positiven Grundhaltung zurück und sogar die Dorfbewohner ändern sich. Das geht so weit, dass der Fischhändler Verleihnix seine Ware jetzt selbst angelt und frisch aus dem Meer anbietet und seine Differenzen mit dem Schmied Automatix allen Ernstes verbal regelt. Lediglich Asterix und Obelix sehen das neue Gebaren kritisch. Letzterer mag nicht, dass die Römer freundlich sind und sogar die Wildschweine zutraulich werden und gar nicht mehr weglaufen.
Im 40. Band findet die Comic-Serie um den Gallier Asterix zu alter Größe zurück. Neue Abenteuer nach dem Tod der Autoren René Goscinny und Albert Uderzo waren durchwegs die Fortführung der Reihe mit alten Mitteln. Es galt und gilt also nicht, völlig neue künstlerische Impulse zu setzen und der Serie eine neue Ästhetik zu verleihen, so wie es einige Hommagen auf Lucky Luke, ein anderes Dickschiff der bande dessinée aus dem frankophonen Raum, mit Werken wie »Der Mann, der Lucky Luke erschoss« getan haben.
Asterix bleibt Asterix, die Themen darin wandeln sich behutsam, die Optik bleibt gleich. Dadurch wirkten einige Fortsetzungen über lange Strecken bemüht und legten den Gedanken nahe, dass die Serie eigentlich erschöpft ist und man tote Pferde nicht allzu lange reiten sollte. Doch Zeichner Didier Conrad und Texter Fabrice Caro, genannt Fabcaro, haben bewiesen, dass Asterix auch unter den beschriebenen Bedingungen immer noch genug Potential für gute Geschichten hat. »Die weiße Iris« mag nicht die beste Folge der Serie sein, sie kann sich aber gut in einer Reihe mit Bänden wie »Der Seher« oder »Der große Graben« sehen lassen. Die Idee, den Galliern mit klebrigem Positivismus beikommen zu wollen, trägt dabei große Teile des Hefts, dazu kommen aber auch andere Einfälle und Anspielungen, die gerade den Besuch Lutetias vergnüglich machen. Texter Fabcaro wird sehr zurecht für seine Arbeit gelobt.
Dazu kommt eine sorgfältige Übersetzung von Klaus Jöken, die Verweise auf französisches Allgemeingut gut eindeutscht. Aus der Taverne »Lédeumagos« eine Anspielung auf den früheren Treff der Existentialisten um Sartre »Les Deux Magots« – heute eine Touristenfalle – wird im Deutschen zum Mokaeftis, bekannt aus der Fernsehserie »Babylon Berlin«.
Anspielungen auf aktuelle Themen und Personen finden sich auch hier: Visusversus ist dem französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy nachempfunden, gereist wird mit der Hochgeschwindigkeitsdroschke »Thalix«, die ordentlich zu spät in Lutetia ankommt. In Lutetia gibt es Museen wie das »Centrum Pompidus« und Künstler heißen »Banksix« oder »Boltanskix« und wie in Paris bis vor kurzem stehen auch in Lutetia überall Roller.
Letzten Endes geht der Plan von Visusversus nicht auf: Die von ihm hintertriebene Trennung der Frau des Dorfchefs von ihrem Mann ist nicht von langer Dauer, und vor den Augen Cäsars und der Elite Lutetias wird seine Intrige regelrecht zerhauen. Und auch die Gallier zuhause finden schon bald wieder zu alten Gewohnheiten zurück. Am Ende dieses lesenswerten Bandes gibt es zurecht wieder ein Bankett.
[…] sieht, wirklich begleitet?Ja, ich habe all ihre Geschichten in meiner Kindheit gelesen. Ich bin mit »Asterix«, »Lucky Luke«, »Tim und Struppi«, mit »Batman« und »Superman« aufgewachsen. Man konnte die […]