Das 15. Internationale Literaturfestival in Berlin bietet nicht nur ein Staraufgebot an Autoren und Künstlern aus aller Welt, sondern auch ein Programm, das den Puls der Zeit trifft.
Migration bereichert die deutsche Literatur! Das haben wir dank der wunderbaren Romane von Feridoun Zaimoglu, Olga Martynova, Saša Stanišić, Terézia Mora, Ilija Trojanow, Olga Grjasnowa, Katja Petrowskaja oder Ursula Ackrill. Nicht in allen, aber in vielen ihrer Romane geht es auch immer um Fragen wie Was heißt Zuhause? Wo ist Heimat? Wie lange ist man fremd im Exil? Oder Wann wird einem das Herkunftsland fremd?
Fragen wie diese stehen auch im Mittelpunkt des diesjährigen Internationalen Literaturfestivals Berlin, das zum 15. Mal ausgerichtet wird. Eröffnet wird die 15. Auflage des ilb am 9. September von dem spanischen Bestsellerautor Javier Marías, der mit seinem neuen Roman So fängt das Schlimme an nach Berlin gereist ist und in seiner Eröffnungsrede über die Bedeutung des Fiktionalen und des Faktionalen für die Literatur gesprochen hat. In seiner Eröffnungsrede »Beginnen wir mit dem Anfang« berichtete er, dass er, wenn er über die Wahrheit schreibe, dies nur durch den Filter der Literatur machen könne. Die Wirklichkeit sei eine erbärmliche Schriftstellerin, erklärte er, »weil sie auf alles mal allzu viel Licht, mal allzu viel Dunkel wirft, weshalb das, was eine Geschichte zu sein schien, gar keine mehr ist, denn man erfährt entweder alles auf einen Schlag, oder man hat keine Chance, etwas zu begreifen, je nachdem«.
Den vorläufigen Abschluss des Festivals gestaltet die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev am 19. September, die ihren neuen, ihren persönlichsten Roman Schmerz vorstellen wird, bevor Salman Rushdie bei einer ilb-Nachveranstaltung im November seinen neuen Roman Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte vorstellen wird.
Allein diese drei Veranstaltungen lassen auf das Niveau des ilb schließen, dass sich von einem Insidertreffen zu einem tatsächlichen Literaturfest ersten Ranges gemausert hat. Dass es im Trubel der Hauptstadt dennoch nur eine (überaus wichtige) Randerscheinung bleibt, mag auch an der Verortung im alten Westberliner Kulturzentrum, dem Haus der Berliner Festspiele in Charlottenburg, liegen. Würde das Festival stärker ins Zentrum der Stadt ziehen, würde das sicherlich nicht schaden. Dafür bräuchte es aber auch eine bessere finanzielle Unterstützung des Festivals durch den Hauptstadtkulturfonds, der seit zehn Jahren auf 350.000 Euro eingefroren ist. Hier besteht Verbesserungsbedarf, dann könnte das festival sicherlich auch stärker in der Berliner Mitte aktiv werden.
Dafür gäebe es auch genügend Gründe, an lokaler Ausrichtung fehlt es nicht. Angesichts von erwarteten 70.000 neuen Schutzsuchenden in diesem Jahr in Berlin befassen sich zahlreiche Veranstaltungen mit der Situation von Flüchtlingen in und außerhalb Europas. Man suche sich so einen Schwerpunkt nicht aus, er läge förmlich auf der Hand, sagte Festivaldirektor Ulrich Schreiber bei der Vorstellung des Programms. Flüchtlinge und Asylsuchende kommen deshalb nicht nur kostenlos in alle Veranstaltungen, sondern es gibt während des gesamten Festivals Kooperationsveranstaltungen mit Willkommensklassen und Flüchtlingsunterkünften in Berlin. Auch die Leseperformance »Berlin liest« zum Auftakt des Festivals stand unter dem Motto »Neue Heimat?«. Am ersten Festivaltag fanden ab 6 Uhr morgens zwölf Stunden lang in ganz Berlin über 100 Lesungen zum Thema Flüchtlinge und Asylsuchende in Europa statt. Gelesen wurde das komplette Buch Neue Heimat? Wie Flüchtlinge uns zu besseren Nachbarn machen der weißrussischen Künstlerin Marina Naprushkina, die die Flüchtlingsinitiative »Neue Nachbarschaft // Moabit« mitbegründet hat. Mit dem Schicksal von Flüchtlingen und Asylsuchenden setzten sich auch die 22 Beiträge in der Berliner Anthologie auseinander, die in diesem Jahr den Titel Woher ich nicht zurückkehren werde trägt.
Dreh- und Kinderbuchautor Frank Cottrell Boyce betitelte seine Eröffnungsrede mit dem unmissverständlichen Satz »Öffnet die Tore der Festung«. Boyce, der unter anderem für die Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in London 2012 verantwortlich war, wird im Rahmen des Festivals auch seine eigene Fluchtgeschichte erzählen, wenn er sein Buch The Unforgotten Coat vorstellen wird.
[…] Erscheinens von Indigo. Setz war damals schwer erkrankt und körperlich geschwächt, wie er beim 15. Internationalen Literaturfestival in Berlin im Gespräch mit Zeit-Kritikerin Iris Radisch berichtete. Er habe nicht mehr als zwei Stunden pro […]
[…] der spanische Romancier Javier Marías am vergangenen Mittwoch das 15. Internationale Literaturfestival Berlin (ilb) offiziell eröffnete, sagte er, dass die Wirklichkeit eine erbärmliche Schriftstellerin sei, […]
[…] Übertragungen von Don DeLillo, George Saunders und Richard Ford, Raymond Queneau, Boris Vian oder Yasmina Reza. Nun hat er George Orwells »1984« neu übersetzt und dabei eine radikale Entscheidung getroffen. […]
[…] davon in aktuellen Büchern – zeichnen. Dabei unterschlägt sie nicht den Schmerz, mit dem einst Wole Soyinka, Ngũgĩ wa Thiong’o oder Kojo Laing die postkolonialen Brüche und Fehlentwicklungen kommentiert […]
[…] Mbue gehört zu jenen Autoren, die die britisch-nigerianische Autorin Taiye Selasi als »Afropolitan« beschreibt. Gemeint ist eine neue Generation von Weltbürger:innen mit afrikanischen Wurzeln wie Chimamanda […]
[…] Mbue gehört zu jenen Autoren, die die britisch-nigerianische Autorin Taiye Selasi als »Afropolitan« beschreibt. Gemeint ist eine neue Generation von Weltbürger:innen mit afrikanischen Wurzeln wie Chimamanda […]
[…] Rainald Goetz oder Friederike Mayröcker. In den letzten Jahren hatten Emine Sevgi Özdamar, Clemens J. Setz, Elke Erb, Lukas Bärfuß und Terézia Mora den Preis erhalten. Der Preis wird am 4. November 2023 […]