Jahr: 2020

Wie krank ist der Mensch?

Geht man nach Abel Ferrara, dann wohnt das Kranke dem Menschen inne, tobt dort und bricht aus, wenn er sich am wenigsten wehren kann. Sally Potter und das Schweizer Duo Stéphanie Chuat und Véronique Reymond setzen dieser Perspektive die Liebe entgegen, die von außen Halt gibt. Diese Liebe kann den kranken Mensch vielleicht nicht heilen, aber sie kann ihm seine Würde und damit als Mensch bewahren.

Neuanfang oder: Ich bin Deutschland

Kein Film brachte bei dieser Berlinale so viel Energie auf die Leinwand wie Burhan Qurbanis Adaption von Alfred Döblins Roman »Berlin Alexanderplatz«. In dem bildgewaltigen Film schlüpft ein afrikanischer Migrant in die Rolle des Franz Biberkopf, der in Berlin neu anfangen möchte.

Letzte Rettung

In seinem Dokumentarfilm »Welcome to Chechnya« begleitet der amerikanische Dokumentarfilmer David France LGBTIQ*-Aktivisten in Russland, die ihr Leben riskieren, um queere Menschen zu retten.

Der Elefant im Raum

Die amerikanische Filmemacherin Eliza Hittman ist mit ihrem in Sundance gefeierten Teenage-Abtreibungsfilm »Never Rarely Sometimes Always« im Wettbewerb der Berlinale vertreten. Eindrucksvoll erzählt sie darin davon, was es heißt, eine junge Frau zu sein.

Fast ganz unten

Bill und Turner Ross neue Dokumentation ist so nah an der Wirklichkeit wie eine Erzählung von Hunter S. Thompson. »Bloody Nose, Empty Pockets« handelt von einfachen Menschen mit echten Problemen und erzählt damit viel von der amerikanischen Gesellschaft.

Schöne neue Welt

Alles in diesem Film ist im besten Sinne überstrapaziert und überzogen, jedes denkbare Internetphänomen wird hier von seiner absurden Seite betrachtet – was durchaus seine Berechtigung hat, um die grundsätzliche Absurdität eines von unsichtbaren Daten und informationsgesättigten Clouds gesteuerten Lebens, wie es heute ein Großteil aller Menschen führt, sichtbar zu machen.

Auf Wasser gebaut

Christian Petzold präsentiert auf der 70. Berlinale seine Verfilmung eines deutsche Mythos. »Undine« ist sein insgesamt fünfter Beitrag im Wettbewerb. Wie schon bei »Transit« arbeitet er mit Paula Beer und Franz Rogowski zusammen. Ob er damit ähnlich erfolgreich sein kann, bleibt abzuwarten.

Érica Rivas in »El prófugo« von Natalia Meta | © Rei Cine SRL, Picnic Producciones SRL

Das Ding im Kopf

Der argentinischen Regisseurin Natalia Meta ist eine verschlungene Allegorie auf die Sehnsucht und das Begehren einer Frau gelungen, die sich auf eine geheimnisvolle Suche nach sich selbst macht.

Wir sind hier

In Regina Porters fulminantem Gesellschafts- und Familienroman »Die Reisenden« kreuzen sich die Schicksale des schwarzen und weißen Amerikas in den verschlungenen Stammbäumen zweier Familien vielfältiger Weise.

»Man muss ein homo politicus sein«

Es ist ein Abtritt auf Raten. Bevor Christoph Links in sein letztes Jahr als Verleger geht, hat er seinen vor 30 Jahren gegründeten Verlag noch bei Aufbau untergebracht. Ganz nebenbei wurde er von seinen Kolleg:innen noch zum Verleger des Jahres gekürt. Ein Gespräch über sein Erfolgsrezept, Versäumnisse der Wende und die Herausforderungen, einen Verlag in neue Hände zu übergeben.