Alle Artikel mit dem Schlagwort: James Joyce

Bora Cosic | Foto: Thomas Hummitzsch

»Von normaler Prosa versuche ich mich fernzuhalten«

Bora Ćosić ist zweifellos einer der größten osteuropäischen Autoren, über dreißig Bücher hat er bislang geschrieben. Mit »Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution« hat er seinen literarischen Durchbruch gefeiert, nun ist in Deutschland erstmals sein in den siebziger Jahren geschriebenes Opus Magnum »Die Tutoren« in der famosen Übersetzung von Brigitte Döbbert erschienen. Ein Gespräch über dieses sprachgewaltige und vielstimmige Werk, das in Jugoslawien zum Kultbuch avancierte, weil dessen Autor auf jeder Seite ein Fest des Oralen feiert und es nicht wie Marcel Proust dabei belässt, das Gewesene zu verehren.

Karl Ove Knausgård | Foto: Thomas Hummitzsch

Vom Überspringen des Hypes

Der Norweger Karl Ove Knausgård ist der Mann der Stunde der weltweiten Literaturszene. In seinem sechsbändigen Roman »Min Kamp« hat er den weltweiten Lobeshymnen zufolge die eigene Biografie in radikaler und schonungsloser Weise in Kunst verwandelt. Während in Norwegen bereits alle sechs Teile vorliegen, erntet in Deutschland gerade »Träumen«, der fünfte Band, fulminante Kritiken. Was macht das Phänomen Knausgård aus? Und lohnt sich jetzt noch der Einstieg? Fragen, die den Autor bewegt haben, einen Abend mit Norwegens erfolgreichstem Literaturexport zu verbringen.

Der Traum von ewiger »Pralinen-Prosa«

Ulrich Blumenbach ist einer der renommiertesten deutschen Literaturübersetzer. Seine Übersetzungen der Arbeiten von David Foster Wallace sind mit Lobeshymnen bedacht worden, gerade sitzt er an »Witz«, dem Großwerk des amerikanischen Hyper-Intellektuellen Joshua Cohen. Ein Gespräch über das Übersetzen von Hochliteratur, Versäumnisse der Literaturkritik und die notwendige Unterscheidung von dicken und gewichtigen Büchern bei Preisvergaben.

Foto Thomas Hummitzsch

Die Finsternis zwischen Skylla und Charybdis

Stefano d’Arrigos zeitloses Epos »Horcynus Orca« gehört zu den ganz großen Romanen des 20. Jahrhunderts. Auf fast 1.500 Seiten lässt er uns an den letzten Tagen des desertierten Marinebootsmanns `Ndrja Cambrìa und seiner Odyssee an der vom Krieg zerstörten italienischen Küste und in Sizilien teilhaben. Moshe Kahn hat für diesen Solitär der italienischen Literatur eine Sprache gefunden, die deutsch und zugleich nach fernen Welten klingt. Eine übersetzerische Höchstleistung!

Übersetzte Klassiker und gehobene Schätze

Der Autor des »Dschungelbuchs« Rudyard Kipling wäre in diesem Herbst 150 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheinen gleich sechs seiner klassischen Werke in neuem Gewand. Mit Hochspannung erwartet werden die Übertragungen der Erstlinge von Harper Lee und Truman Capote sowie Neu- und Erstübersetzungen der Schlüsselwerke von Laurence Sterne, Henry David Thoreau, Henry James und Charlotte Brontë. Arno-Schmidt-Liebhaber können sich auf seine Übersetzung von Edward George Bulwer-Lyttons Porträt des viktorianischen Londons freuen.

Literatur im Großformat

In diesem Bücherherbst werden die voluminösen Werke von Jonathan Franzen, Clemens Setz, Feridoun Zaimoglu, Karl Ove Knausgård und Laksmi Pamuntjak für Debatten sorgen. Die Werkausgabe von Wolfgang Herrndorf, die Prosasammlung von Hans Carl Artmann und Siegfried Lenz Erzählungen lassen noch einmal in ihrer Literatur schwelgen. Ein Blick auf die zwanzig literarischen »Schwergewichte« der Herbstsaison.

Gezeichnete Psychoanalyse oder: Ein Seelen-Strip-Tease

Nachdem die amerikanische Comiczeichnerin Alison Bechdel in »Fun Home« ihre Verbindung zu ihrem Vater verarbeitet hat, fügt sie mit »Wer ist hier die Mutter?« der einmal aufgenommenen Verarbeitung der Familiengeschichte einen zweiten Teil hinzu. An die erzählerische Leichtigkeit des Vorgängers reicht der neue Comic nicht ganz heran, dafür eröffnet die Erzählung den Zugang zu einer tieferen psychologischen Ebene.

Zwischen Grevesmühlen und New York liegt die Südsee

»Die Südsee ist einigermaßen versaut worden, es muss einmal gesagt sein. Schuld haben die Missionare. Nirgendwo auf der Welt, in keinem noch so gottverlassenen Winkel, tragen sich die Damen so hochgeschlossen, so total bedeckt, wie hier, in den einstigen Paradiesen der Bounty und der Seahawk.« Wo, wenn nicht in der Südsee, verstecken sich die Robinsons unserer Zeit? Dieser Frage geht Ernst Augustin in seinem fantastischen Roman »Robinsons blaues Haus« nach.