Alle Artikel in: Literatur

Hellsichtige Chronistin Haitis

Die Literatur von Marie Vieux-Chauvet wäre längst Teil des klassischen Kanons, hätte der Westen einen klareren Blick auf die Literatur des globalen Südens. Als Tochter Haitis hat sie die Geschichte ihres Landes und ihrer Menschen in der Literatur festgehalten. Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod sind ihre Werke endlich in einer entschieden offenen deutschen Übersetzung zu entdecken.

Wer will ich sein?

Montserrat Roig erzählt in ihrer Barcelona-Trilogie von Frauen auf der Suche nach ihrer Identität. In ihrem Hohelied auf die katalanische Selbstbehauptung zeigt die 1991 verstorbene Autorin eine Stadt, die unter der Geschichte tanzt und taumelt und erzählt von Frauen, die in Extremsituationen über sich hinauswachsen.

»Kafka hat auch Trost zu bieten«

Reiner Stach ist Herausgeber der bahnbrechenden dreibändigen Kafka-Biografie sowie zahlreicher Kafka-Schriften. Kaum jemand ist so tief in den rätselhaften und labyrinthischen Kosmos des Prager Autors vorgedrungen, wie Stach. Nun gibt er im Wallstein-Verlag eine neue Leseausgabe von Franz Kafkas Werken heraus.  Im Interview spricht er über seine Motive und die Zeitlosigkeit von Kafkas Literatur.

Dissidentisches Kopfkino

Stephanie Bart begibt sich für ihren bedrückenden Roman »Erzählung zur Sache« in die Gedankenwelt von Gudrun Ensslin. Dabei macht sie die Radikalisierung der RAF aus dem Inneren heraus verständlich, ohne die Taten zu rechtfertigen. In dem Versuch, dem dissidentischen Weltgeist eine Stimme zu geben, lassen sich Parallelen sowohl zu Klassikern wie Peter Weiss »Ästhetik des Widerstands« als auch zu Gegenwartsromanen wie Antone Volodines »Einige Einzelheiten über die Seele der Fälscher« ziehen.

Kafka Originals

Ob in der Schule oder später auf dem Sofa – um Franz Kafka kommen Menschen nicht herum, deren Herz für die Literatur schlägt. Wer verstehen will, wie der in Prag lebende Versicherungsbeamte mit seinen Schriften die Kultur bis heute prägt, muss sich in seine Textwelten begeben. Dazu laden verschiedene Neuerscheinungen ein, die kurz vor dem Kafka-Jahr erschienen sind oder bis zum 100. Todestag in den kommenden Wochen erscheinen.

Karmageddon in Colombo

In Shehan Karunatilakas Geisterroman »Die sieben Monde des Maali Almeida« kämpft ein Zocker und Kriegsfotograf um sein Nachleben. Dabei nutzt der in Sri Lanka lebende Autor alle Mittel der Literatur, um seine Leser:innen blendend zu unterhalten, während er die grausame Wirklichkeit des Krieges in all ihren Dimensionen einfängt.

Im Nebel der Ohnmacht

Der Exil-Iraner Amir Gudarzi erzählt in seinem Debütroman von dem, was ein iranischer Flüchtling auf seinem Weg nach Europa zurückgelassen, und dem, was er nicht erwartet hat. »Das Ende ist nah« nicht autobiografisch zu lesen ist nicht leicht, und nicht alles an diesem Text wirkt stimmig. Unabhängig davon erzählt Gudarzi eindrucksvoll von der grotesken Wirklichkeit der Willkommenskultur.

Leuchttürme und Abenteuer

Der Autor und Zeichner Walter Moers hat mit »Die Insel der Tausend Leuchttürme« einen weiteren Roman aus seinem fiktiven Kosmos Zamonien veröffentlich. Das Buch war seit Jahren angekündigt. Und um es gleich vorweg zu sagen: Das Warten auf diese Explosion aus Kreativität und Erzählfreude hat sich gelohnt.