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Auserlesene ukrainische Literatur

Svetlana Lavochkina

Die 1973 in Zaporoschje geborene jüdisch-ukrainische Schriftstellerin Svetlana Lavochkina wanderte als Kontingentflüchtling 1989 nach Deutschland aus und lebt in Leipzig. Sie wurde bekannt mit ihrem Roman »Puschkins Erben«, den Diana Feuerbach ins Deutsche übersetzt hat. Er spielt in den 1970er Jahren in ihrer ukrainischen Geburtsstadt, die allen bekannt ist, sein dort das russische Militär im Zuge des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine Europas größtes Atomkraftwerk beschossen und dann unter Kontrolle genommen hat. Sie schildert dort das Miteinander von russischen, ukrainischen und jüdischen Kindern. Über die naiv-bissigen Perspektiven der Kinder fängt sie die Breschnew-Ära lebendig ein, thematisiert antisemitische Vorfälle, Gewalt gegen Frauen und die Arroganz der Stadt gegenüber dem Land.

Ihr neuer Roman ist dieser Geschichte nun vorangestellt, die Handlung von »Die rote Herzogin«, ebenfalls von Feuerbach übertragen, spielt vor gut 100 Jahren. Damals bauten Stalins Schergen den Dnjepr-Staudamm, das Herzstück der sowjetischen Industrialisierung. Chaim Katz und seine Frau Darja sind an vorderster Front mit dabei, sie sollen das Projekt inmitten finsterster Atmosphäre als Vorzeigeobjekt inszenieren. Doch in Stalins Überwachungssystem gibt es keine Gewissheiten, was Wahrheit und Lüge ist, was passiert und nicht passiert ist, liegt in der Hand des Diktators. »Die rote Herzogin« ist eine packende Groteske, die von staatlicher Brutalität, Größenwahn und Propaganda handelt. Ein schmales, überwältigendes Werk von bedrückender Aktualität.


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8 Kommentare

  1. […] propagiert, dass die Ukraine ein künstlicher Staat ohne eigene Kultur und Geschichte sei. Bereits in einem Beitrag zur zeitgenössischen ukrainischen Literatur hatte ich gezeigt, dass dies U… Die Filmreihe »Perspectives of Ukrainian Cinema« beweist nun für das Kino eindrucksvoll das […]

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