»Siberia« von Abel Ferrara

In nahezu unmenschlichen Szenen geht hingegen Abel Ferrara den Geistern auf den Grund, die seine Hauptfigur plagen. Clint, gespielt von Willem Dafoe, hat sich in eine einsame Hütte in den verschneiten Bergen zurückgezogen, um dem Leben, dass er bisher gelebt hat, zu entkommen. Doch es eilt ihm nach, in Träumen und Visionen flammt es in seinem Inneren auf. Er begibt sich auf eine Reise, um die Vergangenheit abzuschütteln.

Es ist eine Reise in die eigene Dunkelheit, dahin, wo die Dämonen warten. Und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Das, was der Großmeister des experimentellen amerikanischen Kinos und Willem Dafoe da auf die Leinwand bringen, ist wie ein Film gewordener Albtraum von Hieronymus Bosch. Die Abgründe, die sich hier auftun, sind nichts für zarte Gemüter. Zugleich führt der Film aber auch hinauf in die Höhen der Metaphysik, wo Naturreligion und Mythologie die Hand reichen. Ein spezieller Film, der die Einsamkeit eines Mannes in dunkle Visionen und helle Erlösungsfantasien übersetzt, die laut kreischen und leise singen, wie die Sirenen im Wind.