Jahr: 2022

Durs Grünbein und Ines Geipel im Gespräch im Pfefferberg-Theater Berlin | Foto: Thomas Hummitzsch

Mit Frankenstein ins All

Die Schriftstellerin Ines Geipel macht sich immer wieder auf die Suche nach den Opfern der DDR-Diktatur. In »Schöner Neuer Himmel« geht es um die Biopolitik in der Weltraumforschung der DDR. In Berlin sprach sie mit dem Lyriker Durs Grünbein über mögliche Menschenexperimente im Wettlauf um die Vormacht im All und das Wegrutschen der Geschichte.

Ellen von Unwerth: "Lana del Rey", 2012 | © Ellen von Unwerth Studios

Weiblicher Blick

Noch bis Anfang Juli ist in Lübeck die Ausstellung »Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter« zu sehen. Dieses Who is Who der internationalen Fotokunst öffnet die Augen für Perspektiven, die die Wirklichkeit nicht ausblenden.

Die Zeit des Träumens ist vorbei

Der Politikberater und Transatlantiker Josef Braml erklärt in seinem aktuellen Buch die neue Weltordnung und gibt Europäern Orientierung, welche Rolle Europa künftig spielen kann. Zwar ist das Buch vor der von Olaf Scholz verkündeten Zeitenwende verfasst, aufgrund der genauen Analyse aber auch danach sehr lesenswert.

Foto: Thomas Hummitzsch

Zonengabi im Glück

Der in Rostock geborene Autor Gregor Sander folgt in seinem neuen Buch dem Ruf in den Westen. Abseits ausgetretener Pfade reist er nach Gelsenkirchen und trifft dort Menschen, die von den guten alten Zeiten träumen.

Les Années Super 8 | © Majority Production

Cannes zeigt Ernaux-Dokumentation

»Les Années Super 8« hat die französische Autorin gemeinsam mit ihrem Sohn aus privaten Aufnahmen zusammengeschnitten. Der essayistische Film, der ihr umfangreichstes Werk auf die Leinwand überträgt, wird beim Internationalen Filmfestival in Cannes in der kommenden Woche in der Nebenreihe »Quinzaine des Réalisateurs« gezeigt und startet im Dezember in den französischen Kinos. Im Herbst erscheint in Deutschland ein neuer Text der von Annie Ernaux.

Foto: Thomas Hummitzsch

»Es gibt nichts auf- und anregenderes als Sprache«

Mechtilde Lichnowsky ist eine große Unbekannte der deutschen Literatur der 20. Jahrhunderts. Mit der von Hiltrud und Günter Häntzschel liebevoll editierten »Werke«-Ausgabe kann man gut die Hälfte der facettenreichen und sprachlich herausragenden Texte der adligen »Fanatikerin der Prosa« entdecken. Und mit ihnen eine Stilistin ersten Ranges.

Foto: Thomas Hummitzsch

Keine Exil-Autor:innen

Seit 2017 denken Autor:innen, die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohen sind, bei »Weiter Schreiben« mit deutschen Schriftsteller:innen über ihr Leben und Schreiben nach. Zum fünfjährigen Jubiläum des Projekts erscheint ein Hörbuch, das beweist, das Literatur ein Überlebensmittel ist. Kurz vor der großen Release-Party konnte ich mit Annika Reich, der künstlerischen Leiterin des Projekts, über die Bedeutung persönlicher Begegnungen, das Ankommen in der deutschen Literaturlandschaft und die traurige Seite des Projekts sprechen.

Dem Weltgeist auf der Spur

Die Reporterin Gabriele Riedle hat einen weiblichen Abenteuerroman über die Abgründe des erzählenden Journalismus geschrieben. Ihr Roman »In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.« handelt vom Tod des Fotoreporters Tim Hetherington und dem gefährlichen Leben als Krisenreporterin.

Copyright: Thomas Hummitzsch

Eine eiternde Wunde

Die palästinensische Autorin Adania Shibli beschreibt in ihrem virtuosen Roman »Eine Nebensache« nicht nur ein monströses Verbrechen, sondern zeigt, wie die Wunden der Vergangenheit der Gegenwart im Nahen Osten den Stempel aufdrücken. Nadav Lapids aktuelle Filmsatire »Aheds Knie« steht dem nicht nach.

Die Kraft der Magie in dunklen Zeiten

Der georgisch-deutsche Regisseur Alexandre Koberidze erzählt mit großer Lust und in warmen Farben von einer fast unmöglichen Liebe in düsteren Zeiten. Sein Märchen »Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?« ist schon jetzt der zauberhafteste Film der Saison.

Werkausgabe von Jörg Fauser | Foto: Thomas Hummitzsch

Felix Magath der Literatur

Zu Lebzeiten als unkultivierter Schreiberling verkannt, kann man 35 Jahre nach seinem mysteriösen Tod den großen Erzähler Jörg Fauser und seine schonungslos ehrliche Kriminalprosa entdecken. Ein eindrucksvoller und selbstloser Kritiker war er zudem.

© Thomas Hummitzsch

Fatale Fehleinschätzungen

Klaus von Dohnanyi wollte ein politisches Alterswerk vorlegen, das von den Erfahrungen einer zusammenwachsenden Welt geprägt ist. Der russische Überfall der Ukraine macht sein Buch »Nationale Interessen« zu einem leichtgläubigen, intellektuell naiven Werk politischer Literatur, aus dem man bestenfalls noch lernen kann, wie man internationale Beziehungen künftig nicht mehr aufstellen sollte.

Foto: Thomas Hummitzsch

Mit diesem Roman hat Serhij Zhadan die Leichtigkeit verloren

Serhij Zhadans Roman »Internat«, ein dreitägiger Roadtrip in den Krieg, hat den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 in der Kategorie Übersetzung gewonnen. Am Tag nach der Preisverleihung durfte ich mit den Sabine Stöhr und Juri Durkot, den Übersetzer:innen von Zhadans Prosa, im Übersetzerzentrum der Leipziger Buchmesse über ihre Gefühlslage, die gemeinsame Arbeit an diesem atemlosen Roman sowie Zhadans kraftvolle Prosa und ihre Veränderung durch den Krieg im Osten der Ukraine sprechen.