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Der oulipotische Kern der Anomalie

Mit »Die Anomalie« hat Hervé Le Tellier 2020 den Prix Goncourt gewonnen. Sein Roman bietet beste Unterhaltung und große literarische Qualität. Er ist aber auch Teil einer besonders programmatischen Literatur. Aber wie finden sich die Oulipo-Merkmale in Hervé Le Telliers Roman? Im Rahmen des 21. Internationalen Literaturfestivals gab der Franzose im Literarischen Colloquium Berlin Einblick in seine Schreibwerkstatt.

Auf der anderen Seite des Universums

Beim Internationalen Literaturfestival in Berlin stand der Montagabend ganz im Zeichen des Booker Prize. Mit Maaza Mengiste und C Pam Zhang – erste in Addis Abeba geboren, zweite in Peking – waren zwei US-Autorinnen zu Gast, die im Rennen um den wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt waren. Mit ihren Romanen rückten sie verdrängte Geschichte und Minderheitenperspektiven in den Vordergrund.

Ein wahrhaftiges Buch!

Für mich ist es äußerst überraschend, dass Eva Menasses neuer Roman nicht auf einer der großen Buchpreislisten des Herbsts auftaucht. Die 1970 in Wien geborene Wahlberlinerin erzählt in »Dunkelblum« meisterhaft von einem NS-Verbrechen und seinen Folgen, ohne zur moralischen Aufarbeitungsliteratur zu verkommen. Weil sie sich nicht auf das Sensationelle des Moments, sondern das andauernd Alltägliche stürzt und so die Lebenslügen einer ganzen Dorfgemeinschaft aufdeckt. Ein Gespräch über Nazigewalt, überlieferte Wahrheiten und die Lasten der Gegenwart.

Finsteres Denkmal

Die englische Übersetzung von David Diops Roman »Nachts ist unser Blut schwarz« hat vor wenigen Tagen den International Booker Prize gewonnen. Der düstere Roman folgt einem Soldaten aus dem Senegal, der im Ersten Weltkrieg in der französischen Armee dient.

Bibliophile Querverbindungen

Die für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Titel in der Kategorie Übersetzung sind alle auf ihre Art bemerkenswert. Zudem gibt es spannende Querverbindungen zum International Booker Prize, zum Internationalen Literaturpreis sowie zu den nominierten Belletristik-Titeln.

Es war einmal Amerika

John Dos Passos beschreibt in einer epischen Roman-Trilogie, wie Amerika zu dem Land wurde, das wir heute kennen. Mit der Neuübersetzung von Dirk van Gunsteren und Nicolaus Stingl liegt ein Gründungsdokument der modernen amerikanischen Kultur nun in neuem Glanz vor.

Eine pulsierende Geschichte des Begehrens

Wie macht man eine problematische Geschichte, die vom Einzelnen nur lückenhaft zusammengehalten kann, nachvollziehbar und spürbar? Die Lyrikerin Rosmarie Waldrop hat in ihrem Roman »Pippins Tochter Taschentuch« Wege gefunden und eine eigene Poetik des Erinnerns entworfen, die in Ann Cottens Übersetzung im Rhythmus des Lebens pulsiert.

Mythen in Tüten

Iris Hanika lässt in ihrem kunstvoll verdichtetem Roman »Echos Kammern« eine nicht mehr ganz junge Künstlerin zwischen New York und Berlin nach sich selbst suchen. Dabei gerät sie an einen attraktiven Studenten, dem nicht nur sie verfällt. Die Lektüre dieses kenntnisreichen Romans verändert die Perspektive auf wichtige Fragen der Gegenwart.

Die Bedeutung des Flügelschlags

Mit »Die Vögel« hat Tarjej Vesaas 1957 den »besten norwegischen Roman, der je geschrieben wurde« (Karl Ove Knausgård) verfasst. Dessen Neuübersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel ist eine ergreifende Sensation und nur folgerichtig für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.