Böses Erwachen
Raphaela Edelbauers »Die Inkommensurablen« ist ein Vorkriegs- und Post-Corona-Roman in einem. Das lässt an die Ukraine denken, führt aber ins KuK-Österreich 1914.
Raphaela Edelbauers »Die Inkommensurablen« ist ein Vorkriegs- und Post-Corona-Roman in einem. Das lässt an die Ukraine denken, führt aber ins KuK-Österreich 1914.
Denkbar knapp ging Frankreichs wichtigster Literaturpreis im vergangenen Jahr an Brigitte Giraud. In ihrem Roman »Schnell leben« verarbeitet sie einmal mehr den tragischen Unfalltod ihres Mannes vor über zwanzig Jahren. Der von Michael Kleeberg glänzend übertragene Text ist durchdrungen von Poesie und Lebensweisheit.
Mit dem satirischen Campus-Roman „Die Netanjahus“ gewann der amerikanisch-jüdische Schriftsteller Joshua Cohen den Pulitzerpreis. Darin beweist der amerikanisch-jüdische Autor einmal mehr, dass er einer der besten Autor:innen der Gegenwart ist.
Emily St. John Mandels erfolgreichster Roman »Das Licht der letzten Tage« war für die wichtigsten nordamerikanischen Buchpreise nominiert. Ihr neues Buch knüpft an diese Geschichte eindrucksvoll an und stellt grundsätzliche Fragen an die Existenz des Menschen.
Tess Guntys vielgelobter Roman »Der Kaninchenstall« erzählt von der Verlorenheit der Dinge im amerikanischen Rust Belt. Dabei holt die Amerikanerin die Gegenwart derart überbordend in ihren Roman, dass man schon mal den Durchblick verlieren kann.
Die Berliner Schriftstellerin Marion Poschmann lauscht in ihrem neuen Roman »Chor der Erinnyen« dem Flüstern dreier moderner griechischer Rachegöttinnen und beobachtet das Zerbrechen der Natur.
Die Longlist zum Deutschen Buchpreis kann sich sehen lassen. Neben den Romanen einiger erwartbarer Kandidat:innen enthält sie überraschende Titel, die bislang noch nicht oder kaum entdeckt wurden. Jeweils exakt die Hälfte der nominierten Romane sind aus den Frühjahrs- und den Herbstprogrammen.
Zwei Anthologien mit Texten afrikanischer Autor:innen bieten vielfältige Perspektiven und Haltungen, um die festgefahrenen Denkmuster über Afrika aufzulösen. Dabei weisen sie Bezüge zu so genannten black classics auf und gehen zugleich neue Wege, um außergewöhnliche Geschichten von bemerkenswerten Gewöhnlichkeiten zu erzählen.
Pulitzerpreisträgerin Louise Erdrich erzählt in ihrem neuen Roman »Jahr der Wunder« von einer indigenen Buchhändlerin, ihrem Ringen um Vergangenheit und Gegenwart und der befreienden Kraft der Literatur.
In der Anthologie »Türschwellenkinder« erzählen die Kinder von Schneider:innen, Stahlarbeitern, Putz- oder Hausfrauen von der Arbeit ihrer Eltern. Dabei wird deutlich, wie die eigene soziale Herkunft das Schreiben und Erinnern prägt. Pierre Bordieu kann sich von diesen Erzählungen bestätigt fühlen.
Der französische Autor Éric Vuillard ist einer der prominentesten Vertreter der engagierten Literatur seines Landes. In seinem neuen Buch geht er dem eiskalten Kalkül der bourgeoisen Elite im Rahmen des Indochina-Feldzugs auf den Grund.
Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis 2023 wird im September an Domenico Müllensiefen für seinen Wenderoman »Aus unseren Feuern« verliehen. »Der Autor schreibt, als würde er lange schon nichts anderes tun«, heißt es in der Begründung. Der in Leipzig lebende Autor trat mit seinem Debüt in die Fußstapfen von Clemens Meyer, so lebendig und voller Punch ist sein Roman.
Der in Thüringen geborene Lyriker und Prosaist Lutz Seiler erhält Anfang November den wichtigsten Literaturpreis des Landes. Niemand macht aus dem Zerrinnen von Erfahrungen und Erinnerungen so klingende Literatur wie der in Deutschland und Schweden lebende Schriftsteller, der spätestens jetzt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren gelten muss. Seine preisgekrönten Romane haben als veritable Bestseller viele Leser:innen gefunden, seine Erzählungen und Gedichte hätten wohl ebenso viele Leser:innen verdient.
Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene, mit 20.000 Euro dotierte Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen geht in diesem Jahr an das Übersetzungstandem Holger Fock und Sabine Müller. Damit erhalten zwei verdiente Übersetzer:innen aus dem Französischen den wichtigsten deutschen Übersetzerpreis. Dass auch sie auf das Preisgeld angewiesen sind, haben sie erst kürzlich in einem Essay erklärt und damit auf ein strukturelles Problem von Übersetzenden hingewiesen.
Die Macher des mehrfachen Oscar-Gewinners »Im Westen nichts Neues« werden Nino Haratischwilis erfolgreichsten Roman »Das achte Leben (für Brilka)« als Amazon-Serie produzieren. Das Medienboard Berlin-Brandenburg soll die Verfilmung laut Hollywood Reporter unterstützen.