Vom Fressen und Gefressen werden
Der Amerikaner Anders Nilsen lässt in »Große Fragen« eine Horde Buchfinken den Rätseln des Daseins auf die Spur gehen und nimmt den Leser mit seinem ebenso eindringlichen wie anrührenden Comicroman gefangen.
Der Amerikaner Anders Nilsen lässt in »Große Fragen« eine Horde Buchfinken den Rätseln des Daseins auf die Spur gehen und nimmt den Leser mit seinem ebenso eindringlichen wie anrührenden Comicroman gefangen.
Es gibt eine Theorie, der zufolge jeder maximal sechs Handschläge von jeder x-beliebigen Person auf der Welt entfernt sei. Nur sechsmal guten Tag sagen, und man greift zur Hand des amerikanischen Präsidenten oder des Papstes. Winslows Charaktere geben einem das ungute Gefühl, dass man deutlich weniger Handschläge von der Verbrecherwelt entfernt ist. Zwischen Verbrecherboss, anerkannten Geschäftsmann und handzahmen Familienvater ist oft nur der Vorhang der Nacht, wenn alle Katzen grau sind.
Der Österreicher Nicolas Mahler zeichnet wie ein Berserker. Die Schlagzahl seiner Publikationen ist beeindruckend, seine Zeichnungen an Genialität kaum zu überbieten. Und auch die großen Klassiker können ihn nicht einschüchtern. Mit »Der Mann ohne Eigenschaften« hat er nun Robert Musils Jahrhundertroman in Bildern umgesetzt.
Dem WDR ist mit der preisgekrönten Produktion von »Ein letzter schöner Tag« ein wahrhaftiger Film darüber gelungen, wie der Alltag aus den vermeintlich sicheren Bahnen geraten kann, wenn ein naher Mensch sich das Leben nimmt. Authentisch und ohne ideologische Scheuklappen begleitet der Film eine Familie in einer Ausnahmesituation.
Deutschlands erste Professorin für Islamische Studien, Katajun Amirpur, hat sechs islamische Reformtheologen porträtiert, die den Islam nur in Verbindung mit Demokratie und Menschenrechten verwirklicht sehen. Tatsächlich repräsentativ für die innerislamischen Debatten sind die Thesen dieser Querdenker jedoch nicht.
Die »Fräulein«-Fotografien von Ellen von Unwerth erinnern an die Ästhetik Helmut Newtons. Allerdings nimmt seine Schülerin den starken Persönlichkeiten auf ihren Bildern die verordnete Strenge und gibt ihnen eine sinnliche Verspieltheit zurück.
Der Schriftsteller Ingo Schulze bringt auf wenigen Seiten auf den Punkt, was andere in mehreren Büchern nicht zu greifen bekommen. In seiner Dresdener Rede fordert er eine Revitalisierung des politischen Selbstbewusstseins gegen das alles ergreifende neoliberale Wirtschaftssystem. Ein Gespräch über die Unbilden der Zeit.
Kaum ein Mythos hat seine Faszination und düstere Anziehung bis heute so stark bewahrt, wie der des englischen Frauenmörders Jack the Ripper. In hunderten Büchern hat man versucht, dem Phantom auf die Spur zu kommen. Alan Moores Comic »From Hell« sortiert die zahlreichen Dokumente und ordnet sie zu einer modernen und packenden Geschichte an.
Der reinste Albtraum: Ein Planet mit zehn Milliarden Menschen. Der Klimaforscher Stephen Emmot glaubt, dass es keinen Ausweg mehr aus dem selbstgewählten Untergang gibt und schreibt dennoch dagegen an. Warum er das tut, erklärte er mir in Berlin.
Don Winslows »Tage der Toten« ist ein grandioses, weltgeschichtliches Epos über die Abgründe des Drogenkriegs in Mittel- und Südamerika und der verhängnisvollen Rolle der US-amerikanischen Geheimdienste. Brutal. Knallhart. Mörderisch.
Das »Neue Sehen« als ästhetischer Ausdruck der Neuen Sachlichkeit hat nicht nur die Malerei, sondern insbesondere auch die Fotografie geprägt. In Deutschland wird dieses von den Konventionen emanzipierte Sehen wiederentdeckt.
Benjamin Stein setzt sich in seinem Roman »Die Leinwand« kongenial mit seiner eigenen Biografie auseinander. Entstanden ist ein Zauberwerk um Dichtung und Wahrheit, ein grandioses Kunstwerk literarischer Gattung. Einer der großen Romane der vergangenen Jahre, der unter dem englischen Titel »The Canvas« längst internationale Lorbeeren einfährt.
Christophe Blains »In der Küche mit Alain Passard« und Guillaume Longs »Kann denn Kochen Sünde sein« erobern die Küche für die Neunte Kunst – und deren Leser für die kulinarischen Freuden.
Der Schweizer Buchautor Peter Stamm eröffnete mit einer von der Literaturkritikerin Insa Wilke moderierten Lesung aus seinem Roman »Nacht ist der Tag« den Berliner Lesemarathon Stadt-Land-Buch.
Der französische Comiczeichner David B. zeichnet die Geschichte seiner Familie aus der Perspektive eines Heranwachsenden, dessen Leben von der Epilepsie seines älteren Bruders überschattet wird. »Die heilige Krankheit« ist eine Perle in der europäischen Comiclandschaft.