Film

Land der streunenden Hunde

Die größte mediale Aufmerksamkeit hat die Weltpremiere von »Superpower« (Berlinale Special Gala) erhalten, ein Film von Sean Penn und Aaron Kaufman über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Penn wolllte ursprünglich ein Porträt des ehemaligen Schauspielers, der nun plötzlich Präsident ist, machen. Doch dann kam der Krieg und Penns Filmteam war live dabei.

Sean Penn und Wolodymyr Selenskyj in »Superpower« von Sean Penn, Aaron Kaufman | © 2022. THE PEOPLE’S SERVANT, LLC. ALL RIGHTS RESERVED

Der Film macht keinen Hehl um seine politische Position, bildet einseitig die ukrainische Perspektive ab. Wie einfach der amerikanische Schauspieler und Regisseur dafür Zugang zu ranghohen Verantwortungsträgern bekommen hat, ist mitunter verwunderlich, aber man darf wohl nicht vergessen, dass dieser Film gut in die ukrainische Medienpolitik passen dürfte. »Superpower« singt allerdings kein braves Loblied auf Selenskyj, wenngleich Penn seine Bewunderung für den jungen Präsidenten nicht verschweigt. Bei den Gesprächen, die das Filmteam bereits vor dem Kriegsausbruch mit Menschen aus Selenskyjs Umfeld, mit politischen, militärischen und medialen Schlüsselfiguren sowie einfachen Leuten auf der Straße geführt hat, gibt es viele kritische Stimmen. Aber dann bricht der Krieg aus, Selenskyj bringt sich entgegen der Erwartungen vieler nicht in Sicherheit, sondern bleibt mit seinem Team im Zentrum des Krieges und verschafft sich so viel Anerkennung.

»Superpower« versetzt die Zuschauer:innen ins Epizentrum der Ereignisse im Februar 2022 und danach. Man ist quasi live beim Kriegsausbruch dabei, noch am selben Abend spricht Penn gefühlig mit Selenskyj über die Situation. Zwei weitere Exklusivinterviews kann Penn mit dem ukrainischen Präsidenten für den Film führen, allerdings macht er nur wenig aus dem Material. Stattdessen inszeniert er sich selbst als handelnden Akteur neben Selenskyj ins Zentrum des Films, riskiert mehr als einmal die Gesundheit seines Filmteams und tut so, als hätte er nach ein paar Gesprächen mit Expter:innen und Akteur:innen im innerhalb und außerhalb der Ukraine das Land verstanden. Von der wirklichen Situation in der Ukraine erfährt man hier hingegen wenig, dafür sollte man lieber einen der anderen Filme sehen.

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4 Kommentare

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