Zeitgemäße und grundsätzliche Denkanstöße
Das 15. Internationale Literaturfestival in Berlin bietet nicht nur ein Staraufgebot an Autoren und Künstlern aus aller Welt, sondern auch ein Programm, das den Puls der Zeit trifft.
Das 15. Internationale Literaturfestival in Berlin bietet nicht nur ein Staraufgebot an Autoren und Künstlern aus aller Welt, sondern auch ein Programm, das den Puls der Zeit trifft.
An Don Winslow kommt man in diesem Büchersommer nicht vorbei. Gerade ist sein Roman »Das Kartell« als Fortsetzung des fulminanten Bestsellers »Tage der Toten« erschienen, parallel dazu sind die beiden ersten Bände der vierteiligen Miniserie um seinen Ermittler Neal Carey erschienen. Bis Oktober soll die Serie, mit der Winslows einzigartige Karriere als Krimiautor begann, abgeschlossen werden.
Jaime Hernandez legt mit »The Love Bunglers« eine tiefenpsychologische Studie seiner Lieblingsfigur Margarita Chascarillo vor. Dieses zeitlose Meisterwerk in Schwarz-Weiß lässt den Leser noch einmal tief in das verwinkelte »Love and Rockets«-Universum eintauchen.
Ulrich Blumenbach ist einer der renommiertesten deutschen Literaturübersetzer. Seine Übersetzungen der Arbeiten von David Foster Wallace sind mit Lobeshymnen bedacht worden, gerade sitzt er an »Witz«, dem Großwerk des amerikanischen Hyper-Intellektuellen Joshua Cohen. Ein Gespräch über das Übersetzen von Hochliteratur, Versäumnisse der Literaturkritik und die notwendige Unterscheidung von dicken und gewichtigen Büchern bei Preisvergaben.
An einem heißen Juli-Tag heißt nicht nur eines der besten Gedichte in Tom Schulz’ neuem Band Lichtveränderung. Der Titel ist auch Programm für die deutsche Lyrikszene, die sich in diesen Sommertagen wortreich feiert.
Stefano d’Arrigos zeitloses Epos »Horcynus Orca« gehört zu den ganz großen Romanen des 20. Jahrhunderts. Auf fast 1.500 Seiten lässt er uns an den letzten Tagen des desertierten Marinebootsmanns `Ndrja Cambrìa und seiner Odyssee an der vom Krieg zerstörten italienischen Küste und in Sizilien teilhaben. Moshe Kahn hat für diesen Solitär der italienischen Literatur eine Sprache gefunden, die deutsch und zugleich nach fernen Welten klingt. Eine übersetzerische Höchstleistung!
»Beweise uns, dass du die Mama bist«, fordern die beiden Brüder Lukas und Elias, als eine ihrer Mutter ähnlich sehende, aber vollkommen fremd wirkende Frau in ihre Ferienidylle eindringt. Ein grauenvolles Spiel um Macht und Vertrauen beginnt. Der Spielfilm »Ich Seh Ich Seh« von Veronika Franz und Severin Fiala, der bei den Filmfestspielen in Venedig lief, lässt wie ein Roman von Stephen King sämtliche Alarmsysteme in unserem Inneren anspringen.
Der Autor des »Dschungelbuchs« Rudyard Kipling wäre in diesem Herbst 150 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheinen gleich sechs seiner klassischen Werke in neuem Gewand. Mit Hochspannung erwartet werden die Übertragungen der Erstlinge von Harper Lee und Truman Capote sowie Neu- und Erstübersetzungen der Schlüsselwerke von Laurence Sterne, Henry David Thoreau, Henry James und Charlotte Brontë. Arno-Schmidt-Liebhaber können sich auf seine Übersetzung von Edward George Bulwer-Lyttons Porträt des viktorianischen Londons freuen.
In diesem Bücherherbst werden die voluminösen Werke von Jonathan Franzen, Clemens Setz, Feridoun Zaimoglu, Karl Ove Knausgård und Laksmi Pamuntjak für Debatten sorgen. Die Werkausgabe von Wolfgang Herrndorf, die Prosasammlung von Hans Carl Artmann und Siegfried Lenz Erzählungen lassen noch einmal in ihrer Literatur schwelgen. Ein Blick auf die zwanzig literarischen »Schwergewichte« der Herbstsaison.
Manu Larcenet beweist sich mit »Blast« endgültig als Meister der Neunten Kunst. In seiner von allen Nebengeräuschen bereinigten und dennoch überbordenden Grafik ist jedes Bild eine Hommage an die Natur und das Leben.
Nachdem vor zwölf Jahren in Paris die größte Werkschau von Paul Gauguin seit 1949 gezeigt wurde, präsentiert die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel noch bis Ende Juni nun eine etwas kleinere Retrospektive des Werks eines der wichtigsten Wegbereiter der klassischen Moderne.
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2015 erhielt der Berliner Verlag Berenberg den diesjährigen Kurt Wolff Preis. Damit geht der Preis verdientermaßen an einen Verlag, der in seinem Programm gleichermaßen Buchkunst und engagierte Literatur hochleben lässt. Dies hat auch die Leseerfahrung des Autors geprägt.
Die Leipziger Buchmesse wollte mit ihrer Bloggerpaten-Aktion im Rahmen der Initiative »buchmesse:blogger« alles richtig machen und hat am Ende fast alles falsch gemacht. Künftig muss es heißen: Wenn die Messe Aufmerksamkeit durch Blogger will, dann muss sie auch Aufmerksamkeit an die Blogger zurückgeben.
Die Stiftung Buchkunst kürt jedes Jahr die schönsten deutschen Bücher und die schönsten Bücher aus aller Welt. Ein offizieller Wettbewerb, der Schönheit messbar machen will. Über den Ansatz kann man streiten. Oder selbst losgehen und die für sich schönsten Bücher finden.
Der Berliner Germanist Joseph Vogl zeigt in seiner formidablen Funktionsanalyse der Finanzpolitik, wie Zentralbanken als unabhängige Regierungsenklaven entworfen wurden und unter den Vorzeichen demokratischer Modernisierungsprozesse zu konstitutionellen Aus(nahme)fällen geworden sind. Deren systemimmanentes Ziel bestand immer darin, die existierende Finanzpolitik aus Selbstzweck zu perpetuieren. Inzwischen stehen auch sie machtlos vor dem selbstgeschaffenen Götzen Markt.