Darcy van Poelgeests »Little Bird« lebt in einer dystopischen Cyberpunk-Welt, in der alte weiße Männer einen Krieg gegen Emanzipation, Vielfalt und Freiheit führen. Ihr bleibt keine andere Wahl, als die Rebellion anzuführen. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn die Leute mehr Comics lesen, sagt der Kanadier im Gespräch über seinen umwerfenden Comic.
Darcy van Poelgeest, was für eine Geschichte ist »Little Bird«?
»Little Bird« ist die Geschichte eines jungen Mädchens, die in einen endlosen Krieg zwischen dem unterdrückerischen amerikanischen Regime und einem verwelkenden Widerstand. Ihr Dorf ist zerstört, ihre Mutter in Geiselhaft genommen und ihr Land liegt in Trümmern, aber die junge Rebellin muss die dystopische Landschaft Kanadas durchqueren, um die legendäre Axt zu befreien und die Flammen des Widerstands wieder zu entfachen – um ihr Land, ihr Volk, zu retten und um ihre wahre Identität in einer brennenden Welt zu entdecken. Es ist ein Science-Fiction-Epos mit viel Herz.
Sie sind für ihr preisgekrönten Filme bekannt. Wie kamen Sie zu Comics?
Ich liebe Comics schon mein ganzes Leben. Ich mochte die Arbeiten von vielen verschiedenen Künstlern und verbrachte als Kind Stunden in meinem Zimmer, um in die Universen zu entfliehen, die Marvel und DC geschaffen hatten. Ich war süchtig nach Comics. Jedes Wochenende ging ich mit meinem Ersparten zum örtlichen Comicladen, um mich zu versorgen. Als ich älter wurde, las ich dann nur noch sehr selten Comics, in meinen Zwanzigern fing ich wieder an, weil es so beruhigend war. Ich mag die Art und Weise, wie in Comics Geschichten erzählt werden. Es braucht eine bestimmte Form der Abstraktion. Man muss das, was zwischen den Panels passiert, für sich selbst weitererzählen. Ich glaube, diese partizipative Form des Geschichtenerzählens hat mir am besten gefallen.
Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem Comic von der am Film?
Es gibt keinen großen Unterschied. Kreativ ist der Ansatz sehr ähnlich, wenngleich die Art, wie ein Comic hergestellt wird, nicht unterschiedlicher sein könnte. Wenn man einen Comic macht, ist die Arbeitsatmosphäre sehr intim, denn es sind nur drei oder vier Personen daran beteiligt und das finde ich toll. Bei Filmen sind viel mehr Menschen involviert, und mit so vielen Menschen auf einmal umgehen zu müssen, war für mich immer schwierig. Das war nie so meins. Aber ich liebe das Filmemachen und hoffe, bald wieder damit anfangen zu können.
Welcher Gedanke oder welche Idee stand am Anfang dieses Comics?
Es gibt fast zu viele, um sie aufzulisten. Darin stecken viele Dinge aus meinem Leben. Dinge, über die ich seit meinem zwölften Lebensjahr nachgedacht hatte. Der Comic nahm zu einer Zeit Gestalt an, als ich frustriert darüber war, mich immer einschränken zu müssen (so wie das die kanadische Filmindustrie erfordert). In mir explodierte dieses Ideenbündel aus kulturellem Völkermord, fundamentalistischem Christentum und genetischen Veränderungen. Ich wollte auch eine junge, weibliche indigene Figur im Herzen eines Science-Fiction-Epos haben, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das fühlte sich richtig an, weil ich hier in Kanada oft indigene Führer erlebe, die in der ersten Reihe stehen, wenn es darum geht, für echte Veränderungen und Umweltschutz zu kämpfen. Wenn ich also schon über eine Widerstandsbewegung in Kanada schreibe, wäre es mir unaufrichtig vorgekommen, es anders zu machen.
Sie haben ein klassisches Science-Fiction-Szenario ausgewählt. Es geht um eine imperiale Theokratie in Nordamerika und eine revolutionäre Gruppe der letzten in Kanada lebenden Atheisten. Ich gehe davon aus, dass der Comic, wie alle Science-Fiction-Werke, Fragen und Umstände unserer Gegenwart in dieser Geschichte spiegeln soll. Auf welche Probleme und Bedingungen sollen sich Ihre Leser konzentrieren?
Es gibt einige, die liegen auf der Hand liegen; die Art und Weise, wie sich Religiöse bewaffnen, und die Zerstörung anderer Kulturen in der Folge. Die Geschichte widmet sich aber auch den generationsübergreifenden Traumata, über die ich viel nachdenke. Darüber, wie die Handlungen derer, die vor uns kommen, die Art und Weise, wie wir unser Leben leben, tief beeinflussen. Es ist erschreckend zu glauben, dass etwas, das ich heute mache, Auswirkungen auf ein Enkelkind haben könnte, das ich vielleicht nie treffen werde. Ich denke viel über die dauerhafte Wirkung unserer Entscheidungen und das potenzielle Trauma, das wir weitergeben, nach. Es ist ein allgemeines Thema in vielen meiner aktuellen Arbeiten. Manchmal ist es das, was mit uns passiert, manchmal sind es die Entscheidungen, die wir selbst treffen. Ich habe mich oft gefragt, was das für Leute sind, die Gott brauchen, um andere moralisch in Schach zu halten, wenn die eigenen ungeborenen Verwandten von einem abhängig sind.
Der fiese Bischof in Ihrer Geschichte begründet sein autoritäres Regime mit Angst, mit der potenziellen Gefahr der »anderen«, der »Fremden«. Das klingt sehr nach den eskalierten politischen Debatten dieser Tage, nach »wir gegen sie«.
Ja und nein. Die Geschichte von »Little Bird« habe ich vor vielen Jahren geschrieben, lange bevor Trump auf der Bühne stand, als sich Rassisten und Faschisten noch im Schatten versteckten. Aber ich konnte sehen, dass dort eine dunkle Unterströmung herrschte, und das spürte ich schon als Kind. Bei der Religion ist dieses »wir gegen sie« immer da. Und es ist brandgefährlich, weil es immer in eine Art Freundlichkeit gehüllt ist. Das war schon immer ein sehr beunruhigendes Gefühl für mich und ich denke, ein Teil davon wollte das nur in mir selbst erforschen.
Gab es eine direkte Verbindung zur Politik der Trump-Administration bei der Erstellung des Albums?
Nein. Als ich »Little Bird« schrieb, war Trump immer noch ein Reality-TV-Star. Wenn die Leute mehr Comics lesen, anstatt sich diese Scheiße anzuschauen, wären wir vielleicht an einem besseren Ort.
In Ihrer Geschichte entsteht aus dieser »wir gegen sie«-Erzählung noch mehr Gewalt, eine Gewaltspirale, aus der niemand herauskommt. Befürchten Sie dies, wenn Sie auf Bewegungen wie #blacklivesmatter und andere Bürgerrechtsbewegungen weltweit schauen?
Ich denke, dass Gewalt in all ihren vielen Formen unvermeidlich ist. Widerstand ist Gewalt. Nicht im Sinne von Blutvergießen. Aber wir bilden gesellschaftliche Rillen, wir untergraben die Wege des geringsten Widerstands, weil sich so alles schneller bewegt, und davon profitieren im Allgemeinen diejenigen an der Spitze der Nahrungskette. Sobald man sich dem widersetzt, begeht man eine Gewalttat. Wenn man seine Hand in einen rauschenden Strom legt, der über Millionen von Jahren in die Erde geschnitzt wurde, stört man diesen Strom – das ist ein Akt der Gewalt. Aber wie bekommt man sonst das Wasser?
Sehen Sie irgendeine Alternative zu dieser Gewalt?
Das kommt darauf an, wie Sie Gewalt definieren. Ich denke, viel kann friedlich getan werden, wenn wir den politischen Willen dazu haben. Die nächste Generation junger Menschen hat ein besseres Verständnis dafür als jemals zuvor. Daher bin ich ziemlich zuversichtlich, dass große Veränderungen auf uns zukommen, die von einer Mehrheit gewollt sind und aus diesem Grund meist friedlich Veränderungen bewirken werden.
Die Rebellen hinter »Little Bird« sind sehr vielfältig, ich würde fast davon sprechen, dass sie der bunten Gesellschaft aus dem »Star Wars«-Universum gleicht. Ist Ihr Comic auch eine Geschichte über die Diskriminierung von Minderheiten und die Gewalt, die als Reaktion darauf entsteht?
Absolut. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob es durchdringt, dass der Widerstand aus allen Lebensbereichen besteht. In der Zukunftswelt von »Little Bird« sind die Charaktere nicht mehr nach Rasse unterteilt, sondern nach ihrem Glauben und ihrem Grad an genetischer Veränderung. In diejenigen, die »so aussehen, wie Gott es beabsichtigt hat«, und diejenigen, die nicht so aussehen. So stelle ich mir auch unsere Zukunft vor.
Ihre Geschichte ist in meinen Augen eher charakterbasiert als handlungsorientiert, was mich zu den außergewöhnlichen Charakteren in Ihrer Geschichte führt. Die Hauptfigur Little Bird ist ein indigenes Mädchen, eine Art letzte Hoffnung, das gegen den christlichen Bischof und seine heilige Tech-Armee aufbegehrt. Sie wird von einigen besonderen Unterstützern begleitet. Wie haben Sie die Charaktere entwickelt und was war für Sie in diesem Prozess wichtig?
Zunächst einmal danke. Nicht jeder liest es so, aber das war ganz sicher meine Absicht. Alle diese Charaktere sind Auswüchse des zentralen Charakter und dem, was sie braucht. Insbesondere »die Axt« zu entwickeln hat wirklich Spaß gemacht. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber er repräsentiert für mich das, was unsereins zuvor als Heldentum definiert hat. Aber in vielerlei Hinsicht haben uns diese Helden im Stich gelassen, und er auch. Sie funktionieren nicht mehr, zumindest nicht für mich. Ich muss aber auch sagen, dass Ian Bertrams Arbeit als Co-Autor und Künstler einen massiven Einfluss auf die Geschichte hatte. Er kreiert Charaktere, die so perfekt zu meinen Ideen passen, dass sie sich alle absolut lebendig anfühlen. Die Art und Weise, wie er sie zum Leben erweckt, auch durch ganz kleine Geste, macht einen großen Teil seines Genies aus, der wesentlich zum Erfolg des Buches beigetragen hat.
Es gibt einige sehr starke weibliche Charaktere in der Geschichte.
Ich hatte das Glück, starke, einfühlsame Frauen an meiner Seite zu haben. Meine Mutter, meine Frau und jetzt eine Tochter. Und Frauen stehen oft im Mittelpunkt der fortschrittlichsten Bewegungen. Es ist für mich daher nur realistisch, Frauen in diesen Rollen zu haben.
Wie in Ihren Filmen tendieren Sie auch hier nicht zu einer linearen Handlung. Wie entwickeln Sie Ihre Geschichten?
Ich interessiere mich selten für Geschichten, die linear funktionieren, weil die sich für mich nicht natürlich anfühlen. Ich folge eher einem emotionalen Faden als einer Zeitachse. Ich möchte, dass diese Emotionen und Erinnerungen im Jetzt visuell dargestellt werden, damit wir in die Charaktere sehen und alles zusammen mit ihnen erleben. Für mich ist das ganz natürlich so. Wahrscheinlich funktioniert so mein Verstand.
Hatten Sie ein bestimmtes Zeitalter im Kopf, als Sie am Skript gearbeitet haben?
Zuerst nicht. Nur dass es in der Zukunft spielen sollte. Ich denke nicht viel über genaue Zeiträume oder Genres nach, wenn ich anfange zu arbeiten. Es ist zunächst erst einmal immer nur eine Geschichte für mich. Ich beschreibe die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander, gehe einigen Bildern nach, die ich vielleicht im Sinn habe. Der Rest entwickelt sich bei der Arbeit.
Wie kam es zur Zusammenarbeit Ian Bertram? Wie lief die Zusammenarbeit?
Ein Freund zeigte mir Ians Zeichnungen, als ich 2011/2012 an der Geschichte schrieb. Ich wusste sofort, dass er der Richtige ist. Ich ging dann ein Jahr später beiläufig auf ihn zu und zum Glück gefiel ihm, was ich tat. Ich bin jeden Tag dankbar, dass er zugestimmt hat. »Little Bird« wäre ohne sein Genie nicht das, was es ist. Fünf Jahre lang haben wir an dem Buch gearbeitet, er hatte nebenbei noch andere Sachen am Laufen, ich hab nebenher ein paar Werbefilme gemacht.
Sein Stil ist überwältigend und durch das Coloring von Matt Hollingsworth bekommt das gesamte Album eine überaus dystopische Atmosphäre. Es erinnert an die Comics von Möbius in seinen besten Zeiten, kombiniert mit einer mittelalterlichen Landschaft und Steampunk-Elementen in der Charakterzeichnung. Wie haben Sie gemeinsam diesen Stil herausgearbeitet?
Auch hier kommt Ian sowohl als Geschichtenerzähler als auch als unglaublicher Künstler ins Spiel. Mein Skript war nicht übermäßig plastisch oder detailliert, wenn es um den Aufbau der Welt oder die Figuren ging. Deshalb haben wir Hunderte von Stunden am Telefon verbracht und nur darüber gesprochen, wie diese Welt aussieht und wie sie zu diesem Ort werden konnte. Dann legte Ian los und mir irgendwann diese Entwürfe vor. Und jedes Mal, wenn ich sie sah, entdeckte ich die Welt von Neuem. Es war stets ein Vergnügen, zu sehen, was er aus unseren Gesprächen gemacht hatte. Vieles von dem, was man jetzt sieht, ist einfach seiner Fantasie entsprungen – aber das ist für sich selbst schon eine Geschichte innerhalb der Geschichte.
Wieso telefoniert? Haben Sie sich nie getroffen?
Nein, nie. Ich lebe in Vancouver (British Columbia, Kanada), Ian in New York. Also haben wir telefoniert. Bei der ComicCon in New York im letzten Jahr haben wir uns das erste Mal wirklich getroffen.
Worüber haben sie denn bei Ihren Telefonaten diskutiert? Ging es da auch um Fragen, wie man bestimmte Themen oder Ideen in Kunst übersetzt?
Genau darum ging es die ganze Zeit. Deshalb passiert in »Little Bird« auf der künstlerischen Ebene auch so enorm viel. Besonders viel miteinander gesprochen haben wir, als es um den Traum in Kapitel Zwei ging. Die Eröffnungssequenz basiert auf einem Traum, den ich hatte. Ich erzählte Ian am Telefon alles, was mir rund um diesen Traum durch den Kopf ging und schrieb das später ins Skript. Zu der Zeit war meine Tochter im Krankenhaus und ihr Zustand war ziemlich ernst. Meine Frau und ich wussten nicht, wie das ausgehen würde und ich hatte diesen Traum von meiner Tochter unter einem riesigen Baum und so begann diese Sequenz. Zum Glück ist meine Tochter jetzt gesund und glücklich, aber es war eine beängstigende Zeit.
Inwiefern hat diese existenzielle Situation Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte gehabt?
Ich weiß es nicht. Ich glaube, das viel von meiner Angst und Dringlichkeit, die ich damals empfand, in die Geschichte von »Little Bird« eingeflossen ist. Wenn jemand, den Sie lieben, Sie fast verlässt, kann diese Situation ein Gefühl kreativer Dringlichkeit hervorrufen.
Es gibt in der Geschichte keinen Charakter, der visuell eindeutig gut oder schlecht ist. Alle Figuren haben Narben und Wunden, sind gezeichnet von diesem Krieg. Ein Element, was immer wieder auftaucht, sind Schlingen und Tentakeln. Können Sie mehr über diese visuellen Elemente und den hard-boiled-Stil der Charaktere sagen?
Ich möchte nicht für Ian sprechen, aber in anderen Gesprächen hat er gesagt, dass die Tentakeln für ihn fast eine Form der Meditation ist und ein fortlaufendes Element in seiner Arbeit sind. Mir gaben sie schon recht früh die Gelegenheit, sie mit einer Bedeutung in der Geschichte aufzuladen. Für mich repräsentieren sie »den Traum«. Aber letztlich muss diese Bedeutung jeder Leser für sich selbst herausfinden. Zwischen mir und Ian wurde es eine wirklich lustige Sache. Mit den Tentakeln erzählen wir auch eine Geschichte in den Kapitelumbrüchen. Die jeweiligen Splash-Pages sind die Cover der ursprünglichen Heftserie von Image, bevor sie in einem Buch versammelt wurden. Ian und ich arbeiten gerade an einem neuen Buch, »Edelmetall« (hier erste Illustrationen), das in derselben Welt spielt und zu dem uns Ians Design von Sarge – der Figur in »Little Bird« – inspirierte. Einer von Sarges Armen wurde von Tentakeln ersetzt. Wir haben viel Spaß mit dem Charakter und seiner Geschichte.
Bleiben wir kurz bei hard boiled: Die Welt, die Sie in Ihrer Geschichte beschreiben, ist so grausam, dass selbst die Revolutionäre keinen Grund haben, am Leben festzuhalten. Sie springen freiwillig in den Tod, stürzen sich in todbringende Kugeln und opfern ihr Leben für nichts als den Krieg. Ist meine Lesart negativ oder ist die Welt, die Sie beschreiben, schlicht und ergreifend nicht lebenswert?
Das hängt davon ab, auf welchen Charakter Sie sich beziehen. Ich kann nicht viel dazu sagen, ohne zu spoilern, aber grundsätzlich geht es natürlich um den Unterschied zwischen einem Leben und einem lebenswerten Leben.
Die Geschichte konzentriert sich auf den gewaltsamen Konflikt zwischen dem missionierenden Bischof und dem Widerstand. Andere Fragen wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit stehen im ersten Album nicht im Fokus. Werden diese Themen in dem Folgeband, an dem Sie gerade arbeiten, eine Rolle spielen?
Als Tatsache unseres Lebens habe ich darüber natürlich viel nachgedacht. In den frühen Phasen des Schreibens von »Little Bird« dachte ich, ich könnte das etwas stärker einbinden, aber dahin haben uns die Charaktere nicht geführt. Die Geschichte hatte eine eigene Dringlichkeit, die diese Themen irgendwie ausschloss, und ich denke, das steht stellvertretend für die Aufgaben, vor denen wir momentan stehen, und unsere Unfähigkeit, uns der Herausforderung des Klimawandels zu stellen. Wenn es um das unmittelbare Überleben von Menschen und ihren Lieben geht, tritt der Umweltschutz immer in den Hintergrund. Wir Menschen sagen immer wieder, das sei eine langfristige Herausforderung, aber das wird natürlich jeden Tag weniger wahr. Selbst jetzt, während der Corona-Pandemie, habe ich gelesen, dass Abfall zunimmt. Überall liegen Einwegmasken auf dem Boden. Wir produzieren immer mehr Kunststoff-Müll. Das ist doch unglaublich entmutigend. Was also im echten Leben passiert, passiert auch in unserer Geschichte – die Charaktere haben einfach keine Zeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Sie kämpfen um ihr Leben.
Wenn Sie von Kindesbeinen an Comics geliebt haben, wie fühlt es sich dann jetzt an, ein eigenes Comic in der Hand zu haben? Und was sagen Ihre Kinder dazu?
Es fühlt sich surreal an. Aber natürlich auch großartig, wenn ich es in meiner Hand halte. Und es gibt mir den Mut, auf diese Weise mehr Geschichten zu erzählen. Besonders mit Ian, den ich für einen kreativen Seelenverwandten halte. Meine Kinder finden es grundsätzlich cool, aber sie haben es nicht gelesen. Es ist zu gewalttätig für ihr Alter.
Gibt es etwas, was Sie Ihren Leser:innen mitgeben wollen? Oder wollen Sie mit »Little Bird« nur unterhalten?
Das Buch ist absolut zur Unterhaltung gedacht. Ich glaube nicht, dass wir vorgeben, etwas Wichtiges geschaffen zu haben, aber zwischen der coolen Kunst und dem aufwändigen Aufbau dieser Welt stehen Charaktere, die etwas über die Welt zu sagen haben. Und ich denke, sie sind es wert, angehört zu werden.
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