Alle Artikel mit dem Schlagwort: Tommy Orange

Die Tyrannei der Sprache

Postkoloniale Literaturen haben das Zeug, unseren Blick auf die Welt und auf uns selbst nachhaltig zu verändern. Bei ihrer Entstehung greifen aber oftmals Kräfte, die in der literaturkritischen Reflektion selbst kaum beachtet werden. Sie spiegeln in sich die Verhältnisse, aus denen sie hervorgegangen sind.

Niemandsland Kitchike

Kitchike könnte ein ganz normaler Ort sein, ist es aber nicht. Denn die Wahrheit ist in dem Kaff ebenso wenig zu finden wie die Gerechtigkeit. Gerüchte, Erzählungen und Mythen halten die Menschen in dieser Stadt zusammen. Misswirtschaft, Neid und Streit treiben sie auseinander. Louis-Karl Picard-Siouis Roman »Stories aus Kitchike – Der große Absturz« erzählt eindrucksvoll davon.

Ein Schmelztiegel?

Amerika steht vor den Wahlen und das ist nicht nur wegen Corona eine besondere Situation. Eine Wiederwahl von Donald Trump scheint trotz oder vielleichtsogar gerade wegen seiner Infektion alles andere als ausgeschlossen. Dabei hat kein Präsident vor ihm mit Klientelpolitik, Beleidigungen und Lügen so stark zur Spaltung der amerikanischen Gesellschaft beigetragen. Wie tief der Riss durch Familien, Nachbarschaften und Communities geht, veranschaulicht der Bildband »Divided We Stand« der Schweizer Fotografen David Braschler und Monika Fischer.

Häuptling mit Basecap

Tommy Oranges fulminanter Debütroman »Dort Dort« wird selbst von Barack Obama empfohlen. Sein vielstimmiger Roman lebt von der immensen Authentizität der Figuren und dem unglaublichen Punch der Erzählung. Mit seinem Debüt, an dem er sechs Jahre schrieb, hat er es auf so ziemlich jede englischsprachige Bestenliste geschafft.  Ethan Hawke, Darren Aronofsky, Margaret Atwood und Barack Obama gehören zu seinen begeisterten Lesern. Quasi über Nacht ist er mit »Dort Dort« zum Häuptling der jungen indigenen Autorengeneration geworden, die mit ihrer überwältigenden Prosa die tradierten Bilder indianischen Lebens zerschmettern.