Jahr: 2016

Der Mythos des Spotttölpels

Erst stark, dann schwach – die Verfilmung von Suzanne Collins Weltbestseller-Trilogie »Die Tribute von Panem« ist komplett. Können die ersten beiden Teile noch prächtig unterhalten, gleitet die Erzählung mit den Mockingjay-Filmen in ein mäßiges, mit zahlreichen Superstars besetztes Effektkino ab.

Ein unverschämtes Dîner

Marco Ferreri gilt neben Luis Buñuel als siner der wichtigsten spanischen Regisseure seiner Zeit. Sein mit Stars besetzter Skandalfilm »Das große Fressen«, den er selbst lieber »Essen, Lieben, Scheißen, Sterben« genannt hätte, liegt nun in digitalisierter Form vor.

Wenn Übersetzerinnen und Übersetzer lesen

Urlaubszeit ist Lesezeit – das gilt auch für jene, die den deutschen Lesenden einen Großteil der Literatur überhaupt erst zugänglich machen. Trotz Abgabestress haben einige Übersetzerinnen und Übersetzer uns geschrieben, was sie in diesem Sommer lesen. Einige sehr gelungene Übersetzungen über die unten genannten Bücher hinaus legen wir ausdrücklich zur sommerlichen Lektüre ans Herz. Sie finden Sie in unserem Titelbild.

Living La Vida, Locas!

Die kalifornischen Hernandez-Brüder sind die Schöpfer der genialsten amerikanischen Langerzählung der Neunten Kunst. Der Reprodukt-Verlag lässt weckt zu seinem 25. Geburtstag mit zwei erzählerischen und zeichnerischen Perlen aus dem »Love and Rockets«-Universum die Hoffnung auf mehr.

Recherche gegen das Schweigekartell

Tom McCarthys starbesetztes Journalismus-Drama »Spotlight« erzählt davon, wie das kleine Investigativ-Team beim Boston Globe einen landesweiten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufdeckte. Für die zurückhaltende und zugleich dringliche Inszenierung wurde die Crew im Februar mit zwei Oscars ausgezeichnet.

»Ich habe immer gerne die Scheiße aufgewirbelt«

Das Kino von Louis Malle ist geprägt einerseits von einer endlosen Empathie gegenüber seinen Figuren und andererseits von einer faszinierenden Zeitlosigkeit. Ob film noir, Erotikdrama oder französische Sommerkomödie – sein Wagemut, sich immer wieder neu zu erfinden, macht ihn zum Schattenkanzler im Kabinett der Nouvelle Vague.

Der Treibstoff der schwarzen Vernunft

Der US-amerikanische Journalist Ta-Nehisi Coates schrieb im vergangenen Jahr seinem Sohn einen Brief, in dem er der Frage nachgeht, wie man in einem traumverlorenen Land in einem schwarzen Körper leben soll. Die Ereignisse in Louisiana zeigen, wie aktuell sein Werk ist. Die »Kritik der schwarzen Vernunft« des Nigerianers Achille Mbembe attestiert gar dem Kapitalismus rassistische Grundzüge, während sich der Sprachwissenschaftler Robert Stockhammer in den Untiefen der »Afrikanischen Philologie« verzettelt .

Sharon Dodua Otoo gewinnt Bachmannpreis

Britischer Triumph in Klagenfurt. Die Berliner Britin Sharon Dodua Otoo, der Zürcher Autor Dieter Zwicky, die Berlinerin Julia Wolf sowie die Wiener Schriftstellerin Stefanie Sargnagel sind die Gewinner beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2016. Damit gewannen beide Berliner Wettbewerbsteilnehmerinnen wie prophezeit einen Preis beim diesjährigen Wettsingen. Mit dem serbischen Autor Marko Dinić hat der Jahrgang 2016 auch einen viel gelobten tragischen Verlierer.

Des Wahnsinns fette Beute

Christiane Scherer alias Thea Dorn hat sich als erste Frau an den Faust-Mythos gewagt. »Die Unglückseligen« ist ein grandioser Wissenschafts- und Kulturroman, in dem weder Wissenschaft, Philosophie noch Poesie ein Mittel gegen Schmerz und Endlichkeit finden. Beim Schreiben hat es »Deutschlands brutalste Schreiberin« allerdings selbst mit der Angst zu tun bekommen. 

Die Berliner Seite von Klagenfurt

Vom 29. Juni bis zum 3. Juli findet in diesem Jahr der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb statt. In diesem Jahr hätte nicht nur die Namensgeberin des Literaturwettstreits ihren 90. Geburtstag gefeiert, auch der »Bewerb« hat ein Jubiläum, das Vierzigste. Zur Feier fünf Thesen zum fruchtbaren Literaturverhältnis von Berlin und Klagenfurt.