Lieder voller Liebe und Schmerz
Honorée Fanonne Jeffers erzählt die amerikanische (Gründungs)Geschichte aus der Perspektive afro-indigener Menschen. In ihrem fulminanten Debüt erfindet die amerikanische Lyrikerin die Great American Novel neu.
Honorée Fanonne Jeffers erzählt die amerikanische (Gründungs)Geschichte aus der Perspektive afro-indigener Menschen. In ihrem fulminanten Debüt erfindet die amerikanische Lyrikerin die Great American Novel neu.
Der Senegalese Mohamed Mbougar Sarr erhielt für »Die geheimste Erinnerung der Menschen« den Prix Goncourt 2021. Sein Roman ist die Beschwörung eines marginalisierten malischen Schriftstellers, eine Hommage an die Literatur und ein überwältigendes Leseerlebnis. Dies ist ein Roman, der bleiben wird.
Der 1975 erschienene Debütroman von Gayl Jones ist so kraftvoll und schmerzhaft wie ein Blues-Song. Er handelt von einer Blues-Sängerin und ihren Konfrontationen mit den verschiedenen Formen männlicher Gewalt. Mit Gayl Jones kann man eine außergewöhnliche Stimme der Schwarzen Literatur Amerikas wiederentdecken.
Bettina Wilpert erzählt in »Herumtreiberinnen« von drei Frauen, die sich ihrer Gegenwart nicht beugen und dafür teuer bezahlen müssen. Sie alle kommen zu unterschiedlichen Zeiten in ein Haus in der Leipziger Lerchenstraße. Der Roman zollt ihnen Tribut, indem er ihnen eine Stimme verleiht.
Von der Gegenwartsliteratur aus Spanien, dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse, beeindrucken vor allem die Romane junger Autor:innen, die sich intensiv mit den aktuellen Fragen der Zeit auseinandersetzen, die belastete Geschichte des Landes aber nicht außen vor lassen.
Dinçer Güçyeter hat im Juni mit dem Peter-Huchel-Preis die wichtigste Auszeichnung für deutsche Lyrik erhalten. Nun legt er mit »Unser Deutschlandmärchen« einen wort- und bilderstürmenden Roman über (s)eine türkische Einwandererfamilie vor. Ein Gespräch über schriftstellerische Abenteuer, proletarische Schreibschulen und ausgezeichnete Lyrik.
Climate Fiction ist die literarische Antwort auf den Klimawandel und dessen Folgen. Unter diesem Schlagwort suchen Autor:innen weltweit nach Wegen, über die Klimakatastrophe zu schreiben. Eine Erkundung eines entstehenden Genres – von Frank Schätzing über Maja Lunde bis zu Jens Liljestrand.
Der Amerikanerin Emily Segal gelingt in ihrem avantgardistischen Debütroman »Rückläufiger Merkur« ein Sittenbild der New Economy. Autor:innen wie Eileen Myles oder Chris Kraus stehen für ihren Kunst- und Konsumroman Pate.
Der südkoreanische Schriftsteller Cheon Myeong-kwan erzählt in »Der Wal« das 20. Jahrhundert mit all seinen erfüllten und unerfüllten Träumen als feministisches Märchen. Mit fast zwanzigjähriger Verspätung erscheint sein moderner Klassiker nun erstmals in deutscher Übersetzung. Die parallel erschienene englische Übersetzung des Romans hat es auf die Lonlist des renommierten International Booker Prize geschafft.
Erstmals wird eine non-binäre Autor:in für den Roman des Jahres ausgezeichnet. Kim de L’Horizon aus der Schweiz erhält den Deutschen Buchpreis für den autofiktionalen Identitätsroman »Blutbuch«. Ein Roman von einem Ort, an dem ein Sprechen über Vielfalt, Ambivalenz und Fluidität, Offenheit, Neugier und Lebenslust möglich ist.
Der in Sri Lanka geborene Autor Shehan Karunatilaka ist für seinen Roman »The Seven Moons of Maali Almeida« mit dem renommierten britischen Booker Prize ausgezeichnet worden. Die Jury beschreibt den Roman als unprätentiösen »Afterlife Noir, mit Anspielungen auf Dante und Buddha«.
Für seinen Debütroman »Und draußen feiern die Leute« erhält der 1991 in Celle geborene Autor Sven Pfizenmaier den 44. ZDF-»aspekte«-Literaturpreis. Damit gehen alle wichtigen Debütpreise in diesem Jahr in die Hauptstadt. Die Auszeichnung der ZDF-Kultursendung gilt der literarischen Qualität eines Erstlingsromans, kann in diesem Jahr aber auch als Bestätigung einer verantwortungsethischen Haltung verstanden werden.
Der Leipziger Domenico Müllensiefen tritt mit seinem Debütroman »Aus allen Feuern« in die Fußstapfen von Clemens Meyer. Daniel Schulz «Wir waren wie Brüder« und Hendrik Bolz literarisierte Erinnerungen »Nullerjahre« weiten den Blick auf die Nachwendezeit im Osten Deutschlands.
Miku Sophie Kühmel erzählt in ihrem neuen Roman »Triskele« von drei ungleichen Schwestern, die der Freitod ihrer Mutter zueinander führt. Dabei führt sie gekonnt die Ostperspektiven von drei Generationen zusammen.
Senthuran Varatharajah erzählt in »Rot (Hunger)« von der verzehrenden Kraft der Liebe. Sein die Grenzen der Sprache vermessender Text ist nicht nur der im besten Sinne gewagteste Roman des Jahres, sondern ein bleibender Solitär in der deutschen Literatur.